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Spenden Fast 7000 Euro für Auswanderer

Die Spendenaktion für die abgebrannte Auswandererfamilie Till erbrachte 6755 Euro.

Von Thomas Pusch 22.12.2016, 00:01

Stendal l Ein ganz besonderer Weihnachtsgruß wird die Familie Till im kanadischen Delta in diesen Tagen erreichen. Am 12. November hatte es in der Produktionshalle ihres Altmaerker German Sausage House & Deli gebrannt. Christian Geffers, ein ehemaliger Klassenkamerad von Stephan Till, und seine Freundin Katrin Schirmer initiierten spontan eine Spendenaktion auf dem Internetportal leetchi.com. Viele Menschen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis wurden darauf aufmerksam und spendeten. Insgesamt kamen 6755 Euro zusammen, darunter auch ein größerer Geldbetrag von Tills ehemaligem Arbeitgeber, der Altmärker Fleisch- und Wurstwaren GmbH. Gestern hatte Geffers einen Termin bei der Bank, löste eine Auslandsüberweisung aus, „das Geld sollte bis Weihnachten da sein“, sagte er im Gespräch mit der Volksstimme.

Nicht nur über das Internet floss Geld in die Aktion, viele gaben ihre Spende auch bei Tills Eltern in Tangerhütte ab. Da gab es dann natürlich auch viele emotionale Szenen und große Freude über die Unterstützung. „Auch wir bedanken uns bei allen, die mitgeholfen haben“, fügte Geffers hinzu. Schon vor einigen Tagen wurde ein Paket nach Kanada geschickt, in dem Sachen waren, die teilweise dort nicht zu bekommen sind wie bestimmte Kesselthermometer, Lakemesser, Spezialdärme für Wurst nach Rügenwalder Art, Handtrichter, Wurstbandabschneider, Wurstspicker, Kesselnetze und neue Stiefel für Stephan Till.

Der war kurz nach dem Feuer noch völlig aufgelöst gewesen. Dem kanadischen Newsportal CTV sagte er, dass das Familienunternehmen ein großer Traum gewesen war, von dem nun nichts übrig sei. „All die Arbeit, alles weg, fünf Jahre für nichts“, sagte er CTV und wischte seine Augen, „ich weiß nicht, wie lange es dauert, alles wieder aufzubauen, ich weiß nicht, ob wir noch einmal anfangen werden.“

Doch schon bald setzte sich der Optimismus durch, auf der Internetseite des beliebten Wurst- und Delikatessengeschäftes versprachen die Tills „We do not give up!“ – „Wir geben nicht auf!“ Unterstützung erfuhren sie nicht nur aus der alten, sondern auch in der neuen Heimat. Und die war teilweise recht ungewöhnlich. So schenkte ihm ein Mann, der von dem Feuer aus dem Fernsehen erfahren hatte, das Rezeptbuch seines Vaters von 1930 mit traditionellen deutschen Rezepten. Er wisse nicht, was er damit anfangen solle, und so wolle er das Buch der Familie schenken.

Am 7. Dezember vermeldete die Familie Till auf ihrer Facebookseite „Homemade sausage production returning“. Die Produktion der hausgemachten Würste war wieder angelaufen, zwar nur ganz langsam und Schritt für Schritt, aber eben ein sehr bedeutender. „Das Geschäft läuft wieder, doch nur auf halbe Kraft“, ließ Till die Volksstimme in dieser Woche wissen. Kurz vor Weihnachten komme man halt nicht nach mit der Arbeit. Doch fast sechs Wochen nach dem Feuer, das die Familie an den Rand des Ruins brachte, ist der Blick nach vorn gerichtet und die Dankbarkeit für die Hilfe, vor allem die Spendeninitiative, groß. „Wir sind überwältigt“, sagte Till.