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Radwegbau Radfahren auf "Stiftersteinen"

Wer mit dem Rad zwischen Birkholz und Cobbel unterwegs ist, lebt nicht ganz ungefährlich. Ein Radweg wird seit vielen Jahren gefordert.

Von Rudi-Michael Wienecke 25.07.2018, 17:26

Birkholz l „Radfahren ist wie atmen“, schwärmt der Wahl-Birkholzer Werner Hartig. In seiner Jugend war er Radrennfahrer, logisch, dass auch heute für ihn der Drahtesel das Verkehrsmittel Nummer eins ist. Direkt vor seiner Haustür hat die entsprechende Infrastruktur aber Lücken. Während Tangerhütte noch relativ gut per Pedalkraft zu erreichen ist, müssen Radfahrer in Richtung Cobbel die Straße nutzen. Von da aus, wenn auch teilweise mehr schlecht als recht, gibt es in Richtung Elbe wieder ein separates Wegenetz.

Aktuell hält sich die Zahl der Radfahrer zwischen Birkholz und Cobbel in Grenzen, andere nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer sieht man noch seltener. Beim Nutzen dieser Straße hätten die Menschen ein „ungutes Gefühl“, umschreibt Hartig das Wort Angst. Diese ist nicht ganz unbegründet. Erst vor wenigen Monaten verstarb bei einem Unfall mit einem Trecker zwischen Uchtdorf und Mahlwinkel ein Radfahrer. Auch zwischen diesen beiden Orten fehlt ein Radweg und in anderen Regionen der Einheitsgemeinde Tangerhütte ist das Netz ebenfalls sehr lückenhaft.

Wenigstens im Bezug auf den Abschnitt zwischen Birkholz und Cobbel hat der Landkreis Stendal als Baulastträger die Situation erkannt. Bereits nach einer Verkehrszählung vor acht Jahren hielt die zuständige Behörde eine Trennung des Radverkehrs vom allgemeinen Verkehr für erforderlich. Auf der Prioritätenliste des Kreises ist dieser Weg deshalb bereits angekommen, in der Realität fehlt er aber noch. Es hapert, wie so oft, schlicht am Geld.

Nun will eine Initiativgruppe helfen, dieses Manko auszugleichen, den Prozess beschleunigen. Hinter dem Projekt „Lückenschluss im Wegebau“ stehen die Ortschaftsräte aus Bikholz und Cobbel, der Tangerhütter Heimatverein und mehrere Privatpersonen mit den Birkholzern Reinhard Traufelder und Werner Hartig als Frontleute. Gefordert wird ein fahrbahnbegleitender Weg auf der nur 2,3 Kilometer langen Strecke zwischen beiden Ortschaften, der mehrfach genutzt werden kann.

Die Idee zur Umsetzung ist sehr konstruktiv und hat Vorbilder. Das ist zum einen die Aktion „Dachschaden“, bei der vor wenigen Monaten die benötigten Eigenmittel für die Sanierung des Daches des Neuen Schlosses in Tangerhütte aus der Bürgerschaft gesammelt wurden. Zum anderen ist es die Tangermünder Initiative Stiftersteine. Die Namen von Spendern, die zur Sanierung der Stadtmauer beitragen, werden in selbiger verewigt.

Ähnliche Namensnennungen werden auch bald auf einem neuen Weg zwischen Birkholz und Cobbel zu finden sein, hofft Hartig. Auch wer einen Baum oder eine Bank für die Trasse spendiert, könnte seinen Namen auf einem Schildchen wiederfinden.

Nach ersten Schätzungen würde der Bau eines 2,5 Meter breiten Radweges mit Sicherheitsstreifen und Bankett zwischen beiden Orten rund eine halbe Million Euro kosten. Eine 90-prozentige Förderung vorausgesetzt, müssten also Eigenmittel in Höhe von etwa 50.000 Euro gesammelt werden.

Werner Hartig ist sicher, dass nach dem Lückenschluss die Zahl der nicht motorisierten Verkehrsteilnehmer enorm steigen wird. „Die Menschen warten darauf.“ Schließlich würden nicht nur die Radler profitieren, sondern auch Fußgänger, Menschen mit Kinderwagen oder Rollatoren, Rollschuh- und Rollstuhlfahrer.

Touristen könnten vom Elberadweg aus einen Abstecher nach Tangerhütte unternehmen, das Buddelschiffmuseum oder den Gartentraumpark besuchen. Die Stadt würde das aufwerten. Nun hoffen die Initiatoren, dass auch der Stadtrat dieser Idee positiv gegenübersteht. Bürgermeister Andreas Brohm braucht nicht mehr überzeugt zu werden, er steht hinter dem Vorhaben und sieht gute Chancen. Er wolle sich dafür einzusetzen, dass sich die Mittel für die Planungen im kommenden Haushalt wiederfinden. Dann könnte 2019 bereits ein Projekt vorliegen und gehe alles gut, könnte der Wegebau zwischen 2020 und 2022 verwirklicht werden, hofft Hartig. Der Landkreis seinerseits habe signalisiert, nach dieser entscheidenden Vorleistung den Weg in seinen Bestand übernehmen zu wollen.

Auf ihrer Seite haben die Radwegbefürworter außerdem noch ein ganz wichtiges Klientel. „Alle Flächeneigentümer haben signalisiert, den benötigten Grund und Boden zu verkaufen“, so Hartig.