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Silvester Dem Dreck zu Leibe rücken

Das große Aufräumen ist in Stendals Innenstadt angesagt. Mit Technik und Handarbeit wird dem Silvester-Dreck zu Leibe gerückt.

Von Regina Urbat 03.01.2020, 00:01

Stendal l Seit den frühen Morgenstunden ist Michael Oemke am 2. Januar mit sechs Leuten in Stendals Innenstadt unterwegs. „Wir brauchen länger als sonst“, sagt der Mitarbeiter der Lebenshilfe.

Das Reinigen von Plätzen in der Hansestadt gehört zweimal in der Woche zu den Aufgaben des Vereins im Auftrag der Stadt Stendal. Dass es nach der Silvesternacht mehr wird, „darauf sind wir eingestellt“, sagt Oemke und hievt einen gefüllten Sack mit Unrat auf den Transporter. Wenn der Mönchskirchhof gereinigt ist, geht es weiter zum Ostwall. Auch dort wird mit Greifzangen, Schaufeln und Besen dem Dreck zu Leibe gerückt.

Mehr Handarbeit als sonst wird auch von den 30 Beschäftigten gefordert sein, die Detlef Rabisch am gestrigen Morgen zum Einsatz geschickt hat. Der Geschäftsführer der Stadtreinigungs Service M & H. Voigt GmbH habe sich bereits am Neujahrstag einen Überblick verschafft. Generell werde Neujahr noch nicht geputzt. Wegen der Nachknallerei laufe man nämlich Gefahr, „dass wir mit dem Kehren von vorn anfangen müssen“, begründet Rabisch.

Im Gegensatz zu den Jahren zuvor sei der Müll nicht weniger geworden. „Alles normal.“ Probleme bereiten hingegen die Verpackungen für die Pyrotechnik. Die sogenannten Batterien lassen sich mit der Kehrmaschine nicht aufsaugen. „Sie müssen per Hand eingesammelt werden.“ Säuberungstechnisch sei dies jedoch immer noch besser als damals die Reste der Chinaböller zu entsorgen. „Überall verstreut lag das rote Papier herum“, erinnert sich Rabisch.

In die Hände derer, die beim Großputz im Einsatz waren, spielt das sonnige trockene Wetter. „Zum Glück, denn bei Regen klebt der Dreck förmlich auf dem Asphalt fest“, sagt Rabisch. Er sei zuversichtlich, dass dort, wo die Firma reinigt, bis zum Nachmittag alles erledigt sei. Zu den Kunden gehören im Stadtgebiet die Anlagen der Wohnungsbaugenossenschaft Altmark und auch die Stadtverwaltung Stendal.

Rings um Stendals Rathaus ist bereits am Neujahrstag geputzt worden. Es sei Tradition, den Schwerpunkt zuerst auf die Innenstadt zu legen, heißt es auf Volksstimme-Nachfrage aus dem Rathaus. Zwei drei Runden müssten die Kehrmaschinen schon drehen, bis die Spuren der Silvesternacht beseitigt sind und der Marktplatz wieder blitzblank ist. Sieben Mitarbeiter des Bauhofes seien am Neujahrstag im Einsatz gewesen. Fortgesetzt wurde gestern die Großreinigung, die laut Armin Fischbach von der Pressestelle noch in den nächsten Wochen anhalten wird. Der Fokus liegt zunächst auf den Gehwegen, bevor man sich den Grünanlagen widmet.

Fakt ist, von einer Böllerzurückhaltung der Stendaler angesichts der Diskussionen um Feinstaubbelastung und Gefahren kann nicht gesprochen werden. Gefühlt scheint es sogar mehr geworden zu sein. Eine konkrete Angabe zum Silvestermüll-Umfang gab es aus der Stadtverwaltung nicht, „da noch einige Reinigungstouren anstehen“, begründet Fischbach. Nach Rücksprache mit Kollegen vom Bauhof könne er zumindest die allgemein „gefühlte“ Steigerung bestätigen. Gerade in der Innenstadt seien einige Plätze besonders stark von Feuerwerksabfällen verschmutzt worden. Dies betraf diesmal den Winckelmannplatz, so Fischbach.

Punktuell viel Müll ist laut Pressemitteilung zum Jahreswechsel auch in Stendals Fußgängerzone angefallen, von dem jedoch am gestrigen Donnerstag nichts mehr zu sehen war. Entsorgt wird der Silvesterdreck über Deponien und Wertstoffhöfe. Neben der Firma Voigt wird der Bauhof bei der Stadtreinigung auch von der Firma Függemann unterstützt.

Grundsätzlich sind in der Stadt Stendal samt der Ortsteile verunreinigte Straßen und Wege durch den Verursacher zu reinigen. Für die Silvesterabfälle gilt eine Sonderregelung. Sie werden im Rahmen der regelmäßigen Straßenreinigung entsorgt, „was bedeutet, dass überall dort, wo Straßenreinigungsgebühren erhoben werden, die Reinigung durch die Stadt beziehungsweise eine beauftragte Straßenreinigungsfirma erfolgt“, erläutert Fischbach. Demnach sind die Straßen und Gehwege, die von den Anliegern selbst zu reinigen sind, von einer Ausnahmeregelung nicht betroffen. Hier müssen die Anwohner dem Silvestermüll selbst zu Leibe rücken, was vielfach auch schon am Neujahrstag geschehen ist.

Ein anderes Thema, das bei den Säuberungsarbeiten eine Rolle gespielt hat, ist ein generelles Feuerwerksverbot für Innenstädte. Im Landkreis Stendal gibt es solch ein Verbot bislang nur in Tangermünde und Havelberg. Für Stendal gilt es nicht, in der Hansestadt kann von überall Pyrotechnik in den Himmel abgefeuert werden.

Ob sich nach dem jüngsten Brand eines Fachwerkhauses in der benachbarten Kreisstadt Salzwedel, der vermutlich durch eine Silvesterrakete ausgelöst wurde, künftig etwas ändert, dürfte zumindest vermutet werden. Immerhin ist die Partymeile in Stendals Innenstadt von schön sanierten Altbauten und Fachwerkhäusern umzingelt.

Eine Antwort aus dem Rathaus zum Feuerwerksverbot wird erst in der kommenden Woche geben können, wenn Stendals Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU) wieder im Dienst ist. Auch sein Stellvertreter, Axel Kleefeldt, weilt noch im Urlaub.