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Sanierung Damit die Kirche wieder Halt gewinnt

Am Löwenportal der Marienkirche Stendal bröckelt das Mauerwerk. Die Sanierung soll in Kürze beginnen, die Spezialziegel sind bestellt.

Von Nora Knappe 16.06.2016, 01:01

Stendal l Gerade hat der Förderverein Glocken St. Marien sein 20-jähriges Bestehen gefeiert. Das bot natürlich Gelegenheit, zurückzuschauen auf bereits Geleistetes zum Erhalt der Stendaler Stadtkirche: zum Beispiel die Instandsetzung des berühmten Geläuts, die Anfertigung der Zifferblätter, Reparatur- und Sanierungsarbeiten an der Orgel und die Restaurierung des Löwenportals. Grund, sich zurückzulehnen, ist das dennoch nicht, denn die Marienkirche, so hatte es Fördervereinsvorsitzende Bärbel Hornemann einmal formuliert, ist eben eine Dauerbaustelle.

Eine vermeintlich kleinere Baustelle wurde erst vor wenigen Tagen beendet: Auf den schräggestuften Gesimsen der Kapellen gen Kornmarkt wuchsen Birken, das Wurzelwerk hatte sich im Mauerwerk so tief verankert, dass Regenwasser ins Kirchen­innere durchsickerte. „Dramatisch dabei war, dass die unteren Ziegelschichten total lose waren“, berichtet Bärbel Hornemann. „Da wäre es nur noch eine Frage von wenigen Tagen gewesen, bis sie heruntergekracht wären.“

Mit Helmut Hellriegel hat man einen Maurer im Verein, der alle kaputten Stellen neu verfugt und teilweise neue Steine eingesetzt hat. Arbeit im Wert von etwa 3000 Euro wurde da verrichtet, schätzt Bärbel Hornemann. Nun müssten die Gesimse noch mit Bleiplatten abgedeckt werden, wie an anderen Stellen der Kirche schon geschehen. Eine Frage des Geldes: 20  000 Euro wären wohl nötig. Dieses Geld aber ist erst einmal nicht da.

Umso froher sind Bärbel Hornemann und ihre Mitstreiter des Fördervereins, dass aus Eigenmitteln und städtischem Rest-Fördergeld knapp 10.000 Euro sowie 5000 Euro von der Stadtgemeinde vorhanden sind, um die Fassade zur Marienkirchstraße hin zu sanieren. Denn bei der Restaurierung des Löwenportals 2014 waren unvermutet weitreichende Schäden in der Mauerschale zutage getreten. Frostabsprengungen wegen eindringender Feuchtigkeit waren hier am Werk. Hinzu kommt, dass die von außen an den Fenstern angebrachten Windeisen rosten – über die Verankerung im Ziegelstein dringt der Rost ins Mauerwerk und schädigt es. Die brüchige Substanz gefährdet letztlich die Stabilität der Kirche.

Insgesamt müssen an die 1400 Backsteine ausgetauscht werden. 350 Steine davon – jene mit Rundungen und Aussparungen in Fensternähe – sind Spezialanfertigungen. „Es sind insgesamt elf unterschiedliche Ziegelformsteine in Auftrag gegeben worden“, erklärt Hornemann. Für die musste jeweils eine gesonderte Form gebaut werden, um die handgefertigten Backsteinziegel entsprechend herstellen zu können. Dies erledigt eine Ziegelei in Dresden. „Der Stückpreis eines Sonderformziegels liegt bei 22,50 Euro, die jeweiligen Formen kosten 245 Euro pro Stück“, verdeutlicht Bärbel Hornemann die preislichen Dimensionen. Hinzu kommen dann noch die neuen Windeisen für die Fenster und die Glasarbeiten – diesen Kostenpunkt übernimmt die Stadtgemeinde.

Die Spezialziegel sollen in etwa vier Wochen geliefert werden, die vorbereitenden Arbeiten aber sind schon im Gange. Weshalb es eben in St. Marien auch jetzt immer noch und schon wieder wie auf einer Baustelle aussieht.