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Rente Der Medizin bleibt Professor Bahnsen treu

Prof. Jens Bahnsen vom Johanniter-Krankenhaus Stendal geht am 1. Januar in Rente. Und doch bleibt der 68-Jährige aktiv.

Von Volker Langner 21.12.2017, 00:01

Stendal l Recht zufrieden sitzt Prof. Jens Bahnsen in seinem Chefarztstuhl in der Stendaler Klinik für Strahlentherapie. So hat er es sich vorgestellt. „Ich wollte keine Leere hinterlassen, wenn ich in Rente gehe“, sagt der Schleswig-Holsteiner, der vor knapp 19 Jahren nach Stendal kam, um die Strahlentherapie aufzubauen und zu leiten. Mit Dr. Gunnar Lohm, der bislang in Dessau tätig war, steht ein Nachfolger fest. Nun kann Jens Bahnsen guten Gewissens den Ruhestand genießen.

Obwohl, so ganz loslassen wird Jens Bahnsen noch nicht. Am Krankenhaus soll ein Tumorzentrum gegründet werden. Leiter: Prof. Jens Bahnsen. „Da habe ich aber adminis­trative Aufgaben, arbeite nicht am Patienten“, berichtet der Mediziner.

Die Medizin als Profession war ihm wohl in die Wiege gelegt worden, schließlich war sein Vater Landarzt. Allerdings hegte der Junge aus Legan, nahe des Nord-Ostsee-Kanals und der Stadt Rendsburg, erst einmal andere Berufswünsche. „Ich wollte Wissenschaftler werden, später dann Lehrer“, verrät Jens Bahnsen. Erst kurz vor dem Abitur entschied er sich für das Medizinstudium, das er in Marburg und Hamburg absolvierte und mit seiner Doktorarbeit in der Gynäkologie abschloss. „Letztlich habe ich dann auch gelehrt“, verweist er schmunzelnd auf seine Lehrtätigkeit an der Universitätsklinik Hamburg.

Ebenfalls in Hamburg absolvierte Jens Bahnsen seine Facharztausbildung als Radiologe, wechselte an eine Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie. Im Februar 1999 schließlich übernahm er die Verantwortung für die Strahlentherapie in Stendal, die Ende desselben Jahres den Betrieb aufnahm. Stendal sah Jens Bahnsen gleichermaßen als Herausforderung und Chance. „Mir wurde die Möglichkeit geboten, etwas ganz Neues in der Region aufbauen zu können. Anders als in der Nähe von Großstädten, wo zum Beispiel Uni-Kliniken die Strahlentherapie besetzen“, sagt der Chefarzt, der auch einen zweiten Grund, einen privaten, für die damalige Entscheidung ins Feld führt. Seine Frau hatte Verwandtschaft im Harz und wollte gern in die neuen Bundesländer ziehen.

Nach rund zwei Jahren, so Jens Bahnsen, habe sich die Stendaler Strahlentherapie etabliert. Inzwischen sei das Johanniter-Krankenhaus ein Zentrum der Tumorbehandlung für die Altmark und darüber hinaus bis in den Raum Perleberg. Rund 1000 Patienten zählt die Klinik jährlich. „Stand die Strahlentherapie einst im Ruf, nur beim Endstadium zum Einsatz zu kommen, um Schmerzen zu lindern, können wir inzwischen viele Menschen heilen“, erklärt der Professor. Wie er berichtet, würden etwa 90 Prozent der Patienten geheilt, die an Brustkrebs und an Prostatakrebs – also den häufigsten Krebsarten – erkrankt sind. Zudem gibt es eine Zunahme von Schmerzbehandlungen, beispielsweise bei Fersensporn und Schulterverletzungen.

Als einen wichtigen Entwicklungsschritt für die Strahlenklinik bezeichnet Jens Bahnsen die Anschaffung eines zweiten Beschleunigers vor acht Jahren. Die Geräte, mit denen die Tumorzellen bekämpft werden, seien nämlich hochsensibel und haben durch Defekte ihre Ausfallzeiten. „Mit zwei Beschleunigern ist der Betrieb kontinuierlich. Patienten müssen nach Anfahrten, die schon mal 60 Kilometer und länger sind, nicht unverrichteter Dinge wieder nach Hause geschickt werden.“

Wichtiger Garant einer erfolgreichen Arbeit für den Patienten ist für Jens Bahnsen „natürlich ein funktionierendes Team“. „Mein Team, meine Leute“ werde er vor allem vermissen, antwortete er auf eine entsprechende Volksstimme-Frage. 15 Mitarbeiter gehören der Abteilung an: Ärzte, medizinisch-technische Assistenten, Physiker und Bürokräfte. „Wir sind ein demokratisches Team“, schätzt der Chef ein. Ihm sei es wichtig, dass Anweisungen für alle nachvollziehbar sind. Auf wöchentlichen Besprechungen seien Anordnungen begründet und diskutiert worden.

Diese Beratungen sind für Jens Bahnsen nun Geschichte, wie auch der Klinikalltag. Langeweile dürfte bei dem fünffachen Vater und zweifachen Großvater, der mit seiner Frau in Tangermünde lebt, aber nicht aufkommen. Da ist nicht nur das angestrebte Tumorzentrum. Bahnsen betreibt auch eine Homepage, also eine eigene Seite im Internet. Und nicht zuletzt engagiert er sich seit der Jahrtausendwende im Arendseer Lions-Club. Da leitete er unter anderem als District Governor die Club-Geschicke für Thüringen und Sachsen-Anhalt.

Die Tätigkeit bei den Lions ist für Jens Bahnsen ein Wohlfühlfaktor in seiner Wahlheimat Altmark, wo es ihm Tangermünde und Arendsee besonders angetan haben. Umso mehr schmerze es ihn, dass „die Region mitunter schlechtgeredet werde, auch durch Einheimische“. Dabei verfüge die Altmark über frische Luft, saubere Gewässer, seien die Lebenshaltungskosten relativ günstig. Und so wünscht sich der angehende Rentner: „Die Menschen sollten weniger pessimistisch sein.“