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Stendaler Bier Da braut sich was zusammen

Der 40-jährige Stendaler Norman Schönemann möchte mit handgemachtem Bier eine Nische füllen. Seine Firma heißt „Hansa Brauerei“.

Von Bernd-Volker Brahms 17.06.2017, 02:00

Stendal l Im Jahre 1992 ist in Stendal mit der Schließung der Hansa Brauerei Stendal GmbH eine Jahrhunderte lange Tradition des Bierbrauens zu Ende gegangenen. Oder sollte man besser sagen, unterbrochen worden? Der 40-jährige Stendaler Norman Schönemann schickt sich an, Stendal wieder auf die Landkarte der deutschen Brauerei-Orte zurück zu bringen.

Zum 1. Juni hat er die Firma Hansa-Brauerei neu gegründet und angemeldet, gleichzeitig hat er auch die Marken „Hansa-Bräu“ und „Hansa Craft“ entwickelt. Die alte Marke „Stendaler Hansa-Bier“ habe er nicht übernehmen können, da diese schon von jemand anderem geschützt worden ist. Allerdings kann er die alte Hanse-Kogge mit den Initialen „HSB“ als Bestandteil des Logos und auf den Etiketten verwenden.

Er sei nicht darauf aus, ein Massenprodukt herzustellen, sondern ein hochwertiges Bier aus Produkten der Region. „Wir sehen unseren Markt eher in der wachstumsstarken Craft-Bierszene“, sagt Norman Schönemann, der in Stendal bei einer Firma für Arbeitnehmerüberlassung arbeitet und das Brauen als sein Hobby bezeichnet. Craftbiere seien handwerklich gebraute Biere, welche unfiltriert und nicht pasteurisiert sind.

Er hat sich eine Mikrobrauerei zugelegt, mit der er zwischen 60 und 120 Liter Bier am Tag brauen kann. Vorerst soll es das Pils „Hansa Bräu“ geben, das nicht in Stendal hergestellt wird und in gängigen 0,5-Liter-Flaschen abgefüllt wird, sowie das „Hansa Craft“, das es in 1-Liter-Flaschen für 6,50 Euro gibt. Die Kiste Pils kostet dagegen 13 Euro.

„Das Craftbier ist ein Produkt, das Persönlichkeit hat“, sagt Christian Frankenberg vom „Olivenbaum“, der das Bier bereits führt. Wie beim Jahrgangswein schmecke so ein handgemachtes Bier nicht immer völlig gleich, sagt der Feinkosthändler.

„Es gibt einen Trend in Deutschland, der weg geht von den Industriebieren, die egal, wo man sie bekommt, immer gleich schmecken“, sagt Schönemann.

Seine Rezeptur möchte der Stendaler nicht verraten, nur soviel, dass es nicht diejenige des ursprünglichen Hansa-Bräus ist. In mehreren Seminaren habe er sich weitergebildet und über Experimente und Geschmacksproben den für ihn richtigen Geschmack gefunden.

Für den Anbau des Hopfens habe er eine landwirtschaftliche Fläche gekauft. Bezüglich der Gerste verhandele er noch mit Landwirten in der Region, um diese künftig hinzu zu kaufen.

Aber nicht nur das Brauen ist bei Schönemann Handarbeit, auch das Abfüllen und Etikettieren jeder einzelnen Flasche wird von ihm persönlich vorgenommen. „Eine Abfüllanlage würde eine halbe Million Euro kosten, das steht nicht zur Diskussion“, sagt er.

Und die Werbetrommel wird von ihm auch schon fleißig gerührt. Es gibt eine Website und einen Facebook-Auftritt. Außerdem hat er sein Auto von allen Seiten mit einem überdimensionalen Bieretikett versehen. Jetzt muss das Bier nur noch den Stendalern auch schmecken.