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Verstopft Getrübte Freude am schönen Wohnen

Abwasser und Fäkalien vergällen Stefan Mischok die Freude am für ihn sehr angenehmen Wohnen in der Stendaler Roonstraße.

Von Egmar Gebert 06.09.2017, 01:01

Stendal l Stefan Mischok wohnt gern in der Roonstraße. Die Altbauten saniert, kleine Gärten vor den Häusern, viel Sonne, und die Ruhe eines beschaulichen Stadtvieretels. All das schätzt der Mieter der Parterre-Wohnung im Haus Nr. 15.

Trotzdem stinkt es ihm manchmal im wahrsten Wortes Sinn des Wortes. Zum Beispiel am vergangenen Sonnabend. Der Deckel des Revisionsschachtes im Keller konnte das Abwasser aus den sechs Wohnungen nicht mehr halten. Es quoll über und verbreitete sich auf dem Keller-Fußboden. Die Leitung war verstopft. Der Gestank nach Fäkalien verdarb Stefan Mischok die Lust auf Frühstück. Wäre es das erste Mal gewesen, hätte er das Malheur sicher ignoriert. Aber beim dritten Mal im Abstand von jeweils nur wenigen Wochen, war seine Geduld überstrapaziert.

Er rief den Havariedienst, der sich des Problems mittels Klempner annahm. Auch für den Fachmann in Sachen Rohrverstopfung beziehungsweise Beseitigung einer solchen nicht der erste Einsatz in diesem Haus. 15 Meter weit konnte die Spirale in die horizontal unter dem Kellerfußboden verlaufende Abwasserleitung vordringen, dann war Schluss. Des Klempners Vermutung: Möglich, dass die alten Tonrohre abgesackt oder sogar eingebrochen sind. Aber das könne nur eine Kamerabefahrung des Kanals klären.

Letzendlich war es der Einsatz eines sogenannten Spülwagens, der dem Spiel mittels Wasserdruck ein Ende machte – vorerst.

Stefan Mischok befriedigt das nach erfolgreich gelüfteter Wohnung nur wenig. Er sieht die Wohnungsbaugenossenschaft (WBG) 1893, Eigentümer dieser Häuser in der Stendaler Bahnhofsvorstadt, in der Pflicht. Die Gebäude seien hundert Jahre alt, zwar sehr schön saniert, aber die unterirdische Abflussleitung eben nicht. Dem sei wohl so, hieß es auf Nachfrage der Volksstimme in der Wohnungsbaugenossenschaft, und natürlich werde man sich umgehend mit dem Mieter und den Handwerkern des Havariedienstes in Verbindung setzen, so das gestern gegebene Versprechen der WBG 1893. Schließlich seien mit solchen Einsätzen Kosten verbunden, die das Unternehmen gern vermeiden würde. Allerdings lasse das, was schon bei den vergangenen Einsätzen zutage gefördert wurde, auch auf andere Verstopfungs- ursachen schließen.

Es gebe Dinge, die nicht in die Toilette gehören. Alte Lappen und Essensreste zum Beispiel, Hygieneartikel, Küchentücher oder auch Feuchttücher aus Baumwollfasern, die sich nicht zersetzen. All das sei schon drin gewesen in der Abflussleitung genau dieses Hauses und zumindest ursächlich mit an der Verstopfung beteiligt. Den Mietern der sechs an besagte Leitungen angeschlossenen Wohnungen sei das auch bekannt. Ungeachtet dessen will die Genossenschaft dem Übel auf den Grund gehen, ob mit einer Kamerabefahrung und daraus resultierenden Maßnahmen, werde nach dem Gespräch mit den Handwerkern und der Besatzung des Spülwagens zu entscheiden sein.

Ein weiteres Problem, das am Sonnabend im Kellergewölbe der Roonstraße 15 zur Sprache kam: Feuchtigkeit in den Kellerräumen. Der gelernte Tischler Stefan Mischok würde seinen Keller gern als Hobbyraum nutzen. Geht nicht, erfuhr die Volksstimme bei der WBG und auch die Gründe: Gebaut wurden diese Häuser zu einer Zeit, als die Keller lediglich als Abstellräume gebraucht wurden. Der Fußboden besteht aus einer Ziegelflachschicht. Isolierungen darunter, die aus dem Erdreich aufsteigende Feuchtigkei abhalten würden, gibt es nicht, auch nicht in den Kellerwänden. Das ändern zu wollen, würde sowohl horizontal als auch vertikal einzubauende Sperr- sprich Isolierungsschichten bedeuten. Ein nicht vertretbarer, weil sehr kostenintensiver Aufwand.