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Streckausbau Egal welche Trasse: Es wird weh tun

Der Ausbau der Bahnstrecke zwischen Stendal und Uelzen wird Härten für die Wahrbuger fordern.

Von Antonius Wollmann 25.10.2019, 01:01

Stendal l Waltraud Mensing schien ihren Ohren nicht zu trauen, als Andreas Hartwig, Projektleiter des zweigleisigen Ausbaus der Trasse Stendal-Uelzen, die Pläne für den sogenannten Knoten Stendal am Mittwochabend im Gerätehaus der Wahrburger Feuerwehr vorstellte. Die Gretchenfrage in diesem Zusammenhang: An welcher Stelle schließt das neue zweite Gleis an die bisherige Streckenführung an? Auf Höhe des Stendaler Ortsteiles gehen drei Strecken ab. Eine führt nach Wittenberge, eine in Richtung Hannover und schließlich die Verbindung nach Uelzen.

Von vier Varianten sind nach genauerer Prüfung noch drei übrig geblieben. Und der Vorsitzenden des Kleingartenvereins „Zur Erholung“ machte vor allem die Variante 4 Angst. Würden die Verantwortlichen sie auswählen, hätte das für den Verein weitreichende Konsequenzen. Die Trasse würde die Anlage durchschneiden. Zahlreiche Parzellen würden dem zum Opfer fallen.

Bei den Mitgliedern ginge schon die Angst um, berichtete Waltraud Mensing. „Manche unserer Pächter haben ihre Parzellen seit fast 40 Jahren. Sie würden sich keine neuen Gärten mehr suchen. Für sie ist die Gärtnerei ein Lebenselexier“, sagte sie. Immer wieder würde sie mit Fragen bombardiert werden. Wer auf der Suche nach einer Parzelle sei, würde abgeschreckt werden. Ohnehin mit Leerstand konfrontiert, tragen die Gerüchte noch einmal zu einer Verschärfung des Problems bei. Die Situation für den Verein sei alles andere als schön.

Andreas Hartwig konnte sie in dem Sinne beruhigen, als dass noch keine finale Entscheidung gefallen sei. Zumal den Planern die Nachteile der Variante – insbesondere die Kollision mit den Interessen des Vereins – durchaus bewusst seien. Davon abgesehen sei der Flächenbedarf sehr groß. Andererseits werde der laufende Betrieb nur in geringem Maße beeinträchtigt. „Ich kann Ihnen auch versichern, dass die Menschen nicht einfach aus ihren Lauben rausgeschmissen werden. Wir sind hier nicht in China oder der Türkei“, versuchte er ein wenig Angst zu nehmen.

Nach der Festlegung der Streckenvariante würde sich zudem ein Planfeststellungsverfahren anschließen, in dessen Rahmen die Details geklärt werden. Wann es so weit ist, wollte Andreas Hartwig am Mittwochabend noch nicht prognostizieren. Da der Ausbau der Strecke ein Teil des Bundesverkehrswegeplans ist, trifft der Bund zusammen mit der Deutschen Bahn die Variantenentscheidung.

Andreas Hartwig kam aber nicht umhin einzugestehen, dass es Härtefälle geben wird. Egal, wie die Verantwortlichen sich entscheiden. Pläne, die Stadt quasi zu umfahren und die Auswirkungen auf die Bürger zu reduzieren, seien nicht realisierbar gewesen.

Entschiede man sich für die dritte Variante, würden beispielsweise landwirtschaftliche Nutzflächen unter Mitleidenschaft gezogen werden. Bei der zweiten rückten die Schienen näher an ein Wohngebiet heran. Der Chefplaner brachte das Dilemma auf den Punkt: „Das Projekt hat leider sehr große Auswirkungen auf ihren Alltag, ohne ihnen unmittelbaren Nutzen zu bringen.“

Zum Lärmschutz, auch eines der Aufregerthemen in der Vergangenheit, äußerte sich Andreas Hartwig nur in Allgemeinplätzen. Das Lärmschutzgutachten warte noch auf seine Fertigstellung. „Es wird massive Maßnahmen geben“, so Hartwig. Mit welchen konkreten Mitteln der Lärm reduziert werden wird, blieb an dieser Stelle aber noch offen.