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Nachtfahrten Verwaltung gegen Taxi-Dienstplan

Gespräche mit Unternehmern ergaben: Taxis sind in Stendal rund um die Uhr verfügbar.

Von Thomas Pusch 28.10.2016, 01:01

Stendal l Kreistagsmitglied Michael Kühn (FDP) hatte den Stein ins Rollen gebracht. Während der Kreistagssitzung Anfang September mahnte er einen Dienstplan für Taxis an. Das stehe dem Landkreis Stendal laut Taxiordnung zu, wenn die Unternehmen der Beförderungspflicht nicht von sich aus nachkämen. Und das sei in Stendal offenbar der Fall, nach 22.30 Uhr gebe es keine Taxis mehr am Bahnhof. „Stendal ist ein Hochschulstandort, hat diverse Gerichte und hat einen ICE-Halt. Da kann es nicht sein, dass Taxis nur so eingeschränkt fahren“, ärgerte er sich während der Sitzung.

Sebastian Stoll, zweiter Beigeordneter des Landrates, sicherte zu, den Fall zu prüfen. Im Wirtschaftsförderungsausschuss stellte er am Mittwoch die Ergebnisse vor. „Wir haben alle sieben Unternehmen aus der Hansestadt zum Gespräch eingeladen“, sagte Stoll im Gespräch mit der Volksstimme. Mit insgesamt 36 Fahrzeugen seien sie unterwegs, zwei Unternehmen würden den Dienst am Bahnhof bis 0.30 Uhr versehen. Natürlich könne es sein, dass trotzdem kein Taxi am Stand steht, weil der Wagen gerade unterwegs ist. „Wir können für Taxis aber keine Vorhaltefrist wie beim Rettungswagen einführen, der Kunde muss dann warten“, befand Stoll. Zudem gebe es eine 24-stündige Rufbereitschaft. „Wir haben uns die Situation in Magdeburg angesehen, auch dort steht um 2.30 Uhr nachts meistens kein Taxi am Bahnhof“, sagte er. Dann müsse eben angerufen werden.

Die Taxiunternehmen könnten es sich auch nicht leisten, rund um die Uhr am Bahnhof zu stehen. So habe der Mindestlohn den Personaleinsatz verändert, es werde noch strikter auf die Wirtschaftlichkeit geachtet. Außerdem sei die Finanzkraft in der Region gesunken. Die früher durchaus üblichen Fahrten zum Friseur oder zum Einkaufen würden ausfallen.

Recht teuer ist es außerdem, wenn Taxis nur stehen. „Laut dem Verband der Taxiunternehmen liegen die Realkosten bei 21,40 Euro pro Stunde“, erläuterte Stoll. Die würden sich unter anderem aus dem Lohn, der Finanzierung, verschiedenen Steuern, der Gema-Gebühr und Beiträgen zur Berufsgenossenschaft zusammensetzen. So müsste, wenn das Taxi zwei Stunden gestanden hat, eine Fahrt mindestens 50 Euro einbringen, damit sie sich lohnt. Läuft es schlecht für den Taxifahrer, möchte der Fahrgast nur um die Ecke gefahren werden – die Beförderungspflicht gibt ihm das Recht dazu – und der Fahrer stellt sich dann wieder hinten in der Schlange an.

Stolls Präsentation endete mit zwei Aufnahmen vom Taxistand auf dem Bahnhofsvorplatz. „Wenn man sich dort um 360 Grad dreht, kann man drei Telefonnummern erkennen, unter denen es 24 Stunden lang möglich ist, ein Taxi zu rufen“, erläuterte er. Daher riet er davon ab, einen Dienstplan für die Taxis aufzustellen. Zwar stünden nicht rund um die Uhr Taxis auf dem Bahnhof, es sei aber 24 Stunden am Tag möglich, sich einen Wagen zu bestellen.