1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Eduard Stapel ist gestorben

Trauer Eduard Stapel ist gestorben

Am Sonntag erlag der Bismarker einer schweren Krankheit. Der Vorkämpfer der Schwulenbewegung in der DDR wurde 64 Jahre alt.

Von Thomas Pusch 05.09.2017, 20:41

Bismark l Kurz vor seinem Tod ist einer seiner größten Träume in Erfüllung gegangen. Der Bundestag verabschiedete das Gesetz zur Ehe für alle. Am vergangenen Sonntag ist Eduard Stapel im Alter von 64 Jahren in seiner Geburtsstadt Bismark gestorben. Über 30 Jahre ist er in der Schwulenbewegung aktiv gewesen. Da verwundert es nicht, dass einer der ersten Nachrufe auf der Internetseite des Lesben- und Schwulenverbandes Deutschland (LSVD) erschienen ist. Unter der Überschrift „Ein großer Bürgerrechtler“ heißt es darin: „Eddy Stapel hat starke Fundamente gelegt. Gerade in Zeiten, in denen homophobe und generell menschenfeindliche Kräfte wieder lautstärker werden, sind seine Fundamente uns Basis und Auftrag zugleich, nicht nachzulassen im Kampf für Demokratie, Vielfalt und Respekt“.

Mit der Gründung des Arbeitskreises Homosexualität am Theologischen Seminar in Leipzig legte Stapel 1982 praktisch den Grundstein für den LSVD. Als der Verband 1990 als Schwulenverband der DDR gegründet wurde, bekleidete er die Funktion des ersten Geschäftsführers und fungierte als Sprecher. Viele Jahre saß er im Vorstand des Verbandes, nach seinem Rückzug aus gesundheitlichen Gründen wurde er 2006 dessen Ehrenvorsitzender.

Doch Stapel engagierte sich auch in der Kommunalpolitik. Am 17. März 2011 wurde der Bündnisgrüne, der auch zwei Jahre lang Landesvorsitzender der Partei war,  zum Bismarker Ortsbürgermeister gewählt. Im Sommer dieses Jahres gab er das Amt an seine Stellvertreterin Ruth Rothe (Die Linke) ab. „Uns geht ein Mann verloren, der sich massiv für die Gleichstellung für alle eingesetzt hat“, sagte sie am Dienstag gegenüber der Volksstimme. Es sei einer gegangen, der sehr viel geleistet hat.

Einheitsgemeindebürgermeisterin Annegret Schwarz war ebenso berührt. „Ich war geschockt, dass es nun doch so schnell ging, aber irgendwie ist es auch eine Erlösung für ihn“, versuchte sie eine positive Seite zu sehen. Stapels Tod bedeute einen Verlust. Er sei sicherlich eine streitbare Person gewesen, aber eben auch jemand, der etwas bewegt und viel erreicht hat.

Seit 1999 hatte Stapel im Kreistag gesessen, in einer Fraktion mit der Linken. Wenige Tage vor seinem Tod legte er sein Mandat nieder. „Es ist ein großer Verlust, wir haben sehr gut zusammengearbeitet“, meinte Fraktionsvorsitzende Helga Paschke im Gespräch mit der Volksstimme. Stapel habe viele Ideen gehabt, Denkanstöße gegeben. Paschke sprach von einem „sehr kollegialen Verhältnis“. Bis zum Schluss habe sie Eduard Stapel auch immer noch in Bismark besucht.

Eduard Stapel wird am Sonnabend, 30. September, um 15 Uhr auf dem Bismarker Friedhof beigesetzt.