1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Fasziniert von Alpakas

EIL

Tierzucht Fasziniert von Alpakas

Seit fast acht Jahren züchtet Marianne Kraßort in Klinke (Landkreis Stendal) Alpakas. Für die Herde sucht sie nun einen neuen Besitzer.

Von Donald Lyko 10.03.2019, 00:01

Klinke l Der Himmel über Klinke verdüstert sich, die ersten Regentropfen fallen. Wie auf Kommando machen sich die Alpaka-Stuten von ganz hinten in ihrem Gehege auf den Weg zum Unterstand. „Dann hört es gleich wieder auf mit dem Regen. Bei Dauerregen würden sie draußen bleiben, das stört die Alpakas nicht“, sagt Marianne Kraßort. Für den Laien klingt das eher widersprüchlich. Aber sie kennt ihre Tiere ganz genau, kennt deren Eigenheiten, weiß vieles über die Pflege und Zucht der aus Südamerika stammenden Tiere.

Seit 2011 züchtet sie Alpakas. Auf der Grünen Woche in Berlin hatte sie die Alpakas für sich entdeckt, wenige Monate später kamen die ersten Tiere im Bismarker Ortsteil Klinke an. Heute gehören zirka 35 Alpakas zur Herde, sechs davon sind von Anfang an dabei. Das älteste Tier ist 17 Jahre alt. Alpakas können bis zu 25 Jahre alt werden. Der Großteil der Herde ist aber unter vier Jahre alt, diese Tiere wurden in Klinke geboren. Das alles erzählt Marianne Kraßort, die wie am ersten Tag begeistert ist von den Anden-Tieren.

„Aber ich musste eine Entscheidung treffen“, beginnt Marianne Kraßort im Gespräch die Passage, in der es um die Zukunft ihrer Alpaka-Herde geht. „Ich kann die Zeit für die Tiere nicht mehr aufbringen, denn im Kaffeebereich stehen jede Menge neuer Projekte an“, erklärt die Inhaberin der Stendaler „Kaffeekult“-Rösterei. Nachdem eine langjährige, gut eingearbeitete und engagierte Mitarbeiterin aus gesundheitlichen Gründen zurzeit nicht arbeiten kann, stemmt Marianne Kraßort den Betrieb selbst: röstet Kaffee, öffnet den Werksladen einmal wöchentlich, gibt Seminare, hält Vorträge, ist für neue Vorhaben und die Vermarktung im Land unterwegs. Es bleibt nur Zeit, sich einem von beiden mit voller Aufmerksamkeit zu widmen: der Arbeit als Kaffee-Rösterin oder der Arbeit mit den Alpakas, deren Zucht sie ebenfalls gewerblich betreibt.

Ihre Entscheidung: Kaffee. „Darum muss ich die Herde abgeben“, sagt Marianne Kraßort. Als Zeitpunkt hat sie sich Mitte des Jahres gesetzt. Erste Gespräche hat sie schon geführt, einige haben Interesse bekundet. Was ihr am Herzen liegt: „Es wäre schön, wenn die Herde zusammenbleiben könnte.“ Es sei aber auch möglich, aus der Herde zwei zu machen.

Wie die Übernahme konkret ablaufen könnte, dafür gibt es mehrere Optionen. Die zum Beispiel, die Alpakas direkt auf das Grundstück des neuen Besitzers zu holen. „Für das erste Tier werden 1000 Quadratmeter Fläche gerechnet und dann 100 Quadratmeter für jedes weitere Tier“, erklärt die Klinkerin. Für ehemalige Landwirte, die sich zum Beispiel von der Milchviehhaltung verabschiedet und ein geeignetes Grundstück haben, könnte die Alpaka-Zucht interessant sein. Eine andere Möglichkeit wäre, dass der künftige Besitzer die Tiere weiter auf dem weitläufigen Grundstück in Klinke lässt und sich dort eigenständig um die Zucht kümmert.

Was sollte der neue Besitzer denn mitbringen? „In allererster Linie Liebe zu den Tieren und Interesse an der Zucht“, antwortet Marianne Kraßort.

Und wie aufwendig wäre es? „Die normale Arbeit am Tag ist locker in zwei Stunden zu schaffen, von Geübten in eineinhalb Stunden“, erklärt die Züchterin. Die täglichen Arbeiten sind das Füttern mit Heu, Gras und etwas Kraftfutter, die Kontrolle der Gehege, Mist beseitigen und einfach schauen, wie es den Tieren geht. Ansonsten sind die Alpakas pflegeleicht. Sie sind ganzjährig draußen, sind das hiesige Klima gewöhnt, benötigen keinen Stall, ein Unterstand reicht aus. „Die Tiere entscheiden selbst, ob sie auf der Koppel bleiben oder rein möchten.“

Bei den Arbeiten kommt die Vermarktung hinzu, „denn die bringt das Geld ein“, so Marianne Kraßort. Heißt: Tiere können verkauft werden, zudem ist die Wolle gefragt als Füllmaterial in Kissen und Bettdecken, aber auch für Stoffe. Einmal im Jahr werden die Tiere geschoren, auf dem Hof von Marianne Kraßort immer am 1. Mai.

Gutes Stichwort: Weil wegen der Arbeit in und für die Rösterei vor dem 1. Mai die Zeit fehlt, die Tiere nach der Schur für Gäste aber weniger attraktiv sind, wird es in diesem Frühjahr in Klinke keinen Alpaka-Tag geben. Die hatten bisher immer viele Besucher angelockt, vor allem wegen der Möglichkeit, den Tieren mal ganz nah zu kommen.

„Mein Interesse ist es, dass es mit der Zucht vernünftig weitergeht“, sagt die Klinkerin. Daher bietet sie den künftigen Besitzern gern ihren Rat und ihre Beratung an – vor und auch nach der Übernahme. Denn die Tiere liegen ihr weiter am Herzen. Darum möchte sie gern mindestens zwei Tiere selbst behalten. So ganz loslassen möchte sie nicht von diesen gutmütigen, flauschigen Vierbeinern mit den großen Kulleraugen, die nicht umsonst wegen ihres Wesens oft als Therapietiere eingesetzt werden. Und von denen sie auch nach acht Jahren noch immer fasziniert und begeistert ist.

Wer sich mit Marianne Kraßort in Verbindung setzen möchte, kann dies telefonisch unter der Nummer 0172/230 20 30 oder per E-Mail über ein Kontaktformular auf der Seite www.alpakas-aus-der-altmark.de.