1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Mit dem Traktor von Gohre nach Südtirol

EIL

Oldtimer Mit dem Traktor von Gohre nach Südtirol

Mit dem Wohnwagen am Traktor machen sich Rolf und Elisabeth Glöß auf zum Stilfserjoch in Südtirol.

Von Anastasia Hartleib 01.06.2018, 01:01

Stendal l Stundenlang könnten Elisabeth und Rolf Glöß über ihre Reisen erzählen. Über die Jahre haben sich unzählige Geschichten angesammelt, die sie gemeinsam mit ihrem Traktor erlebt haben. Denn die beiden 63-Jährigen fahren nicht einfach nur mit einem Auto in den Urlaub, sondern mit einem Deutz D4006, Baujahr 1968.

Wie sie dazu gekommen sind? „Ich habe den Traktor zu meinem 50. Geburtstag bekommen. Was schenkt man sich denn sonst, wenn man schon alles hat?“ erzählt Elisabeth Glöß. Gedacht war der Traktor vor allem für Hofarbeiten. Die Zweckentfremdung erfolgte allerdings ziemlich schnell: „Wir haben mit dem Traktor bereits früh Winterwanderungen gemacht. Und dabei sind wir darauf gekommen, dass wir ja auch im Sommer mit dem Trecker verreisen könnten.“

So war es dann auch. Ein Jahr nach der Anschaffung, also vor zwölf Jahren, verreisten die beiden zum ersten Mal mit ihrem Deutz. Nach Wismar, mit dem Wohnwagen hinten dran. Das scheint erstmal gar keine so weite Reise zu sein, doch bedenkt man, dass der Traktor nur 35 PS unter der Haube hat, sieht das schon anders aus. „20 km/h, schneller können wir gar nicht. Der Trecker ist schließlich eine Ackerausführung, die können nicht mehr“, sagt Rolf Glöß.

Aber genau das liebt das Ehepaar auch an ihrer Art zu reisen. „Wir fahren ja vor allem über die Dörfer und auf Kreisstraßen. Man lernt so viel kennen und bekommt Sachen zu Gesicht, von denen andere vermutlich nicht einmal wissen, dass sie existieren“, sagt Elisabeth Glöß. „Es ist einfach eine sehr entspannte Art zu reisen. Wir können trödeln so viel wir wollen und wenn es uns irgendwo gefällt, halten wir an und bleiben eben dort“, ergänzt ihr Ehemann.

Meistens führen sie ihre Reisen in die nördlicheren Gegenden Europas. In Polen, Dänemark und den Niederlanden waren sie schon. Vor zwei Jahren sind sie die Elbe hoch und das Küstenprofil der Nordsee abgefahren. Dabei haben sie gleich noch bei ihrem Sohn in Buxdehude halt gemacht und den ersten Geburtstag der Enkelin ausgerichtet. „Wir haben auf dem Campingplatz dort unseren Wohnwagen abgestellt und alles bunt geschmückt. Dann kamen die Kinder und haben noch Bratwürste und Kuchen mitgebracht. Das war ein wirklich tolles Fest“, erzählt Elisabeth Glöß.

Und wie es der Zufall so will, kam zur selben Zeit ein anderer Treckerwanderer, so nennen sich die mit dem Traktor Reisenden, auf den Campingplatz. „Der hatte eine Tour durch die baltischen Staaten gemacht und war auf dem Weg zu einer alten Schulfreundin in Hannover. Das war ein wirkliches Erlebnis!“, sagt Rolf Glöß.

Ihre diesjährige Reise führt die beiden Frührentner aus Gohre eher in den Süden. Am Sonntag, 3. Juni 2018, machen sie sich auf den Weg nach Südtirol, zu einem Oldtimer Traktor-Treffen am Stilfserjoch. Gemeinsam mit 300 anderen Teilnehmern tuckert das Ehepaar 2757 Meter in die Höhe, um auf der schweizer Seite des Stilfserjoch wieder herunterzufahren.

„Bei der Anmeldung haben wir ganz schön gefiebert. Dadurch, dass die Teilnehmerzahl begrenzt ist, muss man wirklich schnell sein. Innerhalb von einer dreiviertel Stunde waren alle Startplätze vergeben. Und wir sind dabei, die einzigen Starter aus Sachsen-Anhalt“, sagt der 63-Jährige stolz.

Sechs Wochen sind sie insgesamt unterwegs und fahren dabei rund 2500 Kilometer. Damit das Ehepaar auch rechtzeitig in Südtirol ankommt, beginnt ihre Reise bereits sehr früh. „Um fünf Uhr morgens fahren wir los. Wir müssen bis nach Wollmirstedt Bundesstraße fahren, damit wir erstmal raus kommen aus der Region. Und da behindern wir um die Uhrzeit die wenigsten Autofahrer“, sagt Elisabeth Glöß.

Danach gehe es wie sonst auch auf Kreisstraßen weiter. Auf Zeitdruck haben die beiden aber trotzdem keine Lust. „Nach der ersten Etappe von 170 Kilometern gehen wir es ruhiger an. Dann fahren wir pro Tag so zwischen 80 und 110 Kilometern. Aber da haben wir auch ganz viel Zeit zum trödeln eingeplant“, sagt Rolf Glöß.

Rolf und Elisabeth Glöß haben auch online ein Reisetagebuch.