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WCC Krisenstimmung bei Karnevalisten

Im Wahrburger Carneval Club (WCC) brodelt es. Bei der Jahreshauptversammlung sollte Präsident Frank Kruft abgewählt werden.

Von Thomas Pusch 12.12.2017, 00:01

Stendal l Dass es in Karnevalsvereinen auch absolut humorlos zugehen kann, bewies die Jahreshauptversammlung des Wahrburger Carneval Clubs am vergangenen Wochenende. „Ich weiß nicht, was mich erwartet“, schien Präsident Frank Kruft ein mulmiges Gefühl auf dem Weg in die Aula des Hauses der Vereine zu haben. Doch ganz so ahnungslos war er wohl nicht, wie der Verlauf der Sitzung zeigte.

Die begann zunächst mit einem kräftigen „Wahrburg, helau“ aus gut 40 Kehlen. Dann lieferte Kruft seinen Tätigkeitsbericht ab. Er zählte die wichtigen Termine auf wie Empfang in der Staatskanzlei, Auftritt bei der Läufer-Cup-Veranstaltung in Hassel, die Prunksitzungen, der Kinderkarneval, Landesmeisterschaft der Männerballette, Schlüsselrückgabe bis hin zur Schlüsslübernahme rund einen Monat vor der Jahreshauptversammlung.

In einem kurzen Ausblick stellte er geplante Aktivitäten vor wie die Sanierung des Vereinsbüros nach Ostern. Nach dem Kassenbericht von Yvonne Rismann erfolgte die Entlastung des Vorstandes und die Sitzung schien sich gemütlich auf den nächsten Tagesordnungspunkt zuzubewegen, die Neuwahl des Vorstandes.

Doch dann nahm die Versammlung einen anderen Verlauf. Zunächst ging es um Zuwendungen des Kreissportbundes, die der WCC für seine lizensierten Trainer erhält. 150 Euro davon behält eine Trainerin, spendet sie nicht dem Verein. „Wer hat denn das entschieden?“, wollte Gerold Müller wissen. „Ich, weil ich es kann“, entgegnete Kruft. Als Präsident sei er dazu befugt, Entscheidungen über Geldbeträge bis 1000 Euro selbst zu treffen, ohne den Vorstand oder die Mitgliederversammlung zu befragen. Es rumorte in den hinteren Reihen.

Und die Diskussion wurde weiter befeuert. „Ich verlange eine geheime personelle Briefwahl“, sagte Olaf Heiland. „Das kannst du gar nicht, du kannst höchstens den Antrag darauf stellen“, schmetterte Kruft das Ansinnen ab. Er war vorbereitet, kannte die Punkte in der Satzung genau und auch, was das BGB zu Abstimmungen sagt. Es sei nämlich ein weit verbreiteter Irrglaube, dass das Verlangen eines Einzelnen schon ausreichen würde. Der Antrag, den Heiland daraufhin stellte, fand keine Mehrheit.

„Dann stelle ich die Vertrauensfrage“, ging Heiland einen Schritt weiter. Nun hielten sich Zustimmung und Widerspruch die Waage. „Wollt ihr einen Keil in den Verein treiben“, wurde gerufen oder auch „Wir sind doch hier nicht in der Politik“. In der Tat, eine Vertrauensfrage ist nicht vorgesehen. Ein Alternativkandidat war der einzige Weg, um Kruft loszuwerden. Claudia Heiland schlug ihren Sohn vor, was ihr hämisches Gelächter von der Gegenseite einbrachte. Sie selbst wurde in ihrem Amt als Vorsitzende bestätigt. Doch das blieb sie nicht lange. „Ich trete von meinem Amt zurück“, sagte sie, „und übergebe den Posten an Peter Kramer“. Ihr Sohn hatte auf der Liste für die Wahl zum Vorsitzenden gestanden, rückte nun nach. Der Weg zurück in den Vorstand blieb Heiland verwehrt, ein von ihr angestrebter Beisitzerposten nicht mehr verfügbar. Sie gab persönliche Gründe für den Rücktritt an, die sie nicht näher erläuterte.

Mit dem Schluss der Jahreshauptversammlung, das abschließende „Wahrburg, helau“ schien nun gar nicht mehr so harmonisch, waren die Diskussionen aber nicht beendet. Die beiden Seiten warfen sich in den WhatsApp-Gruppen des WCC gegenseitig vor, den Verein zu spalten. Teilweise wurde dabei auch richtig persönlich zur Sache gegangen, andere wiederum rieten, doch auszutreten, wenn einem etwas im Verein nicht passt. Doch dies soll nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Im Vorstand verständigte man sich darauf, sich hinter verschlossenen Türen zu treffen, danach soll es dann eine offene Vorstandssitzung geben, an der alle Mitglieder teilnehmen und ihre Verbesserungsvorschläge anbringen können.

„Ich fand es schlimm, dass da teilweise Hass aufgekommen ist“, meinte Frank Kruft am Montag im Gespräch mit der Volksstimme. Ihm sei bewusst, dass der Verein gespalten ist, man wieder auf einer vernünftigen Ebene ins Gespräch kommen müsse. Das sieht auch Peter Kramer so, der sich bereits Gedanken über eine Strukturveränderung im WCC gemacht hat, über die die Mitglieder beraten sollen.

Erfreuliches gab es gestern allerdings auch für die Wahrburger Karnevalisten zu vermelden. Bei einer Facebook-Abstimmung der Volksbank haben sie den dritten Platz belegt und das bringt 1000 Euro für die Vereinskasse.