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Theater der Altmark Intendant sieht Land in der Pflicht

Alexander Netschajew plädiert für einen höheren Landesanteil bei der Theaterfinanzierung für das Theater der Altmark in Stendal.

Von Bernd-Volker Brahms 13.07.2018, 19:31

Stendal l Eigentlich könnte sich Alexander Netschajew gemütlich zurücklehnen. In zwei Wochen ist für den 49-jährigen Intendanten seine Zeit am Stendaler Theater nach sieben Jahren abgelaufen. In dieser Zeit hat er sich – mehr als ihm lieb sein konnte – mit Zahlen und Kosten beschäftigt. Und auch jetzt treibt ihn die Finanzierung des Theaters noch weiter um.

In dieser Woche ergriff er die Gelegenheit, seine Vorstellungen von einer künftigen Theaterfinanzierung noch einem Landespolitiker mit auf den Weg zu geben. „Der Anteil des Landes an der Finanzierung liegt bei 40,7 Prozent, obwohl immer 50 Prozent propagiert werden“, sagte Netschajew den Linken-Politikern Wulf Gallert und Mathias Höhn, die auf ihrer Sommertour am Mittwoch einen Abstecher ins Stendaler Theater machten.

Die jährliche Summe des Landes müsste von derzeit 1,48 Millionen Euro um rund 350 000 Euro gesteigert werden, sagte Netschajew. Die Stadt zahlt laut Vertrag jährlich 1,475 Millionen Euro und übernimmt etwaige Defizite. Die beiden Landkreise sind nur mit einem geringeren Anteil dabei.

Zum Ende des Jahres laufen die Finanzierungsverträge nach vier Jahren Laufzeit aus, im Herbst beginnen die Verhandlungen für die nächste Runde.

Der Landtagsabgeordnte Gallert brachte die Idee seiner Partei von einem Kulturraumgesetz ins Spiel. Danach müsste die Finanzierung stärker aus der Region kommen. „Wir brauchen die nachgewiesene Identifikation der Region mit ihren Institutionen wie dem Theater“, sagte er. Das heiße, dass der Altmarkreis Salzwedel, aber auch der Landkreis Stendal höherer Anteile zahlen müssten. „Das heißt nicht, dass ich von der 50-Prozent-Finanzierung durch das Land abweichen möchte“, sagte Gallert.

Insbesondere der TdA-Verwaltungsleiter Florian Stiehler, der das Theater ebenfalls in Kürze Richtung Berlin verlässt, sieht starke Grenzen bei der derzeitigen Regelung der Finanzierung. „Es gibt nur einen Akteur, der flexibel ist, und das ist die Stadt“, sagte er. Alle anderen Akteure würden ihre festgelegte Summe jährlich zahlen, auf Defiziten würde aber nur die Stadt sitzen bleiben. Deren Anteil habe sich in den vergangenen Jahren gesteigert. „Das Problem wird fortgeschrieben“, sagte Stiehler. Es sei absehbar, dass irgendwann von Seiten der Stadt gesagt werde, dass es nicht mehr bezahlbar sei. „Das ist die Gefahr“, so Stiehler.

Man könne nicht gleiche Maßstäbe beim TdA ansetzen wie bei Landestheatern im Westen. „Wir sollen auch außerhalb unseres Standortes Stendal spielen. Das machen wir gerne, aber wir sind eingeschränkt“, sagte Netschajew. Es gebe in der Altmark so gut wie keine Bühnen mehr, die bespielt werden könnten. Es gebe keine Budgets der Spielstätten, um Produktionen des Theaters einzukaufen.

Mit Klassenzimmerstücken, szenischen Lesungen und anderen kleineren Vorführungen habe man andere Wege gefunden, an das Publikum in der Region heranzukommen, sagte Netschajew. Er sehe auch, dass der Altmarkkreis Salzwedel sich sehr stark bei der Finanzierung zurückhalte.

In Stendal sei es gelungen, Ruhe in die politischen Diskussionen zu bringen. „Seit zwei Jahren stehen realistische Zahlen im Haushalt“, sagt Netschjew. Außerdem wurde ein Verwaltungsleiter installiert und die Gremien regelmäßig über den Stand informiert.