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Corona Nach dem Piks gibt’s im Impfzentrum Stendal Schokoriegel für 12- bis 16-Jährige

Zwar können sich jetzt auch 12- bis 15-Jährige in Stendal impfen lassen, doch das Interesse hält sich in sehr engen Grenzen. Manchmal kommen aber auch ganze Familien, um sich gegen Corona immunisieren zu lassen.

Von Andreas König Aktualisiert: 09.08.2021, 12:00
Impfungen für Kinder und Jugendliche von 12 bis 16 Jahren sind auch in Stendal möglich.
Impfungen für Kinder und Jugendliche von 12 bis 16 Jahren sind auch in Stendal möglich. Symbolfoto: Marta Lavandier/dpa

Stendal - Jasmin ist aufgeregt. Das 12-jährige Mädchen aus Osterburg hat sich gemeinsam mit Mutter Christine und Vater Timo nach Stendal zum Impfen aufgemacht. Etwas mehr los als an den vergangenen Tagen ist dort schon, doch von Auslastung kann kaum die Rede sein. Familie Roloff nimmt an einem der Klapptische Platz, liest sich geduldig die Aufklärungsbogen durch, unterschreibt und wartet. Trotz des mäßigen Zuspruchs dauert es noch ein wenig, ehe die Familie aus dem Vorbereitungszelt ins eigentliche Impfzentrum gehen kann.

Bislang wurden 33 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 12 und 16 Jahren in Stendal geimpft, ergibt eine Anfrage der Volksstimme beim Landkreis Stendal. Ob es an der fehlenden Empfehlung der Ständigen Impfkommission für die Altersgruppe liegt, an genereller Impfmüdigkeit oder -skepsis, oder daran, dass viele im Urlaub sind, lässt sich kaum einschätzen. Auf jeden Fall hat auch die von den Gesundheitsministern der Bundesländer entschiedene Freigabe der Impfungen bisher wenig dazu beigetragen, die Impfquote zu erhöhen.

In Stendal kann man sich à la carte impfen lassen

Familie Roloff jedenfalls ist gewillt, ihren Beitrag zu leisten. Von Engpässen kann keine Rede sein. In Stendal kann man sich sozusagen à la carte impfen lassen. Alle gängigen Präparate sind vorrätig. Die Eltern möchten den Impfstoff von Johnsons und Johnson, „weil man sich damit nur einmal impfen lassen muss“, wie Timo Rolof sagt.

Nach dem kurzen Aufenthalt im Wartezimmer geht es weiter zum aufklärenden Arzt, um Fragen zu beantworten. Dauern die Gespräche mit Eltern, die ihre Kinder impfen lassen möchten länger als die mit Erwachsenen?

Der Aufklärungsbedarf der jüngeren Altersgruppen „ist in etwa gleich, wobei die Ärzte bei Jugendlichen von sich aus ausführlichere Ausführungen machen und sich auch bemühen, die Wirkung des Impfstoffes so einfach wie möglich zu erläutern“, sagt Jana Henning von der Pressestelle des Landkreises.

Ob sie dem Impfwunsch von Eltern und Kindern nachkommen, liegt in der Entscheidung der Impfärzte.

Jasmin weiß nun alles Wesentliche und doch hat sie Angst. „Spritzen sind generell nicht ihr Ding“, bemerkt Mutter Christine.

Bei niedergelassene Ärzten ist das Interesse auch gering

Bei den niedergelassenen Ärzten im Landkreis ist das Interesse an Impfungen für 12- bis 16-jährige nicht viel größer, sagt der Chef der kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt, Jörg Böhme. „Natürlich müssen das letztlich die Eltern entscheiden“, sagt er. Es gebe bei einigen Kindern und Jugendlichen Nebenwirkungen, „aber nach meiner Auffassung überwiegt der Nutzen ganz klar die Risiken.“

Christine und Timo Roloff versuchen unterdessen, ihrer Tochter gut zuzureden, aber als es ins Impfzimmer geht, wird es Jasmin doch mulmig. Sie ist sehr aufgeregt „Ist gar nicht schlimm“, versucht auch Krankenpfleger Timo Briest die Zwölfjährige zu beruhigen.

Ab 30. September ist in Stendal wohl Schluss

Die Mitarbeiter des Impfzentrums strahlen professionelle Gelassenheit aus, obwohl ihre Tage im Impfzentrum vermutlich gezählt sind. Bis zum 30. September übernimmt der Bund die Finanzierung der Impfzentren. Danach ist für viele dieser Einrichtungen Schluss. Und das trotzt der immer häufiger und lauter werdenden Rufe nach Dritt- oder Auffrischungsimpfungen. Doch weder zur Zukunft der Impfzentren noch zu etwaigen Drittimpfungen gibt es bislang irgendwelche Entscheidungen, teilt der Kreis mit. Die Arbeitsverträge der Mitarbeiter des Impfzentrum sind befristet, und auch die derzeit noch drei verbliebenen Bundeswehrangehörigen dürften dann andere Aufgaben übernehmen. „Drei Mitarbeiter werden das Impfzentrum zum 31. August verlassen, um ihr beginnendes Studium vorzubereiten“, sagt Jana Henning. „Viele weitere Mitarbeiter werden ab Oktober wieder in den Hilfsorganisationen DRK und JUH eine Tätigkeit entsprechend ihrer Qualifikation (Gesundheits- und Krankenpfleger, Rettungssanitäter , Notfallsanitäter oder Sanitäter) aufnehmen, oder wieder ihre ’alte’ Stelle einnehmen.“

Bis dahin kümmern sich die Mitarbeiter um jeden Impfwilligen. Und jetzt geht es um Jasmin. Von den beruhigenden Worten kommt bei ihr offenbar wenig an. Sie klammert sich am Arm ihres Vaters fest, dann ein kurzer Piks und das war’s. Jasmin hat ihre Angst überwunden und die erste Impfung mit dem Biontech-Wirkstoff erhalten. Timo Briest reicht ihr ein Glas mit Schokoriegeln hin, Befreit lächelnd greift das Mächen zu. Es ist geschafft.