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Tierseuche Mit Tupfern gegen die Schweinepest

Die Afrikanische Schweinepest könnte schon bald von Polen aus in die Altmark eingeschleppt werden. Der Ernstfall wurde geprobt.

Von Bernd-Volker Brahms 29.02.2020, 00:01

Stendal l Mitarbeiter des Landkreises Stendal haben sich in dieser Woche mit einer Großübung darauf vorbereitet, wie damit umgegangen wird, wenn die Afrikanische Schweinepest (ASP) die Region erreicht. Nach Angaben der Behörde ist die Seuche für Menschen ungefährlich, für Schweine endet die Krankheit jedoch tödlich. Seit rund zwei Jahren gibt es Fälle verendeter Tiere in Westpolen. Nach Expertenansicht scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, wann die Tierkrankheit auch nach Deutschland rüberschwappt.

Nach der aktuellen Risikoeinschätzung des Friedrich-Löffler-Institutes besteht ein hohes Risiko, dass die Krankheit sich durch menschliches Handeln weiter verbreitet. Entlang von Fernstraßen könnten Schweinefleischerzeugnisse von infizierten Tieren durch Menschen oder Fahrzeuge weitergetragen werden. Wenn Wildschweine diese Produkte fressen, könnte sich die Krankheit weiterverbreiten.

Beim Landkreis Stendal sieht man nicht tatenlos zu, sondern bereitet sich darauf vor, wie Pressesprecherin Sabrina Lamcha gestern mitteilte. Es wurde am Mittwoch eine Feldübung mit 48 Mitarbeitern aus verschiedenen Ämtern durchgeführt. Der Landkreis ist für die Tierseuchenbekämpfung zuständig, im Speziellen das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt.

Mit einem Übungsszenario wurde der Ablauf der Bergung und die Probeentnahme bei einem Fund eines möglicherweise durch Seuche verendeten Stückes Schwarzwild trainiert. Veterinäramt, Gesundheitsamt, Katastrophenschutz, Untere Jagdbehörde, Kreisstraßenmeisterei arbeiten im Fall einer Seuche zusammen und werden durch den 2. Beigeordneten des Landrates, Sebastian Stoll (CDU), koordiniert. Tritt der Fall ein, sind nach heutigem Stand aus den Erkenntnissen der Übung, innerhalb von elf Stunden alle Strukturen im Landkreis Stendal aktiviert, heißt es aus dem Landratsamt.

Federführend leitete das Veterinäramt den fiktiven Einsatz. Ein totes Wildschwein, aufgefunden in einem Wald bei Brunkau, so das Szenario. Die Kreisstraßenmeisterei nahm vollzählig mit 32 Personen an der Übung teil. Aufgabe der Kreisstraßenmeisterei ist es im Ernstfall, definierte Restriktionszonen großräumig mit Zäunen abzusperren, totes Wild zu bergen und nach den Probeentnahmen die Kadaver zu entsorgen.

Ziel ist es, nach einem Fund, die verendeten Tiere so schnell wie möglich aus dem Gebiet zu entfernen, um eine Weiterverbreitung des Erregers zu verhindern. Zusätzlich sollen Sammelstellen eingerichtet werden, in denen die Tiere für die endgültige Entsorgung in Container verbracht werden. Wildschweine und auch Hausschweine im Nahbereich des Fundortes von mehreren Kilometern müssten in einem solchen Fall getötet werden.

Die Laboruntersuchungen finden im Friedrich-Löffler-Institut, Insel Riems, oder im Landesamt für Verbraucherschutz in Stendal statt. An dem Fundort werden die Georeferenzdaten erhoben und in eine nationale Datenbank übertragen. Alle relevanten Informationen zu der Seuche werden in dem Tierseuchennachrichtensystem (TSN) erfasst.

Eine Verschleppung des Virus ist zu vermeiden, deshalb war wesentlicher Bestandteil der Übung, die Arbeiten so auszuführen, dass keine Erreger verbreitet wird. Hygienische Maßnahmen haben oberste Priorität. Während der Übung lernten die Beteiligten unter anderem, bei welchen Arbeitsschritten die unterschiedlichen Desinfektionsmittel eingesetzt werden.

Während der vierstündigen Übung testeten die Mitarbeiter Schutzbekleidung, Labormaterialien, Bergungsmittel und Bewegungsabläufe. Gearbeitet wurde mit Material verschiedener Hersteller. Nach den Erkenntnissen der Übung werde weiteres Material in ausreichendem Umfang bestellt.