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Notfallseelsorge Die Stendaler "Ersthelfer für die Seele"

Die Notfallseelsorge im Landkreis Stendal feiert 20-jähriges Bestehen. Neue Ehrenamtliche im Team sind willkommen.

Von Nora Knappe 27.09.2020, 02:00

Stendal l Sie sind die „Ersthelfer für die Seele“ – so bezeichnet Michael Kleemann die Ehrenamtlichen des Notfall- und Kriseninterventionsteams des Landkreises Stendal. Sie stehen Überlebenden bei Unglücken und Angehörigen von Unfall- und Suizidopfern zur Seite, betreuen gleichermaßen auch Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr, Technischem Hilfswerk oder Rettungsdienst. Derzeit sind es 22 Mitglieder, darunter Berufstätige genauso wie Rentner, die 365 Tage im Jahr über Bereitschaftspläne im Dienst sind. Etwa 50 bis 60 Einsätze pro Jahr gibt es, „es ist aber nicht berechenbar, ob und wann jeder Einzelne im Einsatz ist“, sagt Teamleiter Michael Kleemann.

Vor 20 Jahren wurde das Notfallseelsorge-Team im Landkreis Stendal als eines der ersten in Sachsen-Anhalt gegründet. „Der entscheidende Impuls kam aus dem ICE-Unglück bei Eschede, wo auf einmal klar wurde, dass die Einsatzkette perfekt funktioniert, um sich um alle körperlichen Verletzungen zu kümmern. Aber was bis dahin nicht im Fokus war: Wer kümmert sich eigentlich um die seelischen Verletzungen?“

Und eben nicht nur Opfer und Angehörige brauchen Betreuung, sondern auch die Einsatzkräfte. „Gerade wenn Kinder zu Schaden kommen oder die Einsatzkräfte sehr drastische Bilder, Geräusche und Gerüche erleben, stehen die Notfallseelsorger ihnen zur Seite“, sagt Kleemann, der zum Teamleiter prädestiniert scheint, kennt er doch als Feuerwehrmann und ebenfalls ehrenamtlicher Notfallseelsorger beide Perspektiven.

Über weitere Mitstreiter würde sich das Notfallseelsorge-Team freuen, so Kleemann. „Wichtig ist, dass man eine gewisse Lebenserfahrung hat, empathisch und psychisch stabil ist. Und man sollte in den letzten zwei Jahren keine massive persönliche Krise erfahren haben.“ Und auch wenn der Evangelische Kirchenkreis Stendal die Trägerschaft innehat, müsse man, um mitzumachen, „kein Christenmensch sein, aber aus dem Gefühl von Mitmenschlichkeit“ dabei sein wollen. Neben der Ausbildung in drei Wochenendkursen bekommen die Ehrenamtlichen eine regelmäßige Supervision.