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Wiedereröffnung Körper dürfen wieder Kunst werden

Liebhaber von Körperkunst dürfen dank neuer Lockerungen auch in Stendal wieder der Tintennadel und UV-Röhre frönen.

Von David Boos 14.05.2020, 23:01

Stendal l Die Corona-Infektionszahlen sinken, der Lock-down wird lockerer - da lebt die Hoffnung auf einen Urlaub mit Sonne, Meer und Strand auf. Viele, die auf die Entwicklungen im Sommer mit einem Badeurlaub reagieren möchten, fangen deshalb an, ihre blasse Haut vorzubereiten. Zum Beispiel mit Vorbräunen in einer der seit Mittwoch wiedereröffneten Solarien. Oder auch mit neuem Körperschmuck in Form einer Tätowierung.

Für Letzteres entschied sich Laura Glowka. Die junge Stendalerin erhielt gestern ihre erste Tätowierung, natürlich mit Mundschutz und unter Einhaltung aller relevanten Hygienemaßnahmen. Den Termin dafür hatte sie schon seit Januar geplant. „Ich finde es einfach schön“, erzählt sie lachend hinter ihrer Maske auf die Frage nach dem Warum für ihre Tätowierung. Eine verspielte Blumenranke wird demnächst ihren linken Unterarm zieren.Ein „Zeichen von Leichtigkeit“, wie Laura Glowka meint, und „das ist gerade jetzt ein gutes Motto“.

Der Künstler hinter der Nadel ist Jan Jänicke, Inhaber des Tätowierstudios Scorpion Ink. Wenngleich er sich über das Ende der Zwangspause „sehr freut“, so hätte er sich eine bessere Kommunikation von der Regierung gewünscht. „Wenn da nicht bei einer Pressekonferenz ein Journalist nach den Tätowierstudios gefragt hätte“, erzählt Jänicke, „dann hätte ich nicht einmal gewusst, dass es wieder losgeht“.

Doch der Besitzer des Ladens in der Stendaler Poststraße möchte nicht in der Vergangenheit verweilen, sondern den Blick nach vorne richten. Während sein Studio geschlossen war, hatte „er immer wieder die Utensilien gesäubert“, dazu gibt es ein „eigenes Hygienekonzept“. Das „angebrochene destillierte Wasser“ wurde „durch neues Wasser ersetzt“, und auch „Desinfektionsmittel gibt es zur Genüge“.

Der Terminkalender von Scorpion Ink ist voll, denn es gibt „immer Vorlauf“. Die Heraausforderung ist eher, zeitnah Termine für jene Kunden zu finden, deren Termine in den letzten Wochen und Monaten Corona zum Opfer gefallen sind. Jänicke kann also zuversichtlich in die Zukunft blicken, wenngleich er sich dessen bewusst ist, dass „Tätowierungen ein Luxus“ sind. Einige „Absagen aus finanziellen Erwägungen“ gab es zwar schon; er hofft aber, dass diese sich in Grenzen halten werden. Sein prall gefüllter Terminkalender gibt ihm bisher jedenfalls recht.

Auch im Stendaler Solarium SunStyle herrscht helle Freude über die Wiedereröffnung – sowohl bei der sichtlich gut gelaunten Belegschaft als auch bei den nach Pigmentierung lechzenden Kunden.

„Die letzten Wochen waren eine Katastrophe“, ruft eine Kundin eilig auf dem Weg in ihre Kabine zu. „Dabei ist es hier ja mit am saubersten, vollkommen unverständlich das Ganze“, kritisiert sie, inzwischen hinter der Kabinentür verschwunden, die wochenlange Sonnen-Zwangspause. Sie ist nicht die Einzige, die es kaum erwarten kann ein Sonnenbad zu genießen, im Solarium herrscht während des Recherche-Besuches ein reges Kommen und Gehen.

Ob der Andrang nun nachweislich größer ist, sagt zwar niemand, doch wenn die beobachtete Fluktuation ein Gradmesser ist, dann dürften die Stendaler Straßen schon bald wieder von gut gebräunten Bürgerinnen und Bürgern bevölkert werden.

Neben der „großen Freude auf die Kunden“ betont die Empfangsdame von SunStyle auch die Sorgsamkeit, mit der „alle Hygienemaßnahmen eingehalten“ werden.

Von den obligaten Anwesenheitsprotokollen, über Mundschutz, bis hin zu Desinfektionsmitteln, Sicherheitsabständen und einer maximalen Anzahl von gleichzeitigen Kunden im Sonnenstudio: All dies ist mittlerweile Teil einer neuen Realität geworden, mit der sich die Stendaler nicht nur abgefunden haben, sondern in der sie sich auch ihre gute Laune bewahren.

Denn einen Urlaub hat Solariums-Kundin Andrea Gehre zwar noch nicht geplant, aber man kann ja dennoch schon mal „wieder auffrischen“.