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Prozess Attacke mit Dachlatte und Eisen

Mit massiven Gegenständen wurde ein Stendaler Wirt attackiert und schwer verletzt. Als Opfer sagte er jetzt im Prozess aus.

Von Wolfgang Biermann 17.10.2018, 23:01

Stendal l Am Morgen des 10. September 2016 sollen sie vor einer Gaststätte an der Ecke Beck-/Bahnhofstraße in Stendal erst randaliert und dann den Wirt mit Winkeleisen, Dachlatte und Schlägen traktiert und schwer verletzt haben. Das wird zwei Cousins, 25 und 20 Jahre alt, aus Gardelegen vorgeworfen. Die Volksstimme berichtete vom Prozessauftakt vor dem Landgericht Stendal.

Gestern sagte das Opfer als Zeuge aus. Fast eineinhalb Stunden – mit zehnminütiger Pause – wurde der emotional aufgewühlt wirkende 62-Jährige von Gericht, Staatsanwaltschaft, Rechtsmediziner und insbesondere den Verteidigern befragt. Die Angeklagten hatten beim Prozessauftakt wohl die Randale und auch die Attacke teilweise eingeräumt, diese aber mit Notwehr begründet. Demnach hätten sie sich nur zur Wehr gesetzt, als der Wirt mit dem Winkeleisen auf sie losgegangen sei. Dabei seien sie selbst erheblich verletzt worden.

Das Geschehen stellt sich aus Sicht des Opfers völlig anders dar. So sei er am frühen Morgen vom Lärm auf der Straße wach geworden. Aus dem Fenster schauend habe er gesehen, dass sich die Angeklagten an den Lampen der Terrasse zu schaffen machten. Er habe gerufen: „Lasst das.“ Dann habe er sich notdürftig angekleidet, sich ins Auto gesetzt und sei den in Richtung Bahnhof flüchtenden Angeklagten nach. Auf Höhe Schönbeckstraße hatte sich nach Aussage des Wirtes der ältere Angeklagte im Gebüsch versteckt.

Er sei ausgestiegen und auf diesen zu. Er solle die Lampen herausrücken, habe er zugerufen. Da habe der 25-Jährige einen Eisenstab hinter dem Rücken hervorgeholt und ihm damit gegen den Kopf geschlagen. Er habe sich verteidigt, dabei um sich geschlagen und dem Angreifer die Stange entwunden. Dann sei der Jüngere hinzugekommen und habe ihn mit Fäusten attackiert. Der Ältere riss sodann eine Latte von einem Reklameschild ab und schlug damit auf ihn ein. Dann sei er bewusstlos geworden und erst wieder zu sich gekommen, als Polizei und Notarzt vor Ort waren.

Dass ihm zwei Zeugen helfend beigesprungen waren, habe er nicht mitbekommen. Laut Arztbericht erlitt er schwerste Kopfverletzungen sowie Verletzungen am Becken. Das Opfer war zehn Tage im Krankenhaus und leidet nach eigenen Aussage heute noch an Kopf- und Beinbeschwerden.

Der 25-jährige Täter war noch vor Ort festgenommen worden, er hatte 2,1 Promille Alkohol im Blut. Der Jüngere entkam unerkannt, ließ aber seine Geldbörse mit Personalausweis als Visitenkarte zurück. Er entschuldigte sich gestern im Gerichtssaal beim Opfer.

Am Freitag sollen die beiden Helfer aussagen. Für den 24. Oktober kündigte das Gericht das Gutachten des Rechtsmediziners an.