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Tierheim Junge Tierschützer wollenʼs wissen

Harte Fragen beschäftigt die Jugendgruppe des Altmärkischen Tierschutzvereins. Starker Tobak und Einsatz für das Tierheim "Edith Vogel"

Von Sarah Klas 10.09.2020, 23:01

Stendal l Sie sind schon niedlich anzusehen, diese knopfäugigen, flauschigen Vierbeiner, die so brav dem Ball hinterhereilen. Dass es im Tierschutz aber nicht nur um Streicheleinheiten und Kuscheln geht, muss Susanne Wieske ihren Schützlingen in der Jugendgruppe nicht mehr erzählen. Sie ist Vorsitzende des Altmärkischen Tierschutzvereins Kreis Stendal und betreut gemeinsam mit ihrem Mann und Gruppenleiter Karol Lutz die etwa 20 Jugendlichen, die sich – sofern sich gerade keine Pandemie ausbreitet – alle 14 Tage mit Themen rund um Fellnasen und deren Wohl und Schutz beschäftigen.

Anfangs dachte Wieske noch: „Wir basteln etwas und machen einfache Spiele, um den Kindern Tierschutz leicht näherzubringen. Aber das wollen sie gar nicht.“ Die Jugendlichen im Alter von zehn bis 18 Jahren beschäftigen härtere Themen, das haben sie schon nach ein paar Stunden damals im Herbst 2018 klargestellt. Tiertransporte, Tierversuche, Blutfarmen – es sei jede Stunde aufʼs Neue spannend, was die Teenager bewegt.

Die Idee zur Jugendgruppe kam der Tierschützerin auf einer Veranstaltung des deutschen Tierschutzbundes, bei der Preise an Jugendarbeitende verliehen wurden. „So etwas brauchen wir auch, dachte ich.“ Nach anfänglichem Gegenwind der ehemaligen Tierheimleiterin, verbreitete sich die Nachricht zum Start der Jugendgruppe „wie ein Lauffeuer. Auf Facebook habe ich gepostet, wer mitmachen möchte, darf gerne kommen“, erinnert sich die Tangermünderin. Nun ist es zwei Jahre her, als sich eine Gruppe von etwa 18 bis 20 Jugendlichen in den Räumlichkeiten des Berufsildungswerks (BBW) in Borstel getroffen hat. Bis auf ein paar Abgänger und Neuinteressierte ist der Stamm der Gruppe gleichgeblieben – der Raum im BBW ebenso. Wenn ein neuer Termin für ein Treffen in der internen WhatsApp-Gruppe ausgemacht wird, dann kommen die Jugendlichen aus Borstel, Stendal oder sogar aus dem fernen Tangerhütte angereist.

In der ersten Hälfte des zweistündigen Treffens steht Theorie an. Was thematisiert werden soll, wird vorher im Chat besprochen. Gruppenbetreuerin Wieske erklärt: „Das soll kein Schulunterricht sein. Anfangs habe ich das probiert, aber das kam bei den jungen Leuten nicht gut an. Mir ist es nur wichtig, den Jugendlichen die Themen mit Liebe zu erklären. Ich möchte ihnen Tierschutz nahe bringen.“ Ausführliche Planung oder das mitgebrachte Infomaterial vom deutschen Tierschutzbund sind für die Jugendgruppe nettes Beiwerk, aber die Nachwuchs-Tierschützer bewegen meist härtere Themen. „Derjenige, der vorne sitzt, muss schlagartig Fragen beantworten können. Die Teenager kommen mit Themen, die ich eigentlich ausgelassen hätte“, erzählt Wieske begeistert und besorgt zugleich. Wunderlich ist der Einsatz um das Tierwohlbefinden wohl keinesfalls, in einer Generation, die für das Klima auf die Straße geht. Deshalb werden die Fragen von Wieske und ihrem Mann Lutz auch ehrlich und unverblümt beantwortet. Die Gruppe hat es der Tierschützerin angetan: „Von den Jugendlichen kann sich mancher Erwachsene noch eine Scheibe abschneiden.“

In der Theorie-Stunde wird auch gerne der Schaukasten im Tierheim „Edith Vogel“ bestückt. Zuletzt mit eindrucksvollen Kunstwerken zu den Waldbränden in Australien zu Beginn des Jahres.

Neben den regelmäßigen Treffen, die aufgrund von Corona und einem Wasserschaden im BBW aktuell nicht stattfinden können, engagieren sich die jungen Tierschützer für das Tierheim. Auf dem Dorffest in Borstel, auf Flohmärkten, beim Tierheimfest – überall ist die Truppe mit ihren einheitlichen T-Shirts anzutreffen. Das sei auch gut so, immerhin sieht Tierschützerin Wieske in der Gruppe auch den Nachwuchs für den Altmärkischen Tierschutzverein. An dem mangele es nämlich aktuell.

Den realen Kontakt zum Tier lernt die Gruppe im zweiten Teil der Treffen. Dann wird mit dem Hund gespielt. Aktuell ist das Greta, der eigene rumänische Herdenschutzhund von Susanne Wieske. Die anderen Hunde im Tierheim benötigen spezielle Auflagen, das wäre für die Jugendlichen zu riskant.

Nach ihrem letzten Treffen im Juni, werden sich die Jugendlichen am 10. und 11. Oktober zum Flohmarkt auf dem Gelände des Tierheims wiedersehen. Wann ein richtiges Treffen stattfinden wird, ist noch unklar. Die Teenager sind aber schon gespannt. Immerhin steht das Programm schon fest: Ein Rundgang durch das Tierheim, um zu sehen, ob die Jugendlichen noch alle Tiere wiedererkennen.