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Schulschließung Schule in Stendal wartet auf Laptops

Die Volksstimme fragte in der Sekundarschule Diesterweg in Stendal, wie der Schulltag digital läuft. Antrag auf mehr Endgeräte ist gestellt.

Von Donald Lyko 31.01.2021, 06:00

Stendal l Die vierte von vier Rechenaufgaben ist gelöst, den „Fertig“-Haken gesetzt, abgeschickt – und prompt bekommt Paula Eggert die Auswertung auf den Laptop-Monitor: zwei Antworten richtig, zwei falsch. Für die falschen Ergebnisse liefert das Mathe-Programm gleich die Erklärung zum richtigen Lösungsweg. Paula geht auf Nummer sicher und mit Mathe-Lehrerin Heike Sze­brat die Aufgabe noch einmal durch.

Denn sie möchte möglichst gut auf die anstehenden Prüfungen vorbereitet sein. Dass sie diese Möglichkeit hat, freut die Neuntklässlerin, auch wenn Paula ganz zufrieden mit dem Online-Unterrichtsangebot ist. „Damit lässt sich gut lernen“, sagt sie, schränkt jedoch ein: „Bei den Fremdsprachen ist der Unterricht in der Klasse aber schon besser.“

Paula Eggert gehört zu den sieben Hauptschülern, die nach neun Schuljahren in wenigen Monaten ihren Abschluss machen. Für sie und die 60 Zehntklässler, die sich auf den Realschulabschluss vorbereiten, gibt es aktuell Präsenzunterricht im Wechsel. Die Zehntklässler sind in Zehner-Gruppen aufgeteilt, um in den Räumen Abstände einhalten zu können. Eine Runde mit drei Zehner-Gruppen geht Montag, Mittwoch und Freitag zur Schule, die andere am Dienstag und Donnerstag.

In der Folgewoche wird der Turnus geändert. An den Tagen dazwischen wird daheim gelernt. So sind maximal 37 Schüler des Abschlussjahrgangs (30 Real- und sieben Hauptschüler) am selben Tag in der Schule. „Das können wir sehr gut steuern“, sagt Schulleiterin Silvia Mattner, die sich ihr letztes Dienstjahr auch anders vorgestellt hatte.

Hinzu kommen die Kinder bis zwölf Jahre, für die eine tägliche Notbetreuung von 7.30 bis 13 Uhr angeboten wird. Das waren Ende dieser Woche drei Schüler von insgesamt 57 in der Altersgruppe. Aktuell hat die Diesterweg-Sekundarschule 372 Schüler.

„Und die müssen alle ins System“, nennt die Schulleiterin eine Herausforderung für die technische Umsetzung des Online-Unterrichtes. Vieles habe sich im Laufe der Monate einspielen müssen. So wurde im Mai vorigen Jahres für alle Lehrer eine Dienst-Mail eingerichtet für den Austausch. Dann hat sich die Schule für den Landesbildungsserver mit der Lernplattform Moodle angemeldet.

Auch die nächsten Schritte waren ein gutes Stück Arbeit. Von den Eltern mussten Datenschutzerklärungen einholt werden, jeder Schüler und Lehrer musste im System angemeldet werden. Zwei Lehrerinnen steuern das für die Diesterweg-Schule, sie haben auch die Fortbildung der Kollegen übernommen. In vier Videokonferenzen hatten Schulleitung und fünf Lehrer schon im zweiten Halbjahr des vorigen Schuljahres ein Medienbildungskonzept für die Schule erarbeitet – als Grundlage für Anträge zum Digitalpakt.

Im November waren alle Schüler in Moodle angemeldet. Da gab es aber noch Präsenzunterricht. Als dann Wochen später mit dem Lockdown der Unterricht daheim begann, hatten einige Schüler ihr Passwort schon wieder vergessen. Silvia Mattner: „Wir haben jetzt drei Kollegen, die sich darum kümmern dürfen.“ Denn die Anmeldung muss immer über einen Lehrer laufen.

Auf dem Landesbildungsserver wird von einigen Kollegen zudem das Programm Emu­Cloud genutzt. Für die Schulleiterin ganz legitim: „Man kann die Kollegen nicht zwingen, wie sie arbeiten.“ Die vergangenen Monate seien für die 31 Kollegen „ein ganz schöner Prozess“ gewesen, in dem gemeinsam an der Umsetzung des Online-Unterrichts gearbeitet wurde.

Die Schüler, die gar nicht damit klarkommen, werden zusätzlich vom Förderlehrer und der Schulsozialarbeiterin betreut. Zudem seien alle Lehrer angehalten, E-Mails von Schülern und Eltern möglichst schnell zu beantworten. Aktuell eine der wichtigsten Arbeiten neben der Kontrolle und Bewertung der erledigten Arbeitsaufträge und dem Formulieren neuer Aufgaben.

Nach der Grundsanierung vor einigen Jahren ist die Diesterweg-Sekundarschule technisch gut ausgestattet, Leitungen sind vorhanden, in jedem Raum eine Computerstation, die im Unterricht genutzt werden kann. Zudem gibt es zwei Computerräume. Gern würde die Schule mehr Endgeräte haben, ein Antrag auf Förderung aus dem sogenannten Digitalpakt wurde vor Monaten gestellt. „Obwohl das Geld da ist, ist der Weg dahin lang“, sagt Silvia Mattner.

Dank einer Spende des Schulfördervereins konnten einige Laptops gekauft werden, auf die beantragten Geräte für Schüler und Lehrer wird noch gewartet. „Eventuell kommen in den Winterferien zehn Endgeräte“, hofft die Schulleiterin. Denn eine Befragung im November hat gezeigt, dass längst nicht alle eigene Geräte haben: 93 Prozent der Schüler haben ein eigenes Handy, 44 Prozent einen eigenen PC oder Laptop.

Heißt: Oft werden für die Aufgaben Smartphones genutzt. Nach den Winterferien soll die Befragung aktualisiert werden. „Ein Webcam-Unterricht würde also nur die Hälfte erreichen“, reagiert die Schulleiterin auf Kritik von Eltern, warum das nicht angeboten wird.

Auch wenn ihr klar ist, „dass noch nicht alles ausgereift ist und rund läuft“, ist Silvia Mattner schon recht zufrieden mit dem, was läuft. „Auch dank der Eltern, die im Interesse ihrer Kinder den Kontakt mit der Schule suchen, Verbesserungsvorschläge machen und um Hilfen bitten, um Probleme zu lösen“, sagt Silvia Mattner: „Eltern, die sich für die Aufgaben ihres Kindes interessieren, sich die erledigten Arbeiten zeigen lassen, ein Feedback geben, Strukturen schaffen sowie für eine angenehme Lernatmosphäre zu Haus sorgen.“

Kommende Woche gibt es Halbjahreszeugnisse – formal zumindest. Die Abgänger dieses Jahres bekommen sie am Donnerstag oder Freitag direkt, weil sie sie für ihre Lehrstellen-Bewerbungen benötigen. „Alle anderen bekommen die Zeugnisse am ersten Präsenztag nach den Ferien“, kündigt Silvia Mattner an. Da die Schüler bis kurz vor Jahresende die Schule besucht haben und es Noten gab, sei trotz der vergangenen vier Wochen eine Benotung möglich. Darum hält Silvia Mattner nichts vom Vorschlag, dieses Halbjahreszeugnis auszusetzen.