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Segelflug-DM Er sagt den Piloten, wo es langgeht

Die Deutsche Segelflug-Meisterschaft steuert auf ihre Halbzeit zu. Als Sportleiter hat Christoph Barniske dort seine Premiere.

09.07.2017, 01:00

Stendal l Wie sich die gut 100 Piloten im Wettkampf so fühlen, weiß Christoph Barniske nur zu gut. Denn vor mittlerweile 21 Jahren hat er beim Aero-Club Stendal mit dem Segelfliegen begonnen – und in den vergangenen Jahren selbst Meisterschaftserfahrungen gesammelt. Vor zwei Jahren nahm er auf heimischem Borsteler Platz in der 18-Meter-Klasse an der DM teil. Mittlerweile hat der heute 36-Jährige die Klasse gewechselt. Vor zwei Wochen holte er sich bei der Deutschen Meisterschaft in Zwickau in der Standardklasse den fünften Platz.

Direkt von dort ging es weiter in die alte Heimat, denn aus beruflichen Gründen lebt Christoph Barniske jetzt in Köln. Er ist aber weiterhin engagiertes Mitglied im Aero-Club Stendal, bereitet Meisterschaften vor und war an der erfolgreichen Bewerbung für die Segelflug-WM in drei Jahren in Stendal beteiligt.

Und nun eine neue Herausforderung: die des Sportleiters der DM, auf die er sich bei einer Weiterbildung in Kassel vorbereitet hat. Die Mitarbeit in einem Wettbewerbs­team ist für ihn allerdings nicht neu, bei einigen Meisterschaften hatte er schon die Aufgabe des Meteorologen übernommen.

Das Wetter im Blick hat bei dieser Deutschen Meisterschaft auf dem Borsteler Platz, die in der 15-Meter-, 18-Meter- und Offenen Klasse ausgetragen wird, Walter Hermann. Mit ihm trifft sich Christoph Barniske an jedem Morgen um 7 Uhr im Wettbewerbsbüro. Nach einem Blick auf das zu erwartende Wetter, auf Windrichtungen und eventuell hereinziehende Regenfronten, macht sich der Sportleiter an eine der wichtigsten seiner Aufgaben: Er legt für jede Klasse die Tagesaufgabe fest. Legt fest, welche Strecke geflogen werden muss und welchen Zeitrahmen es dafür gibt.

Am Anfang steht aber die Frage: Welcher Aufgabentyp ist heute mal dran? Zwei Möglichkeiten gibt es: Die sogenannte Racing Task, bei der die Piloten eine mit Wendepunkten festgelegte Strecke in größtmöglicher Geschwindigkeit zurücklegen müssen. Während hier die konkreten Wendepunkte benannt werden, sind es beim zweiten Aufgabentyp die Wendebereiche. Bei der Sektorenaufgabe müssen die Piloten auf der vorgegebenen Route zwar einen bestimmten Wendebereich anfliegen, in dessen Radius können sie aber frei über ihre Manöver entscheiden – mit dem Ziel, in möglichst schneller Zeit eine möglichst große Strecke zu fliegen.

Schnelligkeit, sie ist am Ende eines Wertungsfluges immer entscheidend für die Punktevergabe – mal ganz einfach zusammengefasst. Ansonsten ist die Wertung etwas komplizierter. Zum einen hängt es davon ab, ob die Aufgabe komplett erfüllt wird. Dann nämlich bekommen alle von den maximal 1000 Punkten schon mal ein Drittel für die geschaffte Aufgabe, dazu kommen die Zeitpunkte. Manchmal lässt das Wetter es aber nicht zu, dass die komplette Strecke geflogen wird, dann muss anders gerechnet werden.

Um 9 Uhr trifft sich der Sportleiter mit den Pilotensprechern der drei Klassen, stimmt die Tagesaufgaben ab, justiert bei Bedarf nach. Dann muss er das Briefing, die tägliche Einweisungsrunde für alle Piloten im Hangar, vorbereiten. Meist in der Mittagszeit geht es los mit dem Start, auf jeden Fall bei günstiger Thermik. Wenn der letzte Starter einer Klasse in der Luft ist, haben die Piloten 20 Minuten Zeit, um eine Linie zu überfliegen und damit ihre Zeitmessung auszulösen. Strecke und Zeiten werden per Computer erfasst und ausgewertet.

Anders als vor zwei Jahren, als selbst der Ersatztag noch ausgereizt werden musste, läuft es in diesem Jahr flug- und wettertechnisch deutlich besser. Am Freitag konnte der vierte Wertungstag absolviert werden – und damit ist die Deutsche Meisterschaft gesichert. Denn für die Vergabe der Titel sind mindestens vier gültige Wertungstage notwendig. Aufatmen nicht nur beim Sportleiter.

Auch die Teilnehmer freuen sich, dass sie jeden Tag in die Luft können. Unter ihnen Hans-Christian Früh, der in der Offenen Klasse startet. Vom Segelflugplatz in Leverkusen kennt er Christoph Barniske, der dort eine Zeit lang aktiv seinem fliegerischen Hobby nachgegangen ist. Für Hans-Christian Früh ist aber auch der Stendaler Platz kein unbekannter. Schon 2014 nahm er am Altmark-Pokal teil, der Qualifikation für die DM 2015. Er kennt Flugplätze in vielen Teilen Deutschlands. „Aber einen Platz wie den Stendaler, mit so viel Platz, den findet man in den Altbundesländern fast gar nicht mehr“, freut sich der Meisterschaftsteilnehmer über die guten Bedingungen.