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Nach der Leukämie Für Fynn geht's wieder ans Meer

Mit drei Jahren erkrankt Fynn aus Kehnert an Leukämie. Er hat die Krankheit überstanden und bekam zum Geburtstag einen Wunsch erfüllt.

Von Birgit Schulze 07.09.2017, 12:00

Kehnert l Als der keine Fynn aus Kehnert an der Elbe an Leukämie erkrankt, ist er gerade drei Jahre alt. Mittlerweile hat er die Krankheit gut überstanden. Zu seinem sechsten Geburtstag haben ihm seine Eltern einen großen Wunsch erfüllt: Mit Hilfe des Vereins "Teddywünsche" darf Fynn wieder ans Meer reisen - um sich mit schönen Erlebnissen von der Krankheit zu erholen.

Fynn geht es heute wieder gut, seit einigen Monaten weiß seine Familie, dass er den Krebs überstanden hat. An seinem sechsten Geburtstag wurde deshalb mit Omas und Opas gefeiert – und mit „Teddy“. Den kennt Fynn schon aus der Magdeburger Uniklinik, wo er in den zurückliegenden zwei Jahren immer wieder viele Monate zugebracht hat. Und weil Mutter Peggy, die lange Zeit im benachbarten Elternhaus des Förderkreises krebskranker Kinder wohnte, davon gehört hatte, dass der auch größere Wünsche erfüllen kann, schrieb sie „Teddy“ eine Nachricht.

Darin ging es um einen Herzenswunsch des kleinen Fynn, der im Rahmen seiner Therapie auch einen Reha-Aufenthalt auf Sylt erleben durfte und so gerne wieder ans Meer fahren wollte. Mutter Peggy und Vater Ulrich Schmidt, der wegen der Erkrankung seines Kindes seinen mit Reisen verbundenen Beruf aufgeben musste, können sich das nicht leisten. Immerhin gehören zur Familie noch zwei weitere Kinder, die damals elf und 15 Jahre alt waren und ihre Eltern ebenso brauchten wie der kleine Fynn.

Zunächst gab es Torte und Geschenke und ein flottes Tänzchen mit „Teddy“ alias Maik Kuplich. Und dann erklärte der große braune Bär dem kleinen Jungen mit den dunklen Augen, warum er eigentlich gekommen war. Fünf Tage lang wird Fynn mit seinen Eltern in einem Ferienhaus in Sellin direkt an der Ostsee verbringen. Der stieß einen zunächst lauten, dann ungläubig leiser werdenden Freudenschrei aus und sagte immer wieder in alle Richtungen „Danke“.

Die Eigentümerin des Ferienhauses habe schon mehrfach mit dem Verein „Teddywünsche“ zusammengearbeitet, erzählt Maik Kuplich, der auch erster Vorsitzender ist. Seine Frau Tina ist die zweite Vorsitzende und faktisch immer mit dabei. Dass die beiden, die ehrenamtlich „Teddywünsche“ erfüllen, auf die Idee kamen, mit weiteren Mitgliedern einen solchen Verein zu gründen, hatte mit einem krebskranken Kind im Freundeskreis zu tun, das es nicht geschafft hat, die Krankheit zu überwinden.

„Man fühlt sich so hilflos und wir wollten einfach was tun“, erklärt Maik, den inzwischen alle nur noch „Teddy“ nennen. Seit 2010 engagiert sich das Paar aus Calbe zugunsten krebskranker Kinder, seit 2013 gibt es den Verein, der sich ausschließlich aus privaten Spenden finanziert. Mehr als 50 erkrankten Kindern konnte dieser inzwischen ihre Wünsche erfüllen und auch in Kehnert ließ „Teddy“ Maik ein richtig gutes Gefühl zurück.

Übrigens geht es Fynn, der gerne seinen Kindergarten in Cobbel besucht und Tiere liebt, inzwischen wieder sehr gut. Morgens sei er stets der Erste, der die Hühner und Enten ins Freie lässt und auch zwischendurch ist er immer wieder im Geflügelauslauf zu finden, wo sogar Kaninchen hoppeln und zwei fast zahme Gänse namens „Schnatterinchen“ und „Schreihals“ zu finden sind.

Seine Eltern haben ihm damals nur erzählt, dass er wegen seiner Bauchschmerzen ins Krankenhaus muss, alles andere hätte er wohl kaum verstanden, sagt Mutter Peggy. Und sie erzählt, dass Fynn bis heute verwundert ist, wenn jemand in seinem Umfeld von „Krebs“ spricht.

Welche Last die Eltern in den zurückliegenden zwei Jahren getragen haben, lässt sich wohl nur erahnen, wenn Peggy Schmidt von den Zeiten erzählt, in denen nicht klar war, wie die Behandlung anschlägt, der kleine Junge wegen Infektionsgefahr nicht aus der Klinik herausdurfte oder als sie selbst gebeten wurde, einer anderen Mutter zu erzählen, wie es im Krankenhaus zugeht, ohne ihr Angst zu machen.

Vater Ulrich, der damals für Fynn angefangen hatte, den Stall für Hühner und Enten zu bauen, ließ das Projekt ruhen, bis der kleine Junge wieder dabei sein konnte. Viel Halt gab der Familie auch das Elternhaus in Magdeburg, das ebenfalls über Spenden betrieben wird und in dem Fynn und seine Familie sich bis heute immer willkommen fühlen.