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Radfahren Angst vor der Fahrbahn

Die Arnimer Straße in Stendal ist für Radfahrer ein Graus. Da, wo sich Autos sowie Zweiräder die Fahrbahn teilen, wird es eng.

Von Nora Knappe 03.09.2016, 01:01

Stendal l Radfahren auf der Arnimer Straße ist so eine Sache: Hier gelten derzeit noch Regelungen per Schild, die schon längst obsolet sind. Sie zwingen die Radfahrer, sich fahrend zu den Fußgängern zu gesellen. Dennoch stehen die Schilder und das heißt: Radfahrer haben sich danach zu richten. Zum Beispiel gleich zu Beginn stadtauswärts ab der Einmündung der Fabrikstraße: Radfahrer und Fußgänger teilen sich den Weg, der am ehemaligen Avacon- und jetzigen Landkreisverwaltungsgebäude vorbeiführt. „Das Problem hier ist, dass Beifahrertüren direkt auf den Weg geöffnet werden und dass Leute unvermittelt aus dem Gebäude treten können“, sagt Werner Hartig vom ADFC, der bundesweiten Interessenvertretung der Radfahrer, der sich die Situation gemeinsam mit der Volksstimme angeschaut hat.
Abgesehen davon wird an der schmalsten Stelle die Mindestbreite von 2,50 Meter nicht erreicht. Kurz vor der Gärtnerei endet die Benutzungspflicht, um dann wenig später ab Ziegelhof wieder zu gelten. „Ausgerechnet hier, wo die Fahrbahn übersichtlich ist und keine überdurchschnittliche Gefährdungssituation besteht, sondern sich die Verkehrslage entspannt“, moniert Hartig.
Der Stadtverwaltung Stendal ist das Problem bekannt und bewusst. Bei der letzten Befahrung im Sommer 2014 war negativ aufgefallen, „dass die Radwege teilweise noch beschildert und somit benutzungspflichtig sind. Dies entspricht nicht mehr dem Regelungswillen des Gesetzgebers“, erklärt dazu Nadine Jäger von der Örtlichen Verkehrsbehörde Stendal. „Die Schilder sind leider immer noch nicht abgeordnet. Im Rahmen der geplanten Verkehrsschau soll dies jedoch erfolgen.“ Das soll voraussichtlich im Herbst passieren.
Aber selbst wenn die Schilder weg sind, bleibt die baulich erkennbare Trennung von Geh- und Radweg durch rotes Pflaster beziehungsweise getrennte Trasse bestehen und damit auch die Möglichkeit der Benutzung – und somit die Gefahren an Engstellen oder durch bauliche Unzulänglichkeiten. Eine Anrainerin, die beim Besichtigungstermin gerade vor die Haustür trat, macht sich da im Moment noch keine Hoffnung auf Besserung. „Die Arnimer Straße muss ja noch gemacht werden, so lange wird sich wohl nichts ändern.“ Sie kann nachvollziehen, dass Radfahrer „statt auf der vielbefahrenen Straße lieber auf dem Gehweg fahren“ und fügt dennoch ein „Leider!“ hinzu. Denn das macht es für Leute, die aus den Häusern oder dem Blumenladen treten, gefährlich.
Nicht auf dem Gehweg, aber lieber auf dem baulichen Radweg fährt auch Marlies Klein, vor allem in Höhe des Blumenladens. „Der Bereich ist immer zugeparkt, so dass nur eine Fahrbahnhälfte befahren werden kann. Selbst die Autos haben Probleme, und ich glaube, jeder Autofahrer ist froh, wenn er keinen Radler vor sich fahren hat.“
Aber auch stadteinwärts stehen Radfahrer vor Problemen. Hier gibt es mit dem Ende des Arnimer Damms keine Benutzungspflicht und keinen baulich getrennten Radweg. Gerade zu Stoßzeiten wird es da oft drängelich auf der Fahrbahn, wie auch Marlies Klein schon erfahren musste: „ Es gab schon oft gefährliche Situationen, wo der Platz sehr eng wurde für mich, denn nicht alle Autofahrer warten auf so einen kleinen Radfahrer.“
Auch Ute und Frank Schulenburg aus Bindfelde können reichlich aus eigenem Erleben berichten, für sie sind Arnimer Damm und Straße Teil ihres Arbeitsweges. Es werde dort, so ist ihre beinah täglich gemachte Erfahrung, „für den Radfahrer zum Teil lebensbedrohlich, wenn man durch Kraftfahrzeuge ‚hautnah‘ überholt wird, weil sich Gegenverkehr anbahnt oder der Fahrzeugführer sich an linksseitig parkenden Pkw vorbeimogeln muss und man dabei fast touchiert wird“.
Die für Radfahrer stellenweise bedrohliche Enge der Arnimer Straße könnte zumindest durch eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 30 etwas abgemildert werden, schätzt Werner Hartig vom ADFC ein. Das, meint Frank Schulenburg, hätte aber nur einen Effekt, wenn sie auch kontinuierlich überwacht würde.