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VerkehrsaktionBarrieren, um Fußgänger zu lenken

Bei seiner Aktion „Finger weg!“ schaute sich der Auto Club Europa die Verkehrssituation an der Ramelow-Kreuzung in Stendal an.

Von Donald Lyko 08.08.2017, 02:00

Stendal l Lothar Karcz hat mit seiner Liste Position am Tastmodell bezogen. Von dort beo­bachtet der Kreisvorsitzende des ACE Sachsen-Anhalt/Nord die Kreuzung Kornmarkt/Bruchstraße/Breite Straße. Er zählt alle Personen, die als Fußgänger in dem Bereich Straßen überqueren, und macht separat noch Striche für diejenigen, die nicht auf den Verkehr achten, sondern mit ihrem Mobiltelefon Nachrichten verschicken oder lesen oder Musik auswählen, die sie über Kopfhörer hören. Um diese Personen geht es bei der Verkehrssicherheitsaktion des ACE. Sie trägt den Titel „Finger weg!“ und soll dafür sensibilisieren, sich auf den Verkehr zu konzentrieren und sich nicht von anderen Dingen ablenken zu lassen.

„Niemand kann wohl gleichzeitig Nachrichten checken und auf den Verkehr achten. Das ist ganz klar eine lebensgefährliche Selbstüberschätzung“, sagt Karcz. Unterstützt wird er bei der Aktion von Carsten Huber vom ACE-Kreisvorstand, dem ACE-Regionalbeauftragten Frank Fleischhauer und Günter Elfert von der Gewerkschaft verdi.

Nach einer Stunde – gezählt wurde zwischen 10 und 11 Uhr – das Ergebnis: Von 250 erfassten Erwachsenen waren 23 von einem Handy/Smartphone abgelenkt, fast jeder Zehnte. Von 44 Kindern und Jugendlichen (augenscheinlich unter 18 Jahren) waren es acht, also knapp jeder Fünfte. Bei der Beobachtung ist noch etwas aufgefallen. „Fußgänger überquerten in voller Breite die angrenzenden Straßen, teilweise recht rücksichtslos gegenüber den Autofahrern“, bilanzierte Lothar Karcz. Besonders an der Einmündung Bruchstraße/Breite Straße hätten viele Autofahrer und Radfahrer „ein Problem mit der Auslegung der Vorfahrtsregel an gleichrangigen Straßen, wenn das aus Richtung Altes Dorf kommende Fahrzeug nach links in die Bruchstraße abbiegen will“.

Den Kreuzungsbereich am Winckelmannplatz beschreibt Lothar Karcz als „Bereich, der eine sehr hohe Aufmerksamkeit erfordert“. Nach dem tödlichen Unfall, dessen Ursache bisher noch nicht geklärt ist, hatten die Diskussionen begonnen, wie man diesen Bereich sicherer machen kann. Einige Stendaler nutzten die ACE-Aktion, um ihre Vorstellungen vorzutragen. Denn die Mitglieder von Deutschlands zweitgrößtem Autoclub hatten dazu die Linke-Stadträte Katrin Kunert und Joachim Röxe eingeladen, SPD-Stadtrat Jürgen Schlafke gesellte sich ebenfalls zur Runde.

Der Stendaler Wolfgang Lamers hat ganz konkrete Vorstellungen, wie der Verkehrsfluss geändert werden könnte: die nördliche Breite Straße zur Einbahnstraße in Richtung Altes Dorf machen und die Einbahnstraßenregelung um Marienkirche und Marktplatz umdrehen, so dass es weniger Punkte gibt, an denen Fahrer auf Vorfahrtsregeln achten müssen. Die Einbahnstraßen-Variante hatte auch die Stadtratsfraktion CDU/Landgemeinden vorgeschlagen. „Das würde nicht viel kosten, es müssten nur die Schilder ausgetauscht werden“, sagte Wolfgang Lamers. Katrin Kunert nahm dessen handgefertigte Zeichnung gern mit, um sie an die Stadtverwaltung weiterzuleiten, „damit es in den Fachämtern geprüft wird“.

Auch der ACE-Kreisverband werde sich „nicht verschließen“, wenn gemeinsam eine Lösung für den Kreuzungsbereich gesucht werden soll, kündigte Lothar Karcz Gesprächsbereitschaft an. Um die Verkehrssicherheit an dieser Stelle zu erhöhen, schlägt der ACE vor: körperliche Barrieren entlang des Winckelmannplatzes und an den Ecken der Einmündungen der angrenzenden Straßen, um den Fußgängerstrom gezielter zu lenken; die Parkordnung am Kornmarkt im Bereich der Einmündung Breite Straße durchsetzen, damit die Autofahrer eine bessere Sicht beim Befahren des Bereiches haben; Fahrtrichtungsänderungen rund um Marienkirche und Markt zur Erleichterung der Vorfahrtssituationen.