1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Tresen in Kanada ist wieder gefüllt

Nach Feuer Tresen in Kanada ist wieder gefüllt

Vor fünf Monaten stand die Auswandererfamilie Till aus Tangerhütte vor dem Aus. Nun ist der Neustart in Kanada geglückt.

Von Thomas Pusch 13.04.2017, 01:01

Delta/Tangerhütte l Ziemlich genau fünf Monate sind vergangen, seit ein Feuer den Traum der Auswandererfamilie Till in Kanada zu vernichten drohte. Am Nachmittag des 12. November stand die Produktionshalle ihres Altmaerker German Sausage House & Deli in Flammen, brannte komplett ab. Durch Hilfe aus der alten Heimat, die sie vor rund zehn Jahren verlassen hatten, und von den neuen Nachbarn gelang aber ein Neuanfang.

Jetzt wandte sich Stephan Till an die Volksstimme, um die kritische Zeit noch einmal Revue passieren zu lassen und sich zu bedanken. „Während des Feuers und den ersten Tagen danach standen wir vor dem Nichts. Wir hatten innerhalb kürzester Zeit alles, alles verloren“, macht ihn die Erinnerung immer noch betroffen. Die Gedanken drehten sich ums Aufgeben, darum, alles zu verkaufen. „Doch was sollten wir verkaufen? Wir hatten ja nichts mehr“, stellte sich die Situation recht hoffnungslos dar.

Es schwappte allerdings viel Trost über den großen Teich, Christian Geffers, ehemaliger Klassenkamerad von Stephan Till, wollte der Familie mehr als Worte zukommen lassen. Zusammen mit seiner Freundin Katrin Schirmer startete er eine Spendenaktion im Internet. „Wir haben die ganze Zeit seit der Auswanderung miteinander Kontakt gehalten, die Familie auch mehrmals in Kanada besucht“, schilderte er damals im Gespräch mit der Volksstimme. Da sei es für ihn selbstverständlich gewesen, zu helfen und auch um weitere Hilfe zu werben.

„Als wir dann von der großartigen Aktion erfahren haben, sind die Gedanken ans Aufgeben schnell verflogen“, schildert Till den positiven Effekt. Man habe sich wieder auf alte Tugenden besonnen, vor allem darauf, niemals aufzugeben. Immer Kopf hoch. „Also haben wir renoviert, die kleine Küche hinter dem Laden wieder in eine Wurstküche umgebaut“, beschreibt Stephan Till den weiteren Fortschritt.

Die Familie musste neue Maschinen anschaffen und in den ersten Wochen nach dem Brand Wurst von außen kaufen. Damit wurde allerdings schnellstmöglich wieder aufgehört, denn die Kunden merkten gleich, dass einige Sorten Zukauf waren und warteten darauf, dass die Produktion der Tills wieder anlief.

Am 7. Dezember vermeldete die Familie Till auf ihrer Facebookseite „Homemade sausage production returning“. Die Produktion der hausgemachten Würste war wieder angelaufen, zwar nur ganz langsam und Schritt für Schritt, aber eben ein sehr bedeutender. „Das Geschäft läuft wieder, doch nur auf halber Kraft“, ließ Till die Volksstimme zu jener Zeit wissen. Kurz vor Weihnachten komme man halt nicht nach mit der Arbeit.

„Nun, nach fünf Monaten, kann man sagen, dass wir wieder zu 100 Prozent voll da sind. Es läuft sehr gut, Kunden haben zu uns gehalten und genauso wie viele Freunde uns sehr viel Mut gemacht“, ist Till mittlerweile erleichtert.

Er weiß nicht, ob die Familie ohne die Spendenaktion heute noch im Geschäft wäre. Dabei geht es ihm in erster Linie nicht um das gespendete Geld, immerhin kamen fast 7000 Euro zusammen. Doch durch diese positive Resonanz habe alles noch mal eine ganz andere Bedeutung bekommen.

Die Liste derer, bei denen er sich bedanken möchte, ist recht lang, angefangen bei seiner Frau Sandra, der der größte Dank gebühre. „Sie hält die ganzen Jahre zu mir, hält die Familie zusammen und scheut auch nicht davor zurück, noch mal von vorne zu beginnen. Danke, mein Schatz“, ist er voll des Lobes. Der nächste Dank geht an die Initiatoren der Spendenaktion, Christian Geffers und Katrin Schirmer, und nicht vergessen werden sollen auch die übrigen Spender. Hervorheben möchte er noch die Belegschaft und die Familie Viehmann von Altmärker Fleisch- und Wurstwaren. Dort hat Till einst gearbeitet, in Anlehnung an die Firma wurde das Deli benannt.