1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Ein Teppich, den niemand will

EIL

Schwanenteich Ein Teppich, den niemand will

Stendal Schwanenteich gleich Problemgewässer. Und das nicht nur während Extremwetterlagen wie der derzeitigen.

Von Egmar Gebert 26.07.2018, 02:00

Stendal l Für die Fische im Schwanenteich ist derzeit Winter, nur in warm. Der zentimeterdicke Wasserlinsenteppich lässt, einer schneebedeckten Eisfläche ähnlich, kein Licht ins Gewässer. Wie das Leben unter dem Teppich abläuft und wie lange noch, darüber kann Jürgen Schwarzlose nur spekulieren. Der Gewässerwart des Stendaler Anglervereins weiß, dass bei so extremen Verhältnissen wie sie derzeit im Schwanenteich herrschen, durchaus auch die Gefahr besteht, dass der Sauerstoff knapp wird.

Wichtig wäre, dass die Wasserlinsen, die zusätzlich Sauerstoff zehren, herauskommen. Doch dafür reicht die Kraft der Angler nicht aus. Schwarzlose berichtet von einem solchen Versuch, den die Angelfreunde 2016 vom Boot aus unternahmen. Riesige Berge Entengrütze, wie die Wasserlinsen im Volksmund heißen, hatten sie in dreistündiger, kräftezehrender Aktion aus dem Teich geholt – ein im doppelten Wortsinn erfolgloses Schürfen an der Oberfläche.

Hier müsste Technik zum Einsatz kommen, über die der Angelverein nicht verfügt. Im Übrigen ist das auch nicht seine Aufgabe. Er ist Inhaber der Fischereirechte, nicht Eigentümer des Gewässers. Das ist die Stadt. Was die Angler tun können, erledigen sie. Sei es während der zwei großen Arbeitseinsätze im Frühjahr und im Herbst oder während der monatlichen Kontrollen und Beräumungen des Uferbereiches sowie des Zu- und Ablaufes. Letztere sind das eigentliche Problem. Zu- und Ablauf liegen zu hoch beziehungsweise die Uchte mit ihrem nur noch wenige Zentimeter niedrigen Wasserstand zu tief für ein auch nur ansatzweises Funktionieren der Idee des Durchflutens des Teiches von der Uchte her.

In diesem Sommer eine der langen Trockenheit geschuldete Extremsituation, sicher. Aber auch in anderen Jahren, in denen die Uchte nicht so tief sank, gab es immer wieder mal diese Probleme, für die Gewässerwart Schwarzlose die Ursachen schnell ausgemacht hat.

Vor Jahren sei die Uchte vertieft worden. Das Grundwasser habe zu hoch gestanden. Der Symbiose Uchte-Schwanenteich sei das nicht zuträglich gewesen. So konnte schon vor Jahren die aus den Gräben im Uchte-Einzugsgebiet stammende Wasserlinse in den Teich hinein-, aber von da bei widrigen Verhältnissen nicht wieder hinausgelangen. Und bei dem hohen Nährstoffgehalt im Schwanenteich würde sich die Wasserlinse dann explosionsartig vermehren, wie derzeit auch geschehen.

Der Einbau des Strömungslenkers am Zulauf aus der Uchte – eine Steinpackung auf dem Uchtegrund –, der über die so geänderten Strömungsverhältnisse Wasser in den Teich drückt – war aus Sicht von Gewässerwart Schwarzlose hilfreich, aber nicht die Ideal- lösung. Die wird es aus seiner Sicht auch nicht geben können. Denn das wäre eine Sohlgleite, eine Erhöhung der Uchte-Sohle in diesem Bereich, der das gegen die Gleite strömende Wasser ansteigen ließe und so in den Teich drückt.

Doch diese Gleite verbiete sich schon aus dem Grund, dass die Uchte Forellengewässer ist und der Zug der Fische dann beeinträchtigt wäre. Der Vorschlag des Gewässerexperten des Stendaler Anglervereins wäre eine Sohlgleite, die nur drei Viertel des Uchtegrundes bedeckt, also einen Durchlass für die Forellen lässt. Doch darüber zu entscheiden hätten die zuständigen Behörden. Und auch die Initiative dazu könne nicht vom Anglerverein, sondern müsse von der Stadt als Eigentümer des Schwanenteichs ausgehen.

Was die Pflege des Gewässers angeht, inklusive des spätestens im Herbst wöchentlich nötigen Wegräumens von Laub, das den vergitterten Zulauf verstopft, könne man sicher auch mit dem Anglerverein Vereinbarungen treffen – für einen für jedermann attraktiveren Schwanenteich, der nicht nur als Angelgewässer eine höhere Qualität bekommen würde.