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Trockenheit Bleiben die Bäume standhaft?

Die Trockenheit hält an. Wie halten die Stendaler Bäume die Dürre aus? Die Stadt veranlasst schon Sonderwässerungen.

Von Nora Knappe 08.08.2018, 01:01

Stendal l Durst! Während der Mensch sich dank Wasserhahn und Flaschenwasser weitgehend selbst behelfen kann, sind Pflanzen auf Niederschlag angewiesen, doch der bleibt derzeit so gut wie gänzlich aus. Bäume, Sträucher, Blumen brauchen also dringend unsere Hilfe – oder?

„Die Bäume leiden unter der Trockenheit, das ist völlig klar“, sagt Silke Pidun, Leiterin des Amtes für technische Dienste. Von der Stadt Stendal beauaftragte Firmen sind darum jetzt öfter mit den Bewässerungstanks unterwegs als sonst, versorgen vor allem die Staudenbeete an der Parkstraße, außerdem Gehölzbeete und Sträucher sowie Pflanz­kübel. Und natürlich die Neuanpflanzungen und Jungbäume – denn deren Wurzelwerk ist noch nicht so tief und weit verankert wie das der alten Bäume, die das Grundwasser erreichen. „Normalerweise wässern wir die Jungbäume zehn- bis zwölfmal in der Vegeatationsperiode von Mai bis September“, erklärt Pidun. „Diese Anzahl hatten wir in diesem Jahr schon Anfang Juli ausgeschöpft.“

Pro Baum und Wässerung werden 80 bis 100 Liter benötigt – was mit Mehrkosten im Stadtbudget einhergeht. „Aber das muss es uns wert sein“, sagt Pidun. Rasen wird übrigens nicht bewässert – mit der Ausnahme Winckelmannplatz, da dieser ohnehin stark beansprucht sei.

Rund 21.000 Bäume befinden sich auf dem Gebiet der Hansestadt Stendal, 5000 davon in den Ortsteilen. Vor allem Eichen, Linden, Platanen, Ahorn, Buchen, Kastanien prägen das Bild. Exoten sind auch mal darunter. Zwar gibt es eine Empfehlungsliste, welche Bäume für die städtischen Ansprüche samt Trockenheit, Abgasen, Streusalzen und weniger Belüftung als in der freien Natur geeignet sind, aber letztlich spielen dann doch individuelle Standortbedingungen und das Kleinklima eine Rolle. Als Neupflanzungen an Straßen haben sich nach Einschätzung von Pidun und ihren Mitarbeitern die Pyramiden-Hainbuchen an der Uenglinger Straße oder die Hopfenbuche in der Osterburger bewährt. Die Thüringische Säulen-Mehlbeere hingegen nicht, obwohl sie in der Liste steht.

Wie es den Stendaler Bäumen im Einzelnen geht, darüber hat Katharina Fischer den Überblick. Sie ist Baumkontrolleurin der Hansestadt Stendal und täglich draußen unterwegs, um den Zustand der Sauerstoffproduzenten und Schattenspender zu begutachten.

„Die Vitalität der Bäume wird durch die Trockenheit herabgesetzt, sie werden anfälliger für Schädlinge und Krankheiten.“ Erste Schäden seien sichtbar: „Die Kastanien, zum Beispiel am Westwall und in der Allee Richtung Wischer, sind schon ganz braun, früher als sonst.“ Was aber auch mit an der Miniermotte liege. „Und bei Linden und Ahorn beobachten wir die Braunfärbung der Blätter von den Rändern her.“ Sollte ein Baum eingehen, könne man die Dürre aber nicht als alleinige Ursache ausmachen: „Es ist immer ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren“, so Fischer.

Das Bewusstsein über den Wert und die Wichtigkeit von Bäumen sei leider nicht bei jedem vorhanden. Bäume würden oftmals als Störenfriede gesehen – dem einen ist das Laub lästig, dem anderen der Schatten, wieder andere fahren gedankenlos über Wurzeln, stellen ihre Mülltonnen darauf ab, und Baufirmen sind, sobald ein Baum vermeintlich im Weg ist, oftmals nicht zimperlich. „Gerade die Beziehung zwischen Wurzeln und Blättern ist wichtig, das wird oft nicht verstanden“, monieren Pidun und ihre Kollegin.

Für die Teilnehmer des Bildungsprogramms „Stabil“ am BIC ist die Pflege von Pflanzen Teil ihres Ausbildungsplans. Dass sie jetzt seit einigen Wochen draußen zwei Pflaumenbäume gießen, stand nicht auf dem Plan – das war ein Impuls vom Chef. Und so greifen Robin Lawrenz und Dominik Himmel, zwei von zehn Teilnehmern, jeden Morgen als Erstes zur Gießkanne, um ihre zwei selbstgewählten „Patenbäume“ zu wässern. Verantwortung für das, was einen umgibt – die lernen die jungen Menschen auf diese Weise aufs Beste.

Solchen spontanen und freiwilligen Einsatz sehen die städtischen Verantwortlichen gern – wollen ihn jedoch nicht zur Bürgerpflicht machen. „Wenn sich jemand so kümmert, ist das aber sehr schön, da kann man auch nichts falsch machen“, versichert Pidun.