Videothek schließt Kein Happy-End

Am 21. Oktober schließt die „World of Video“-Filiale in Stendal. Dann gibt es kreisweit keine Videothek mehr.

Von Thomas Pusch 22.09.2017, 01:01

Stendal l Fast wäre sie 27 Jahre alt geworden. Doch die im Dezember 1990 an der damaligen Leninallee eröffnete Videothek schließt am 21. Oktober ihre Pforten, und zwar für immer. „Die junge Generation, die online aufwächst, fehlt uns“, sagt Filialleiterin Jeannette Plath im Gespräch mit der Volksstimme. Ob es nun an den Streamingdiensten oder anderen möglichen Angeboten im Internet liegt, vermag sie nicht zu sagen. Auch seien DVDs mit aktuellen Filmen mittlerweile recht preiswert zu bekommen. Mit Spielen lasse sich diese Lücke nicht ausgleichen, dafür seien die Kosten einfach zu hoch.

Natürlich habe es noch Stammgäste gegeben, die zwei- bis dreimal in der Woche zum Ausleihen gekommen waren. „Die sind jetzt natürlich traurig“, fügt die Filialleiterin an. Andere seien den ganzen Sommer weggeblieben, erst in der kalten Jahreszeit gekommen, und Dritte seien nur sporadisch in der Videothek gewesen. Besonders beliebt seien neben den Kassenschlagern aus dem Kino die Spiele und Erotikfilme gewesen. Letztere hätten bis vor einigen Jahren noch ein Drittel des Umsatzes ausgemacht. Aber auch in dieser Sparte haben die Videotheken heftige Konkurrenz aus dem Internet bekommen.

Auch auf Facebook hat es zahlreiche Reaktionen auf die bevorstehende Schließung gegeben. „So sterben die Videotheken aus ... das macht mich echt traurig“, schreibt beispielsweise Claudia Thiers auf „Stendal online“. Und Jens Ramelow befindet: „Braucht doch keiner mehr“.

„Wir sind eben ein aussterbendes Modell“, meint Plath leicht resigniert. Vor zwei Jahren habe der Verbund innerhalb der „World of Video“-Kette, zu der Stendal gehört, damit begonnen, Filialen zu schließen. Das Stendaler Geschäft sei nun eines der letzten, das schließt. Und damit gebe es dann überhaupt keine Videothek mehr im Landkreis Stendal. Aber nicht nur der ländliche Raum sei vom Videothekensterben betroffen. In Magdeburg gebe es schon keine mehr, in Leipzig wohl auch nicht, und selbst in Berlin würden nur noch einzelne Filialen vor sich hindümpeln und um die Kundengunst buhlen.

Am heutigen Freitag beginnt der Räumungsverkauf, am 7. Oktober können letztmals Filme und Spiele ausgeliehen werden, zwei Wochen später ist dann Schluss. „Um 20 Uhr geht dann das Licht aus“, sagt Plath mit trauriger Stimme. Allerdings schaut sie auch optimistisch in die Zukunft: „Ich mache erstmal eine Auszeit und dann geht es mit etwas Anderem weiter.“