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Versteigerung Was wird aus Stendal-Süd?

Die Wohnblöcke in Stendal-Süd kommen unter den Hammer. Das ehemalige DDR-Vorzeige-Wohngebiet könnte bald verschwinden.

Von Bernd-Volker Brahms 17.05.2017, 01:01

Stendal l 2002 gab es im Stendaler Stadtrat den Beschluss zum gesamten Abriss von Stendal-Süd. Nun könnte bald das letzte Kapitel des Wohngebietes, das ab 1985 gebaut worden ist, besiegelt werden. Was muss man zur Zwangsversteigerung der verbliebenen Blöcke wissen. Die Volksstimme fasst es zusammen:

Um welche Blöcke geht es?

Es geht um vier bebaute Grundstücke. Die Objekte sind Hanseallee 25-39, Hanseallee 2a-14a, Hanseallee 57-65a, Lemgoer Straße 2-6 und Bremer Straße 2-6. Es handelt sich um insgesamt 340 Wohnungen, die leer stehen. Sie haben eine gesamte Wohnfläche von 24 323 Quadratmetern.

Wem gehören die Blöcke?

Eigentümer ist zu vier Fünftel Nasir Mustafazadu sowie zu einem Fünftel die Erbengemeinschaft des verstorbenen Sadik Tekin Evren. Die Raks AG, die in den zurückliegenden Jahren als Vermieterin und Verwalterin für die Blöcke aufgetreten ist, ist im Verfahren nicht beteiligt. Mustafazadu und Evren haben 2009 in einer Zwangsversteigerung sechs Blöcke erworben. Die volle Kaufsumme blieben sie schuldig. 2011 und 2012 gab es Wiederversteigerungen, die erfolglos blieben. Auch jetzt handelt es sich um eine Wiederversteigerung.

Wer betreibt die Zwangsversteigerung?

Das Verfahren wurde von der Hansestadt Stendal und dem Landkreis Stendal als zwei von mehreren Gläubigern vorangetrieben. Die Stadt steht im Rang ganz vorne. Allein die Stadtwerke haben eine Forderung von mehr als 150 000 Euro. Auch die DeltaLoyd-Versicherungsgruppe aus Wiesbaden gehört zu den Gläubigern.

Was sind die Blöcke wert?

Ein Sachverständiger hat einen gesamten Verkehrswert mit Stichtag 4. Mai 2015 in Höhe von 2,049 Millionen Euro ermittelt. Ein älteres Gutachten aus dem Jahre 2010 ging von 4,017 Millionen Euro aus.

Können einzelne Blöcke erworben werden?

Vom Prinzip her lassen die Versteigerungsbedingungen das zu. Die Beteiligten können das jedoch am Tag ausschließen.

Gibt es überhaupt Interessenten?

Ja, es gab Interessierte, die sich bei der Stadt erkundigt haben. Es gab auch Interessenten, die sich die Gebäude angesehen haben. Bei einer geringen Summe dürfte die Stadt selbst Interesse haben, um die Flächen entwickeln zu können.

Wie wahrscheinlich ist es, dass es zur Versteigerung kommt?

Es ist höchst unwahrscheinlich, dass es beim ersten Termin am Donnerstag einen Zuschlag gibt, da diesmal mindestens die Hälfte des Verkehrswertes von 2,049 Millionen Euro geboten werden muss – unter Umständen sogar 70 Prozent. Bei einem zweiten Termin, der innerhalb von zwei bis sechs Monaten nach dem ersten stattfinden muss, können geringere Gebote abgegeben werden.

Wird die Stadt mitbieten?

„Die Stadt wird durch Beobachter präsent sein“, sagte Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU) am Montag im Hauptausschuss. Über andere Dinge, „die wir vorhaben“, werde er nicht öffentlich sprechen. Dann wiederholte er Bekanntes: Sollte die Stadt über die Blöcke verfügen können, würden diese verschwinden, erst danach könnte über die Zukunft des Areals gesprochen werden.

Warum hat es so lange gedauert, dass es erst jetzt zu einer Versteigerung kommt?

Eine Versteigerung im Oktober 2014 wurde vom Amtsgericht abgesagt, da klar war, dass das Wertgutachten von 2010 nicht mehr realistisch war – inzwischen waren alle Mieter ausgezogen. Außerdem war es dem Gericht nicht gelungen, Verfahrensbeteiligte in der Türkei fristgerecht einzuladen. Auch jetzt gelang dies nicht. Daher gab es eine sogenannte öffentlich Ladung, eine Stendaler Rechtsanwätin ist zuständig.