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Senioren-WG Rentner-Trio unter einem Dach

Die Stendaler Wohnungsbaugesellschaft bietet seit diesem Monat eine Senioren-WG an.

Von Volker Langner 06.07.2018, 01:01

Stendal l Premiere für die Stendaler Wohnungsbaugesellschaft (SWG). Das Unternehmen beschert der Rolandstadt die erste Senioren-Wohngemeinschaft, kurz WG. Sie befindet sich in der Carl-Hagenbeck-Straße, also im Tiergartenviertel, und bietet im Regelfall drei Bewohnern Platz.

„Vor sechs, sieben Jahren hatten wir uns schon einmal ernsthaft mit einer Senioren-WG befasst“, erinnert SWG-Geschäftsführer Daniel Jircik. Geplant war sie damals in der Alfred-Brehm-Straße, wenig mehr als einen Katzensprung vom heutigen Standort entfernt. Doch das Interesse war gleich null. Daraufhin hatte die SWG die Grundrisse hin zu ganz normalen Wohnungen geändert und sie binnen kurzem vermietet.

„Die Welt hat sich weitergedreht. Ich denke, Wohngemeinschaften auch für Ältere werden inzwischen anders gesehen“, schätzt Jircik ein und startet nun mit dem Wohnungsunternehmen einen zweiten Versuch. Zumindest das Interesse scheint dem Geschäftsführer recht zu geben. Bei einem Tag der offenen Tür in dieser Woche gaben sich Neugierige, potenzielle Mieter, die Klinke in die Hand.

Sie sahen eine WG mit drei separaten Wohnbereichen, die zwischen 12 und 22 Quadratmeter groß sind. Der größte verfügt über zwei Zimmer. Zur gemeinsamen Nutzung stehen ein Gemeinschaftsraum mit Sitzgruppe und integrierter Küche, ein großes Badezimmer mit ebenerdiger Dusche und WC sowie eine zweite Toilette zur Verfügung. Die Mietpreise bewegen sich je nach Größe zwischen 350 und 395 Euro.

Die Räume beherbergten früher einmal eine Ergotheraphie-Praxis. Nach ihrem Auszug nahm die SWG rund 40.000 Euro zur Umgestaltung in die Hand. „Damit eröffnen wir Senioren die Chancen, solange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu leben“, sagt Jircik. Ein Umzug ins Heim könne damit hinausgezögert oder ganz vermieden werden.

Zumal es Hilfe quasi in unmittelbarer Nachbarschaft gibt. Durch die Bürgerinitiative Stendal (BIS). Ihre Tagespflegeeinrichtung grenzt nämlich unmittelbar an die WG. Das Trio aus der Wohngemeinschaft könne durchaus Angebote in der Tagespflege nutzen, erklärt BIS-Büroleiterin Angela Kemena. Sie nennt als Beispiele Kulturveranstaltungen und Rehabilitationssport. „Auch die Teilnahme am Mittagessen – natürlich zu den Pauschalpreisen – und an Kaffee und Kuchen ist in der Woche möglich“, fügt Kemena an. Auch Hilfeleistungen für die WG-Bewohner wie ein Begleitdienst sind durch die Bürgerinitiative machbar. Dazu ist aber eine Mitgliedschaft im BIS Voraussetzung und wird eine Gebühr erhoben. Wohl gemerkt: Die BIS- Angebote können WG-Bewohner nutzen, müssen sie aber nicht.

Unter die Besucher des Tages der offenen Tür hatte sich Wolfgang Kruse gemischt. Der Vorsitzende des Stendaler Stadtseniorenrates hält so eine Senioren-WG für eine „gute Sache“ und bringt ein weiteres Argument für sie ein: „Viele Ältere sind die Alleinseins müde. In einer WG sind sie wieder in Gemeinschaft.“

Weitere solcher Gemeinschaften sind in Stendal nicht ausgeschlossen. In der Karl-Liebknecht-Straße verfolgt die SWG ein ähnliches Projekt, wenn auch unter anderen Gesichtspunkten. „Dort möchten wir Betreuung anbieten, auch intensivere“, schaut Jircik voraus.