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Ostermarsch Malala: „Bildung tötet Terrorismus“

Neun Jahre ist es her, dass es in Stendal einen Ostermarsch gab - bis zum Ostermontag 2017.

Von Egmar Gebert 17.04.2017, 18:54

Stendal l Rund 200 Menschen waren es, die sich ab 11.55 Uhr, oder wie sie es sagten „um fünf vor Zwölf“ vom Bahnhofsvorplatz auf den Weg machten, „um den alltäglichen Lauf der Dinge ein wenig zu erschüttern, die Menschen zum Nachdenken anzuregen“, wie es Demonstrationsleiter Mario Blasche sagte. Der Stendaler Linke-Politiker gehört zur Vorbereitungsgruppe Ostermarsch, ebenso wie Helmut Adolf von der Bürgerinitiative „Offene Heide“, seit Jahren einer der Cheforganisatoren der Ostermärsche im Norden Sachsen-Anhalts. Adolf hatte auch gestern wieder den organisatorischen Hut auf und war mit der Resonanz durchaus zufrieden, obwohl: „Es hätten sicher mehr sein können.“

Der Weg führte die Demonstranten durch die Breite Straße zum Campus, mit Zwischenstopp an der Jacobikirche, an der Propst Christoph Hackbeil zu den Ostermarschierern sprach. Er unterstütze das Motto des diesjährigen Ostermarsches „Für ein friedliches Miteinander – Pax an“. „Auslandseinsätze? Schnöggersburg als Exportschlager? Das liegt mir schon schwer im Magen“, sagte Hackbeil, der „zivile Friedensarbeit für unterstützenswerter, weil weit wirksamer“ hält.

Gut zwei Stunden später. Die Zahl der sich inzwischen auf der Wiese zwischen Audimax und künftigem Studenten-Wohnheim tummelnden Ostermarsch-Teilnehmer ist auf rund 250 gewachsen. Alexander Netschajew, Intendant des Theaters der Altmark, betritt die Bühne des den Marsch abschließenden Ostermarktes. Er beginnt mit Zeilen aus einem Gedicht, das Matthias Claudius 1778 schrieb und das aktueller nicht hätte sein können: „...‘s ist leider Krieg – und ich begehre, nicht schuld daran zu sein!“

Netschajews Worte gehen unter die Haut, als er unter anderem über die Giftgas- opfer in Syrien spricht, von sechs Jahren Krieg mit mehr als 500.000 Toten und fünf Millionen Menschen auf der Flucht. Sein Traum: „Wenn ich König von Deutschland wäre, würde ich jeden verfügbaren Euro in die Bildung stecken.“ Und Netschajew sagt auch warum. Er tut es mit den Worten Malalas, jenem pakistanischen Mädchen, dem Taliban ob ihres Kampfes für Kinderrechte in den Kopf schossen und die heute mit 19 Jahren UN-Friedensbotschafterin ist: „Mit Panzern tötet man vielleicht Terroristen, mit Bildung den Terrorismus.“