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Projekt Wusterin macht Kunst in Berlin

Auf dem ehemaligen Grenzstreifen entstand 1990 das Parlament der Bäume. Dort entsteht nun eine Grenzbefestigung aus Holz-Panzersperren.

Von Thomas Pusch 04.11.2015, 00:01

Berlin/Wust l Panzersperren gehörten jahrzehntelang zum Bild der innerdeutschen Grenze. Im Parlament der Bäume in Berlin sind nun wieder Panzersperren errichtet worden. Sie sollen diesmal aber nicht Fluchtfahrzeuge aufhalten, sondern auf die Blockade der Gedanken aufmerksam machen. Die Idee stammt von einer Künstlerin aus Wust. Sie nennt sich Dafne B.

Aufgewachsen ist sie auf dem Land, aber mit 17 Jahren zog es sie in die große Stadt, nach Berlin. Dort absolvierte sie eine Lehre zur Damenmaßschneiderin. „Dieses Handwerk eröffnete mir die Möglichkeit, meine Ideen auch außerhalb der konventionellen Maßschneiderei umzusetzen“, sagte sie. 1993 entstand ihre erste eigene T-Shirt-Kollektion mit dem Namen „Auf Trab“. Alltagsgeschichten verwandelte sie in tragbare Unikate.

Es folgten noch mehrere weitere Textilkollektionen. Dann entdeckte Dafne B ganz andere Materialien für sich. Durch die Kombination von Textil und Bild gelangte sie zur Arbeit mit Metall und Holz. Für ihre Objekte verwendet sie alte Holzbalken aus Berliner Häusern, die sie über ihre ursprüngliche Funktion des Stützens und Tragens hinaus transformiert und in Kombination mit Metall und Licht ganz neu in Szene setzt. Hierbei geht es ihr immer um die Verwandlung und Bewegung von Form und Funktion.

Für ihr neuestes Projekt hat sie sich das am 9. November 1990 vom Aktionskünstler Ben Wagin als Gedenkort für die Mauertoten eingerichtete Parlament der Bäume als Schauplatz ausgesucht. Er erinnert an die Vergangenheit, sie will mit den 18 hölzernen Panzersperren im übertragenen Sinn auf Sperren aufmerksam machen. Das können ideologische Grenzen sein, Blockaden zwischen Menschen oder innere Hemmnisse. Dafne B will für Bewegung in den Köpfen sorgen, Erlebnisbilder, Heimatgedanken und moralische Werte sollen assoziiert werden.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) bezeichnet die Aktion in einem vorab veröffentlichten Grußwort als „deutliches Zeichen der Hoffnung und Zuversicht an einem Ort, der mit so viel Leid verbunden war“.

Die Installation wird mit einer rund halbstündigen Performance am kommenden Sonntag, 8. November, um 18 Uhr eröffnet. Einlass und Kartenvorverkauf ist bereits ab 17 Uhr. Das Parlament der Bäume befindet sich im Regierungsviertel an der Adele-Schreiber-Krieger-Straße.