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Volkshochschule Wo man die Welt verstehen lernt

Die Volkshochschulen sind Bildungszentren. Die Stendaler VHS trägt dazu bei: mit vielen neuen Anreizen zur Weiterbildung.

Von Nora Knappe 22.12.2017, 11:46

Stendal l „Was haben Sie gestern gemacht?“ Dozentin Claudia Aderhold fragt der Reihe nach die Teilnehmer ihres Integrationskurses. Seit vier Monaten läuft an der Stendaler Volkshochschule der Zweitschriftlerner-Kurs für Migranten, die in ihrer Muttersprache lesen und schreiben können und jetzt das Deutsche meistern wollen. Heute steht das Perfekt auf dem Stundenplan: „Ich habe eingekauft“, „Ich habe eine Suppe gekocht“, „Ich bin zu Hause gewesen“.

Der kurze Blick in den Integrationskurs spiegelt gebündelt den Facettenreichtum des Angebots und der Aufgaben der Volkshochschulen (VHS) wider: Hier kommen verschiedenste Menschen zusammen, lernen sich kennen und etwas über andere Welten; hier werden als ein Schwerpunkt verschiedenste Sprachen unterrichtet; und hier ist einer der größten Anbieter von Integrationskursen. Und nicht zu vergessen: Hier geht es um ganz lebensnahe und lebenspraktische Dinge. Und sei es nur, sagen zu können: „Ich bin zum Jobcenter gegangen.“

„Aktuell erbringen die Volkshochschulen in Sachsen-Anhalt circa 40 Prozent aller Integrationskurse im Land“, sagt Stendals VHS-Leiterin Joanna Sannemann und wünschte sich dafür wie auch generell manchmal etwas mehr Anerkennung. „Die Volkshochschulen leisten einen wichtigen Beitrag für den Zusammenhalt der Gesellschaft, hier lernen Menschen jeden Alters, jeder Herkunft. Die Potenziale der Erwachsenenbildung müssen von der neuen Bundesregierung stärker als bisher gefördert werden.“

Sprache und Integration sind da eine der dringlichsten gesellschaftlichen Aufgaben, der sich die Volkshochschulen stellen. Und weil es mit Grundkenntnissen nicht getan ist, sondern es wichtig ist, die Zugewanderten ins Berufsleben zu bringen, hat sich die Stendaler Volkshochschule zertifizieren lassen: „Seit Oktober 2017 dürfen wir berufsbezogene Deutschkurse durchführen.“

Doch nicht nur diese Form der ganz vordergründig notwendigen Bildung spielt in der VHS eine Rolle – generell geht es der Leiterin und ihrem Dozententeam um Bildung im weitesten Sinne. Und die reicht auch im neuen Semesterprogramm (das im Januar beginnt) von grundlegenden Kursen zur Alphabetisierung oder Vorbereitung auf Schulabschlüsse über die beruflich induzierten Angebote wie Umgang mit digitalen Geräten und Sozialen Medien, verschiedenste Fremdsprachen und Computerkenntnisse bis zum großen Feld der Weiterbildung, worunter man auch kulturelle Horizonterweiterung, Gesundheits- und Kochkurse verstehen kann oder das Erlernen einer Fremdsprache, weil man gern in bestimmte Länder reist oder sich in der ehrenamtlichen Arbeit gern zwei- oder mehrsprachig einbringen möchte.

„Weiterbildung“, so sieht es Joanna Sannemann, „hilft nicht nur, sich für die Zukunft fit zu machen, sondern sie bietet auch die Chance auf persönliche Fortentwicklung und hilft uns, unsere Lebensträume zu verwirklichen.“ Einen ganz profanen Traum hat auch sie: „Die räumliche Situation und der baulich-technische Zustand wird dem Anspruch an moderne Bildungsorte oft nicht gerecht. Da fühlen sich die Volkshochschulen etwas stiefmütterlich behandelt.“

Das Programm des Frühjahrssemesters der Stendaler Volkshochschule ist bereits online einsehbar: http://www.vhs-stendal.de/media/artikel/8000143-programmheft-fruehjahrssemester-2017/vhs_sdl_fru__776hjahr_2018.pdf

Die gedruckten Hefte liegen ab Mitte Januar in der VHS, bei der Volksstimme, im Stendaler Rathaus und in Sparkassen-Filialen aus.