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Tierschutz Seit 30 Jahren ein Herz für Tiere

Seit nunmehr 30 Jahren wird im Tierschutzverein „Edith Vogel“ in Stendal-Borstel mit Hingabe für das Tierwohl gekämpft.

Von David Boos 13.06.2020, 07:00

Stendal-Borstel l Christine Reckstadt ist außer Atem, als sie das Büro im Stendaler Tierheim betritt. Die stellvertretende Vereinsvorsitzende entschuldigt sich für die Verspätung. „Zwei kleine Waschbären“, so erzählt sie, „wurden zwischen den Mülltonnen hinter dem Stendaler Bahnhof gefunden“. Tags zuvor seien es bereits sieben Kätzchen gewesen, die das Tierheim in seine Obhut genommen hat. Denn auch in Zeiten von Corona herrscht bei den Tierschützern nach wie vor Hochbetrieb.

Kurze Zeit später trifft auch die Vereinsvorsitzende Susanne Wieske ein und lässt sich von ihrer Stellvertreterin über die Waschbär-Situation informieren. Wieske erinnert sich angesichts des Vereinsjubiläums an ihren ersten Besuch im Tierheim vor 29 Jahren: „Ich kam damals mit meinem Mann und war schockiert. Ich dachte mir: Das sieht so furchtbar aus, da gehe ich nicht mehr hin.“

Damals wirkten die Zäune so, als ob sie, „wenn ein Hund dagegen springt“, umfallen würden. Doch seitdem hat sich viel verändert. Fast das gesamte Gelände ist mittlerweile modernisiert und macht einen gepflegten Eindruck.

Lediglich der ehemalige Schweinestall muss, sobald Corona es zulässt, noch modernisiert werden. In drei Bauschritten soll dabei ein neues Hundehaus entstehen.

Doch nicht nur baulich hat sich vieles verändert, glücklicherweise hat sich auch die Situation im Hundebereich im Vergleich zu den 90er Jahren leicht entspannt. „Damals hatten wir bis zu drei oder vier Hunde in einem Zwinger“, erzählt Wieske. Solche Enge gebe es zwar nicht mehr, wenngleich man noch stets „fast komplett belegt“ ist.

Was nach wie vor große Probleme bereitet, sind Katzen. „Es ist eine Katastrophe“, klagt die Vorsitzende. „Die Leute lassen die Elterntiere nicht kastrieren, und jetzt geht die Schwemme wieder los.“ Vergangenes Jahr wurde der Andrang durch kleine Kätzchen im August so groß, dass alle Mitglieder des Vorstands sich spontan dazu bereit erklärten, ein Kätzchen zeitweilig bei sich aufzunehmen. In diesem Jahr dürfte die Welle noch früher beginnen.

Die Belastung für die Tierschützer kann aber auch schlagartig ansteigen, wenn, wie vor einigen Wochen, durch eine Sicherstellung plötzlich 20 Hunde ins Tierheim kommen. Dabei handelt es sich unter anderem um sogenannte „Listenhunde“, also Tiere, die vom Gesetzgeber aufgrund ihrer Rasse als gefährlich eingestuft werden. Susanne Wieske räumt ein, dass die Besitzer diese „in guter Absicht übernommen hatten“, aber schlichtweg überfordert waren. Listenhunde sind trotz oft guten Charakters nur schwer zu vermitteln, ebenso wie alte Hunde.

Im Laufe der Jahre gab es viele schmerzhafte Erfahrungen für die Mitglieder des Tierschutzvereins. Gerade jetzt ist eine bereits vermittelte Hündin schwer erkrankt, für die kostspielige Operation werden noch Unterstützer gesucht. Susanne Wieske kämpft mit den Tränen, als sie von dem schwer misshandelten Tier erzählt: „Ich hatte schon viel gesehen, aber das konnte man sich nicht vorstellen“. Die Ohren waren abgeschnitten, der Körper von Tumoren übersät, das Tier fast verhungert. „Die Kinder der Jugendgruppe standen am Zaun und haben geweint, als die Hündin kam.“ Und immer wieder die Frage: Wie geht es dem Hund? Christine Reckstadt umarmt die Vorsitzende tröstend. Hier schlagen die Herzen für Tiere im gleichen Takt.

Weitere Infos gibt es auf der Internetseite des Tierschutzvereins.