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Wildpark Josefine Krohn ist für die Tiere da

Mit Josefine Krohn ist ein neues Gesicht im Wildpark Weißewarte eingezogen. Sie hat im Zoo gelernt und mit Elefanten in Nepal gearbeitet.

Von Birgit Schulze 11.01.2019, 02:00

Weißewarte l Ende März 2019 wird mit Annette Friedebold das Aushängeschild und langjährige Gesicht des Wildparks Weißewarte in den Ruhestand gehen. Wie es danach weiter geht, darüber hat sich auch die Verwaltung des Trägers – die Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte – schon über längere Zeit Gedanken gemacht und eine junge Frau mit Potenzial gefunden. Was Annette Friedebold auch in ihrer Freizeit und mit dem Rückhalt ihrer ganzen Familie geleistet hat, das könne man heute von keinem regulären Arbeitnehmer mehr verlangen, macht Hauptamtsleiterin Kathleen Altmann deutlich.

Ziel sei es jetzt, die tierische Betreuung ganz klar von Kassenbereich und Besucherbetreuung zu trennen. Und da kommt Josefine Krohn ins Spiel: Als ausgebildete Zootierpflegerin, die sowohl mit exotischen Tieren im Bremerhavener Zoo gearbeitet hat, als auch mit Elefanten in Nepal und mit Haustieren in einer Tierklinik in Bremen, hat sie auch den Sachkundenachweis, den es für die Betreuung der Tiere in dem 15 Hektar großen Park braucht. Bereits jetzt stehen ihr ein Angestellter und eine Hilfskraft im Tierpflegebereich zur Seite, der Kassenbereich soll künftig mit drei Teilzeitkräften ausgestattet sein.

Ziel sei ganz klar der Erhalt der historisch gewachsenen Anlage und ihr Betrieb nach heutigen Vorschriften, betont Hauptamtsleiterin Kathleen Altmann. Denn sowohl bei den Vorgaben zu Tierhaltung und Tierschutz habe sich in den zurückliegenden Jahrzehnten doch einiges geändert. Vieles in Weißewarte sei in der Vergangenheit aber unter dem Motto „man hat sich beholfen“ gelaufen, fasst Kathleen Altmann zusammen.

Dass manch ein Besucher und Beteiligter wohl erwartet habe, ein Nachfolger für Annette Friedebold würde genauso arbeiten wie sie, das hat auch Josefine Krohn gemerkt. Kritik wie die, sie sei ja nie zu sehen, nimmt sie aber locker: „Wenn ich nicht zu sehen bin, dann hat das damit zu tun, dass ich mich um die Tiere kümmere“, erklärt sie.

Eine spezielle Lieblingstierart hat die aus Nordrhein-Westfalen stammende junge Frau übrigens nicht, „das hängt einfach vom Individuum ab“, sagt sie und erzählt vom aufgeregten Stachelschwein, das morgens persönliche Aufmerksamkeit einfordert, bevor sie zum Saubermachen ins Gehege gelassen wird, oder von der kleinen Wapitikuh - erst wenige Wochen alt - die immer so gerne mit ihr kuschelt.

Seit vergangenem Sommer hat Josefine Krohn bereits eine Liste der Dinge erstellt, die im Alltag Probleme machen.

Von kleineren Dingen wie Müllsorgen, Zaunreparaturen oder der Ausbesserung des Dachs der Bergescheune bis hin zu Reparaturen der Futterklappen, die der Bauhof übernahm und die das tägliche Füttern deutlich erleichtern, reichte diese Liste. Doch auch Kleinigkeiten wie die Verständigung auf dem riesigen Gelände war Thema. Deshalb gab es jetzt einen Satz Walkie-Talkies für die junge Frau. „Sie glauben gar nicht, wie sehr ich mich darüber freue“, sagte sie.

Technik wird aber nicht nur im Freien einziehen, auch ein moderner Computer mit Direktzugang zum Rathaus soll folgen. Bereits jetzt arbeite man an einer Konzeption für den Wildpark und habe schon zahlreiche Ideen gesammelt, sagt Kathleen Altmann. Die strategische Abstimmung über das, was im Wildpark passiert, wird künftig über ihren Tisch laufen.

Mit Josefine Krohn zieht neuer Wind ein. Sie spricht davon, das Bewusstsein für die heimische Tierwelt in der ländlich geprägten Region Tangerhütte wieder mehr in den Mittelpunkt rücken zu wollen, von Umweltbildung mit Kindergärten und Schulen, von thematischen Führungen durch den Wildpark oder von Aktionstagen wie Landmaschinen-Ausstellungen oder dem Schau-Scheren von Schafen. Doch auch die Flohmärkte soll es weiter geben.

„Wir haben tolle Tiere hier, wir können auch zeigen was wir haben!“, sagt sie und führt an, dass die kleinen, flinken Eichhörnchen genauso spannend sein können wie exotische Tiere. Doch auch Aufklärung über invasive Arten wie den Waschbären oder das Amselsterben durch ein tropisches Virus will sie betreiben.

1973 hatte der damalige Bürgermeister Franz Ammon zusammen mit Helfern des örtlichen Jagdkollektivs, der Forst und der Gemeinde ein Wildgehege am Ortsrand errichten lassen, das vor allem von Damwild, Wildschweine, Fasane und Greifvögel beherbergte. Aber auch Keiler Otto - ein Prachtexemplar von einem Wildschwein - zog damals in den Wildpark ein. Es folgten die Gaststätte neben dem Wildgehege und ein Bungalow, zwei Gemeindearbeiter wurden eingestellt und ein Wirtschaftshof erbaut. Der Abenteuerspielplatz lag damals noch außerhalb des Wildpark-Areals, das man bis zur Wendezeit kostenlos besuchen konnte. Über die Jahrzehnte ist der Wildpark angewachsen - auf rund 400 Tiere in 50 verschiedenen Arten - Ein Erbe, das auch finanziell gestemmt werden muss. Im März sollen mit Hilfe der Mdr-Aktion „Frühlingserwachen“ auch neue Leute als Unterstützer für den Wildpark angesprochen werden, vielleicht gibt es dann sogar Zuwachs für den Förderverein des Wildparkes, hofft Josefine Krohn. Denn der ist als Unterstützer für Veranstaltungen und Aktionen unverzichtbar. Über Fördermittel aus der Hochwasserschadensbeseitigung will der Verein jetzt einen Traktor anschaffen, der die tägliche Arbeit im Park erleichtern soll - ein Stück zeitgemäßer Technik mehr, auf die sich die neue Wildpark-Koordinatorin schon jetzt freut.