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Vorgestellt Einer, der vom Fußball nicht lassen kann

Im Rahmen der Serie "Auf eine Tasse Kaffee" plaudert die Volksstimme mit Tobias Schulze aus Dolle.

Von Egmar Gebert 13.08.2016, 01:01

Dolle/Tangerhütte l „Gehen wir in den Partyraum?“ Mit dieser einladenden Frage und einem freundlich-festen Händedruck begrüßt mich Tobias Schulze auf dem Grundstück der jungen Familie in Dolle. Vom Großvater geerbt, was den Ort inmitten der Colbitz-Letzlinger Heide zum neuen Zuhause des Uchtdorfers werden ließ. Aber dazu später. Erst einmal geht es in besagten Raum im hinteren Querbau des ehemaligen bäuerlichen Gehöfts. Gartenmöbel an einem Glastisch, dahinter ein altes Wohnzimmerbüfett, eine Anrichte daneben. Die Wände in warmem, zum Braun der Möbel passenden Ocker gestrichen. Stimmiger Hintergrund aber auch für ein an der Wand aufgespanntes weißes T-Shirt, das Unterschriften zieren.

Es sind die Namenszüge der F-Jugend-Kicker des SV Germania Tangerhütte. Die Medaille, die daneben hängt, ist eine goldene – die für den Kreispokalsieger 2015/2016 der F-Jugend im Fußball, der - nach packendem Finalspiel gegen Lok Stendal - Germania Tangerhütte hieß.

Noch immer bekomme er eine Gänsehaut, wenn es an dieses Finale denke, sagt Tobias Schulze. Er war der Trainer der Jungs und dieser Erfolg ein krönender Abschluss nach zwei tollen Fußballjahren.

Zwei von 24, die Tobias Fußballer war. Mit acht Jahren stand der Uchtdorfer zum ersten Mal auf dem Fußballplatz, beim SV Germania in Tangerhütte. Dort ging er zur Schule, der Verein hatte eine Nachwuchsabteilung und der Uchtdorfer Junge wollte unbedingt Fußball spielen. Trainingsfleiß, Talent und diese unbändige Freude am Sport. Damit fiel Tobias Schulze, zu der Zeit mit der C-Jugend von Germania bereits in die Landesliga aufgestiegen, bei einem Testspiel in Stendal auch den Trainern des Lok-Nachwuchses auf. Die holten ihn nach Stendal, wo er die nächsten zwei Jahre spielte. Seine Trainer steckten große Hoffnungen in Tobias. Der Weg nach Wolfsburg schien vorgezeichnet, sein Traum vom Profi kein ganz unrealistischer. Aber Tobias machte, womit keiner gerechnet hatte – eine Pause vom Fußball. „Mit 17, 18 kommt ‘s schon mal vor, dass einem anderes wichtiger ist“, sagt er und schmunzelt vielsagend. Ohne Fußball, das ging dann aber doch nicht. Und so hatte Tobias Schulze Anfang der 2000er Jahre wieder die Töppen des SV Germania an den Füßen.

Als sein Sohn, der heute neun Jahre alt ist, in Papas Fußball-Fußstapfen zu treten begann, fehlte der Tangerhütter F-Jugend ein Trainer. Tobias Schulze wurde es, blieb es die vergangenen beiden Jahre. Die Jungs wuchsen ihm ans Herz, so schnell und so sehr, dass ihm das Aufhören als Trainer nicht leicht viel.

Aber da ist eben auch das Grundstück in Dolle. Das Zuhause der vierköpfigen Familie Schulze mit dem Haus aus dem Jahr 1937 und dem Anbau aus dem 60er Jahren und jeder Menge Sanierungsbedarf, der fast alles an Freizeit von Tobias und seiner Frau Jana auffrisst.

Dass das in ein, zwei Jahren schon wieder ganz anders sein kann, schließt Tobias Schulze nicht aus. Noch einmal schaut er auf das Trikot mit den Unterschriften „seiner Jungs“. Ein Blick, der Bände spricht.