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Theater Probe für "Der rote Löwe" bei Lok Stendal

Die Stadionkneipe des 1. FC Lok Stendal wird zur Spielstätte des Theaters de Altmark. In dem Drama geht es um das eine Thema: Fußball.

Von Donald Lyko 23.02.2020, 10:00

Stendal l Es geht um Freundschaft, Ehrgeiz und Betrug, um Vertrauen, das nicht erfüllt wird, um Verrat und darum, dass es ein „Elf Freunde sollt ihr sein“ so nicht mehr gibt. Beim Machtkampf in der Spielerkabine treffen zwei Welten aufeinander: Zeugwart Yates, ehemaliger Profispieler, für den Fußball Leidenschaft bedeutet, und Trainer Kidd, für den Fußball eher ein Geschäft ist. Der „Spielball“ zwischen ihnen: Jordan.

Der junge talentierte Spieler ist neu im erfolglosen Verein „Der rote Löwe“. Für Kidd ist Jordan ein Mittel auf dem Weg zum Ziel: den Aufstieg zu schaffen und durch den Transfer des Hoffnungsträgers den eigenen Geldbeutel (nicht ganz legal) zu füllen. Dabei kommt ihm Zeugwart Yates in die Quere. Er nimmt den jungen Spieler väterlich unter seine Fittiche. Es folgt, was folgen muss: ein Machtkampf um Karriere, Ruhm und Geld, bei dem nicht nur Kidd und Yates mit unfairen Mitteln spielen.

Ausgetragen wird dieses Duell in der Kabine des Vereins „Der rote Löwe“, ein Club irgendwo in England, noch nicht einmal in der Kreisklasse. Im Stück ein fiktiver Verein, die Kabine gibt es aber bei einem ganz realen – und die Vereinsfarben Rot und Schwarz verbinden beide Welten. Denn TdA-Ausstattungsleiter Mark Späth hat das Bühnenbild für die Stadionkneipe des 1. FC Lok Stendal entworfen, wo das Stück ab dem 28. Februar gezeigt wird. Die Gaststätte im Sozialgebäude ist eine der Ausweichspielstätten während der energetischen Sanierung des Theatergebäudes.

Für Regisseur Jörn-Udo Kortmann, der mit „Der rote Löwe“ seine erste Regiearbeit am TdA abliefert, macht die Lokalität einen besonderen Reiz aus. „Das Spiel ist viel unmittelbarer“, sagt Kortmann zur Nähe der Zuschauer. Für sie fühle es sich so an, „als könnte es gerade so in der Kabine passieren“.

Er selbst wäre nicht auf die Idee gekommen, ein Stück über Fußball zu inszenieren, verrät der Regisseur. Doch TdA-Intendant Wolf E. Rahlfs, der den Schauspieler Kortmann aus einer früheren Zusammenarbeit kennt, überzeugte mit Erfolg den Berliner, der selbst Bayern-München-Fan, aber bei Bundesligaspielen öfter im Hertha-Stadion anzutreffen ist.

Was ihn und die drei Darsteller an diesem Stück und dem speziellen Aufführungsort reizt, erklärt Schauspieler Matthias Hinz (Kidd) so: „Es so naturalistisch zu haben, ist schon cool.“ Die Kunstcharaktere aus den Szenen würden einen realen Bezug bekommen – denn das Fußballstück wird dort gezeigt, wo der Fußball zu Hause ist.

Beides passe gut zusammen, meint Matthias Hinz: „Beim Fußball und beim Theater macht allein spielen keinen Sinn.“ Kollege Hannes Liebmann (Yates) schiebt den oft zitierten „Jahrmarkt der Eitelkeiten“ nach als weitere Parallele zwischen Fußballern und Schauspielern.

Und dennoch gibt es Unterschiede. „Im Fußball ist Schauspieler ein Schimpfwort“, sagt Daniel Schmidt (Jordan) und erzählt vom Lok-Heimspiel am vergangenen Wochenende. Auch dabei seien einige Spielaktionen von den Fans mit den Worten „Du Schauspieler“ kommentiert worden. Gemeinsam haben sich Regisseur und Schauspieler das Spiel angeschaut, sind mit Vereinsverantwortlichen, Spielern und Fans ins Gespräch gekommen.

Direkt in der Kabine waren sie aber nicht dabei, um aus realen Szenen Anregungen für die gespielten Szenen zu bekommen. Regisseur Jörn-Udo Kortmann hat sich im Vorfeld jedoch die Dokumentation „All or nothing“ angeschaut, die einen Blick hinter die Kulissen von Manchester City mit Trainer Pep Guardiola bietet.

Daniel Schmidt, seit dieser Spielzeit im TdA-Ensemble, kennt sich in Fußballkabinen aus, hat selbst viele Spieler-Trainer-Situationen miterlebt. Denn der VfB-Stuttgart-Fan hat seit seiner Kindheit aktiv gekickt, nur während seines Schauspielstudiums pausiert. Es kommt also ein Lob aus berufenem Munde, wenn er seinem Kollegen Matthias Hinz bescheinigt, in dessen Spiel Facetten seines früheren realen Trainers zu erkennen. Den kennt Matthias Hinz, den Fußball zwar interessiert, der aber nicht selbst aktiv gespielt hat, nicht persönlich. Und auch andere Trainer hat er sich in Vorbereitung seiner Rolle nicht angeschaut. „Ich brauche keine Blaupause. Der Anreiz, es aus mir zu holen, ist größer“, sagt der Kidd-Darsteller.

Die Premiere ist bereits ausverkauft. Weitere Vorstellungen finden am 13., 14., 27. und 28. März statt. Karten für „Der rote Löwe“ sind online unter www.tda-stendal.de, telefonisch unter 03931/63 57 77 oder an der Theaterkasse (Karlstraße 13) in Stendal erhältlich.