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Unter einem Dach Wohnen nach dem Mauerfall

Die Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft Stendal blickt auf eine 88-jährige Geschichte zurück - eine seit der Wende äußerst positive.

Von Donald Lyko 10.08.2016, 03:00

Stendal l Alt und Jung unter einem Dach – mit diesem Slogan wirbt die Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft (GWG) Stendal für sich. „Und es ist wirklich so, wir haben einen sehr gut gemischten Altersdurchschnitt“, sagt Regina Gehlhar, Vorstand der GWG. Junge Familien mit Kleinkindern und Studenten der benachbarten Hochschule fühlen sich in den Wohnungen ebenso wohl wie ältere Mieter, die seit Jahrzehnten der Genossenschaft die Treue halten. Stichwort Wohnungen: Insgesamt 316 hat die GWG derzeit in drei Wohngebieten, wobei das Quartier in Nord den Schwerpunkt bildet. Auch, weil sich gerade dort an der Elisabeth­straße und der Straße der Demokratie in den vergangenen zwei Jahrzehnten sehr viel verändert hat.

Denn einige Jahre, nachdem die Mauer zwischen den beiden deutschen Staaten gefallen war, konnte auch die GWG ihren eigenen Mauerfall feiern – im Oktober 1994. Am 7. September 1993 hatte die GWG fünf Wohnblöcke zurückbekommen, die zu dieser Zeit noch von Angehörigen der Roten Armee bewohnt waren.

Am 5. Juli 1945 waren der Genossenschaft Wohnungen und Wohnblöcke weggenommen worden. Sie mussten für die sowjetische Besatzungsmacht geräumt werden. 1947 gab es zwar das erste Gebäude zurück, eines an der Wollweberstraße, und weitere folgten – aber einige verschwanden für Jahrzehnte hinter einer Mauer. Für die Genossenschaft waren die Jahre zwischen Krieg und Wende darum eher von Bewirtschaftung, Verwaltung und Erhaltung des genossenschaftlichen Eigentums geprägt als von Bautätigkeit.

Die hatte es reichlich nach der Gründung im Jahr 1928 gegeben, bis 1939 waren mehrere Wohnblöcke gebaut worden. Die ersten Jahre der Mieter-, Spar- und Baugenossenschaft, die 1942 mit der Baugenossenschaft der Kriegsgeschädigten und dem Wahrburger Wohnungsverein zur Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft vereinigt worden war, werden in der Chronik so beschrieben: „Bis zum Jahr 1945 war das Unternehmen äußerlich wie innerlich eine Zierde der Stadt Stendal.“ Das ist es auch jetzt wieder, denn nach der Rückgabe der Wohnblöcke durch das Bundesvermögens­amt wurde ordentlich investiert, der Wohnungsbestand wuchs von 200 im Jahr 1993 auf besagte 316.

Das erste Sanierungsobjekt war die Elisabethstraße 14-17. Die Wohnungen bekamen neue Zuschnitte, aus größeren wurden kleinere und umgekehrt. Die Fassaden wurden gemacht, Balkone angebracht, Außengelände gestaltet, Stellplätze angelegt – und nicht benötigte Gebäude wie der ehemalige Schweinestall, ein Heizhaus, das Kino oder der Konsum wurden abgerissen.

„Jetzt müssen wir immer dranbleiben“, fasst Regina Gehlhar zusammen, dass nach abgeschlossener Sanierung aller Gebäude die Instandsetzung an oberster Stelle steht. Mal muss eine Tür gewechselt, mal die Fassade gestrichen werden, dann kommen Schritt für Schritt die Kellereingänge oder Flure an die Reihe. Immer mit dem Ziel, den Mietern und Genossenschaftsmitgliedern attraktiven Wohnraum zu bieten. Mit Erfolg, denn bis auf zwei bis drei Wohnungen sind immer alle vergeben.