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Studium Ein unbekanntes Premiumprodukt

Der Masterstudiengang "Risikomanagement" am Hochschulstandort Stendal ist deutschlandweit einer der wenigen seiner Art.

Von Anne Toss 13.07.2017, 01:01

Stendal l Mit Studienangeboten wie Rehabilitationspsychologie, Angewandte Kindheitswissenschaften und Leitung von Kindertageseinrichtungen hat sich die Hochschule Magdeburg-Stendal und insbesondere der Stendaler Campus, auf dem diese Studienangebote gelehrt werden, einen Namen gemacht. Der Masterstudiengang Risikomanagement, der bereits seit dem Wintersemester 2008/09 ebenfalls in Stendal angeboten wird, fristet dagegen eher ein Schattendasein.

Darauf angesprochen, lachen die Studenten Eugen Ganz und Franz Beuster. Bei ihrer Immatrikulation sei sogar in einem offiziellen Heft der Fachhochschule weder das Kürzel ihres Studiengangs aufgetaucht, noch wurde er im Programm erwähnt – anscheinend vergessen selbst die Mitarbeiter ab und an, dass der Studiengang Risikomanagement existiert.

Dennoch: „Der Studiengang ist eines unserer Premiumprodukte“, ist Professor Michael Herzog überzeugt. „Allerdings haben wir intern mit einigen Rahmenbedingungen zu kämpfen.“ Das erschwere es wiederum, das Fach nach außen besser zu bewerben.

So soll zum Beispiel eine Schwerpunktprofessur im Bereich Risikomanagement ausgeschrieben werden – „aber es ist einfach schwierig, jemanden zu finden“, sagt Herzog. Auf eine Ausschreibung, die nur zu einem Teil eine Lehre in dem Bereich vorsah, meldete sich kein einziger Bewerber.

Außerdem stagniert die Anzahl der Studierenden. Ausgelegt ist der Studiengang für 20 Studenten im Jahr, „die Sollgröße haben wir aber nie erreicht“. Im zweiten Semester betreut Herzog zurzeit lediglich acht Studenten.

Dabei gewinnt das Fach durchaus an Relevanz. „Das Abwägen von unternehmerischen Risiken, basierend auf Zahlen und Fakten, ist ja immer mehr ‚en vogue‘. Der Geldfluss eines Unternehmens kann heutzutage zum Beispiel live und minütlich verfolgt werden. Das fließt dann wiederum in Entscheidungen ein“, sagt Herzog. Cyberkriminalität sei außerdem ein weiteres Risiko, mit dem Unternehmen konfrontiert werden. Vor Kurzem hat erst der Wannacry-Virus gezeigt, wie anfällig sie für solche Angriffe noch sind.

Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt für die Absolventen schätzt Herzog daher auch gut ein: „Wir erhalten immer mehr Nachfragen von Firmen, die sich für unsere Studenten interessieren. Und das ist nicht verwunderlich – alle Unternehmen, die Qualitäts-Zertifizierung ins Auge fassen, sind gefordert ein Risikomanagement zu etablieren. Im Finanzbereich ist es schon gesetzlich vorgeschrieben.“

In Stendal schätzen die Studenten insbesondere den Kontakt zur Berufspraxis. Für ein Unternehmen im Harz, das in der Metallbearbeitung tätig ist, analysierten die Zweitsemester mögliche Risiken wie die Abhängigkeit von Lieferanten. Im Juni organisierten sie dann einen Fachtag mit Vorträgen und Workshops zum Thema in Berlin. „Die Möglichkeit selbst etwas auf die Beine zu stellen, bekommst du an Universitäten eher nicht“, sagt Franz Beuster. „Und die Note dafür rutscht dann auch automatisch in den Hintergrund. Es geht darum, wie viel du bereit bist zu arbeiten, um das Projekt zu verwirklichen“, fügt Ganz an.

Über zukünftige Absolventen wie sie soll schlussendlich Kompetenz in die Unternehmen transferiert werden.