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Theaterlaien Ein magischer Abend voller Geschichten

Sechs Laiendarsteller werden in Stendal zu Geschichtenerzählern. Nach arabischem Vorbild scharen sie Zuhörer in magischem Flair um sich.

Von Claudia Klupsch 30.11.2018, 23:01

Stendal l Theaterpädagoge Cornelius Danneberg hat phantastische Geschichtenerzähler für seine Inszenierung gewonnen – vielseitig, kraftvoll, frisch, engagiert. Alle sechs – Mohamad Wael Bani Almarjeh, Josefine Berghäuser, Bojan Bodirogic, Dina Hasan, Sophia Madinger und Ibrahim Shehadeh – sind mit Leib und Seele Geschichtenerzähler. Jeder auf seine Art, so vielfältig und bunt wie Geschichten und Menschen nun einmal sind.

Bereits das Intro, bei dem die jungen Leute sich gemeinsam im Sprechchor vorstellen, strahlt Freude auf das Kommende aus, auf die Geschichten, auf ein „Wandertheater“ in der Kleinen Markthalle nebst Außenstationen. Das Publikum erfährt, dass sie zusammen 148 Jahre alt sind, arabisch, serbisch und deutsch sprechen, zur Schule gehen, studieren oder arbeiten und felsenfest überzeugt sind, alles schaffen zu können. Dann laden sie ein, in das Meer der Geschichten einzutauchen.

Auf sechs Stationen begibt sich das Publikum in einen Abend der Geschichten. Eben noch eine Gruppe, haben jetzt die sechs jeder auf seiner Bühne ihren Solo-Auftritt. Die Stimmung, die eine zauberhafte Nacht der Märchen und Geschichten heraufbeschwört, ist mit Requisite und Kostümen von Ausstatter Mark Späth verstärkt. Magisch und mit viel schauspielerischem Talent ziehen die Geschichtenerzähler ihr Publikum in ihren Bann.

So etwa verfolgt das Publikum, auf Sitzkissen platziert, wie es dem großen und dem kleinen Bären ergeht. Die Erzählerin, märchenhaft verkleidet, von viel Licht und Glitzer umgeben, rührt in deutschen und arabischen Worten, als sie von der Angst des kleinen Bären vor der Dunkelheit erzählt, der vom großen Bären „an die Tatzen“ genommen wird und schließlich selig unterm Sternenhimmel einschlummert. Eine Geschichte, die überall auf der Welt Kindern beim Einschlafen helfen könnte und die an Abende voller Geborgenheit erinnert.

Lagerfeuerromantik kommt auf dem Hof der Markthalle auf. Im Schein eines brennenden Feuers versammelt sich die Zuhörerschar um den Erzählenden. „Es war einmal eine Familie…“ Es geht um Liebe und Flucht. Eine Geschichte, leidenschaftlich und voller Dynamik erzählt. Dynamisch auch der Ausbruch der „Studentin der Rehabilitationspsychologie“, die scheppernde Ausraster hinlegt, den Kugelschreiber malträtiert und mit Utensilien samt Schreibtisch ihre Schlagzeugkompetenz ausreizt. Essenz des Ganzen: Frage nicht, was aus dir wird, sondern lebe den Augenblick. Welch Kontrast zu Lagerfeuer und kleinem Bären! Die Geschichten des Lebens sind vielfältig und unerschöpflich. Jeder Erzähler führt in Welten, fremd und ganz nah.

Auch einen Ausflug in „1000 und eine Nacht“ können die Geschichtenkonsumenten an diesem Abend unternehmen. Die Suche nach dem goldenen Huhn, das, wenn man es lebendig fängt, Reichtum beschert, amüsiert, auch durch den gewitzten Erzähler „Sindbad“, der in seiner Rolle aufgeht. Die Höhle, in der das Huhn versteckt ist und wehrhafte Zwerge samt ihrem „Zwergen-Leiter“ hausen, gebe es wirklich im Dorf seiner Oma, versichert er.

Geschichten, die wir im Leben gehört und gelesen haben, prägen uns. An diesem Abend wird das bewusst. Und sechs Geschichten sind nun dazugekommen, kreativ und charmant erzählt.

Letzte Gelegenheit, die Aufführung zu sehen, ist am Sonnabend, 1. Dezember, um 19 Uhr in der Kleinen Markthalle (Ecke Hall-/Karlstraße) in Stendal. Der Eintritt ist frei.