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Peanuts Charles M. Schulz hat Wurzeln in Stendal

Charlie Brown, Snoopy und Woodstock bringen die Menschen seit Jahren zum Lachen. Der Vater ihres Schöpfers stammt aus Stendal.

Von Kaya Krahn 25.11.2020, 23:01

Stendal l Der berühmte Comic-Zeichner Charles Schulz, Schöpfer der Peanuts mit ihren großen runden Köpfen, dem Hund Snoopy und dem kleinen gelben Woodstock, hatte seine Wurzeln in Stendal. Am 26. November 2021 wäre er 98 Jahre alt geworden. Er verstarb im Jahr 2000 in Santa Rosa, USA.

Über Charles Schulz ist viel bekannt, seine Lebensgeschichte wird in Museen und Büchern aufgeschlüsselt und seine zeichnerische Entwicklung bis ins Detail erklärt. Doch über seinen Vater, den Mann, der Charles die Liebe zu Comics und Zeitungen mitgab, ist weniger bekannt. Geboren in Stendal, begraben in Minneapolis – das Leben dazwischen geprägt von Depression, finanziellen Nöten, familiärem Zusammenhalt und seiner Liebe zu Hunden.

Carl Friedrich Schulz, „wurde am 25. April 1897 geboren“, wie Sarah Breaux, Archivarin des Charles M. Schulz Museum in Santa Rose, USA sagt. Hier in Stendal. Laut Angaben des Museums waren die Eltern von Carl Friedrich bereits vor seiner Geburt in die USA ausgewandert und kehrten nur für die Niederkunft zurück. Beide wurden selbst in der Altmark geboren.

Über seine Kindheit ist wenig bekannt. In dem Buch „Charles M. Schulz. Das große Peanuts-Buch“ von Andreas C. Knigge heißt es, dass Carl Friedrich drei Jahre die Schule besuchte und dann im Jahr 1917 in St. Paul in den USA einen Friseursalon übernahm. Mit drei Friseurstühlen und zwei Angestellten. Seine amerikanische Staatsbürgerschaft erlangte er nach Angaben von der Archivarin Sarah Breaux hingegen erst am 27. Februar 1935.

Seine Arbeit war für Carl sehr wichtig. Er sei „ein einfacher, ernster Mann“ gewesen, welcher „sechs Tage in der Woche, zehn Stunden arbeitete und am Sonntag seinen Laden herrichtete“, schreibt Knigge in seinem Buch. Im Anschluss an seine Arbeit widmete sich Carl Friedrich seiner zweiten Leidenschaft: der Begeisterung für Zeitungen und Comics. „Auf seinem Heimweg kaufte Carl regelmäßig die beiden Sonntagszeitungen aus Minneapolis. Die für St. Paul hatte er sich schon am Vorabend besorgt, wegen der Comic-Beilagen, die er über alles liebte“, schreibt Knigge. Eine Leidenschaft, die später auf den Sohn überging: „Mein Vater las viele Comics, und wir konnten uns darüber unterhalten und diskutieren, was mit den Figuren wohl als Nächstes passiert“, sagte Charles Schulz einmal.

Drei Jahre nachdem Carl den Friseurladen übernommen hatte, heiratete er Dena Schulz. Ihr Vater kam aus Norwegen in die USA. Nach ihrer Hochzeit zogen beide nach Minneapolis in eine Fünf-Zimmer-Wohnung. Dort kam am 26. November 1922 ihr Sohn Charles M. Schulz zur Welt. Schon durch den Spitznamen, den sein Onkel Charles gab, schien sein Weg in die Welt der Comics vorgezeichnet: „Sparky“ wurde er genannt, nach Sparky Plug, einem Rennpferd aus der Comic-Serie Barney Google.

Als Charles fünf Jahre alt war, zog die Familie wieder nach St. Paul. Laut Angaben von Knigge litt Carl Friedrich Schulz zu dieser Zeit bereits an chronischer Depression und fühlte sich in St. Paul besser als im „quirligen Minneapolis“. Er verbrachte nach dem Umzug viel Zeit in dem Friseursalon, den er wieder übernahm. Die Leute schienen ihn zu mögen, ihm wurde sogar vorgeschlagen, als Bürgermeister zu kandidieren. Sein Sohn wird später einmal über ihn sagen: „Ich hoffe, dass ich eines Tages so beliebt sein werde wie mein Vater.“

Carl Friedrich war ein liebevoller Vater. So schenkte er seinem Sohn etwa ein Dreirad und einen Baseballhandschuh, was so teuer für ihn war, dass er es in mehreren Raten abbezahlen musste. Später unterstützten die Eltern die Freude von Charles an Comics, etwa durch gemeinsame Ausflüge zu Comic Ausstellungen. Sie drängten Charles zudem nie ein Studium zu beginnen. Stattdessen finanzierten sie ihm Zeichenkurse, um ihn bei seinem Traum zu unterstützen. Die Studiengebühren für den Kurs beliefen sich auf 100 Doller pro Studienjahr – zu teuer für Carl Friedrich. Er zahlte die Gebühr in Raten ab, mehrmals geriet er in Verzug. Im Vergleich: Pro Haarschnitt nahm Carl laut Knigge etwa 50 Cent ein.

Vater und Sohn verband nicht nur die Liebe zu Comics: Beide waren große Hundeliebhaber. Einer der Familienhunde hieß Snooky – die Ähnlichkeit zu dem bekannten Comic-Hund Snoopy lässt sich kaum leugnen. Als Dena an Krebs erkrankte und Snooky bereits gestorben war, soll sie zu ihrem Sohn gesagt haben: „Falls wir jemals einen anderen Hund haben sollten dann nennen wir ihn Snoopy.“ Snop heißt auf Norwegisch so viel wie Süßigkeit.

Nach dem Tod von Dena gingen Vater und Sohn regelmäßig gemeinsam Abendessen. An einem dieser Abende erhielt Charles die Mitteilung, dass eine seiner Zeichnungen, die er immer wieder an verschiedene Zeitungen schickte, veröffentlicht werden wird. Dieser 29. Mai 1948 war der Anfang seiner Karriere. Charles Zeichenstil veränderte sich mit der Zeit, die Köpfe seiner Figuren wurden größer, die Körperhaltung unverkennbar. Die Peanuts entstanden. Übrigens: Der Name Charlie Brown ist kein Zufall. Ganze drei Männer mit diesem Namen prägten das Leben von Charles: ein Schulfreund, ein Vorgesetzter und der Chefredakteur des Kirchenblatts der Gemeinde, die er regelmäßig besuchte.

Die enge Bindung von Vater und Sohn zog sich bis an das Lebensende von Carl Friedich. „Am 29. Mai 1966 starb Carl an einem Herzinfarkt, als er seinen Sohn und dessen Familie in Sebastopol in Kalifornien besuchte“, sagt die Archivarin Sarah Breaux. Da er jedoch die meiste Zeit seines Lebens in Minnesota verbrachte, wurde er dort auf dem Forest Lawn Memorial Park in Maplewood begraben.