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Premierenfeier Unkenrufe trüben Vorfreude nicht

Bei der Premierenfeier im Stendaler TdA gab es Gelegenheit, mit dem designierten Intendanten Wolf E. Rahlfs ins Gespräch zu kommen.

Von Birgit Tyllack 03.09.2017, 23:01

Stendal l Nach 100 Minuten war es geschafft: Die Premiere zur Spielzeiteröffnung war erfolgreich über die Bühne gegangen. Das Publikum entließ die Schauspieler und Schauspielerinnen nur nach ausgiebigem und langanhaltendem Applaus von der Bühne und fand sich dann im Foyer ein. Getränke wurden bestellt, Meinungen ausgetauscht, dann gab es lobende Worte fürs Ensemble vom Intendanten Alexander Netschajew, der auch Regie geführt hatte.

Sophokles sei ein schwieriges Unterfangen, gab er zu. Zum Glück könne er sich auf eine „gute Mannschaft” und auf die Lotsenhilfe seiner Chefdramaturgin Cordula Jung verlassen. Und sowieso: „Dieses Haus hat einen guten ‚Spirit‘!” Das sei ihm bereits vor Amtsantritt von Vorgängern bestätigt worden.

„Ja, Leute reden nicht nur über Intendanten, Intendanten reden auch über Häuser”, so Netschajew. Und: „Das TdA hat einen guten Ruf!” Das war ein Kompliment an alle Mitarbeiter des Theaters, die auf, vor und hinter der Bühne gute Arbeit leisten. Hier würden sich alle mit „großer Loyalität an die Arbeit begeben“.

Zugleich beglückwünschte Netschajew damit Wolf E. Rahlfs, der ab der Spielzeit 2018/ 2019 die Geschicke des Theaters leiten soll. Einen wertvollen Tipp gab es noch für den designierten Intendanten Rahlfs: Man brauche vor allen Dingen „Nerven wie Drahtseile”.

Rahlfs, der zur Zeit mitten in den Proben für seine Inszenierung von „24 Stunden im Leben einer Frau” an der Badischen Landesbühne steckt, war zur Spielzeiteröffnung angereist. Viel Aufregung hatte es um seine Person gegeben, viele „Unkenrufe” angesichts der Entscheidung für einen Neuling auf dem Gebiet der Intendanz. Auf die Frage, ob das seine Freude über die Stelle in Stendal getrübt hätte, konnte der sympathische Schauspieler, Musiker und Regisseur nur lächeln. Natürlich würde er sich trotzdem noch freuen. Nach dem Erleben der Premiere erst Recht. Das Theater der Altmark böte einen „tollen Raum”!

Das hätte er bereits vor einigen Jahren festgestellt, als er hier einmal beruflich zu tun hatte. Für die kleinen Bühnen des Theaters sieht Rahlfs zum Beispiel viel Raum für „junge Regiehandschriften”. Bei zeitgenössischem Schauspiel („Zugegeben, ich fasse diesen Begriff sehr weit... alles nach 1945!”) könnten junge Regisseure sich erproben.

Am Abend der Spielzeiteröffnung stehen – wie eigentlich nach allen Premieren – die Mitwirkenden im Zentrum der Aufmerksamkeit. Trotzdem schweifte so mancher Blick heimlich oder auch offen neugierig zum „Neuen”. Verständlich.