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Winckelmann-Museum Sturm stoppt Trojanisches Pferd

Das Trojanische Pferd des Winckelmann-Museums in Stendal wird aufgebaut. Starker Wind behindert die Bauarbeiten.

Von Mike Kahnert 12.02.2020, 02:00

Stendal l Starker Wind bläst über die Baustelle im Innenhof des Winckelmann-Museums in Stendal. Die Arbeiten am Trojanischen Pferd, das seit 2016 abgebaut war, sind am Dienstag im vollen Gange. Die hölzernen Pferdebeine stehen bereits. Um 13 Uhr wird das Kopfteil abgeladen, dabei sah der Tagesplan zwei Stunden zuvor noch ganz anders aus.

11 Uhr – Brian Kietzmann und Christian Köhler verlegen Stahlplatten auf dem lockeren Erdboden neben den Beinen des Pferdes. Die Handwerker bereiten den Weg für die Hebebühne vor. Die würde ansonsten in der Erde versinken, sagt Kietzmann. Wegen Motorlärms des Krans und der Windgeräusche muss er seinem Kollegen die Anweisungen zubrüllen.

Die Hebebühne bringt die Bauarbeiter zum höchsten Punkt der Beine. Der Sockel muss für das Bauchteil noch per Hand angepasst werden, sagt Kietzmann. Immer wieder werden sie in mehreren Metern Höhe von Böen erfasst.

„Wir lassen das heute sein“, sagt Köhler zwei Stunden später. Der Wind sei unvorhersehbar. „Alles andere wäre leichtsinnig“, sagt Kietzmann und stimmt seinem Kollegen zu. Stattdessen wird noch getan, was bei diesen Windgeschwindigkeiten möglich ist – der Kopf wird abgeladen. Ein Lkw mit der schweren Fracht ist bereits vorgefahren.

Das ursprüngliche Trojanische Pferd wurde im Jahr 2000 gebaut, sagt Museumsdirektorin Stephanie-Gerrit Bruer. 2003 kam das Markenzeichen des Winckelmannmuseums nach Stendal. Mehr als zehn Jahre später fällt die Entscheidung, das Holz zu ersetzen. Planke für Planke.

Einige der nun neuen Planken lösen Köhler und Kietzmann jetzt aus dem Kopfteil, dass noch auf dem Lkw liegt. Irgendwo müssten Ketten und Haken des Krans nun mal platziert werden, sagt Kietzmann. Die Planken werden wieder ersetzt. „Dafür holen wir später einen Tischler“, sagt Kietzmann.

Der tonnenschwere Holzkopf soll nur wenige Zentimeter angehoben werden und dann aus dem Lkw heraus schweben, während das Fahrzeug nach vorne fährt. Selbst diese wenigen Zentimeter sind eine Herausforderung.

Versuch eins: Die Ketten werden langsam angehoben. Kietzmann bricht ab, die Länge stimmt nicht. Die Ketten werden angepasst.

Versuch zwei: Der Kopf steht plötzlich schief im Lkw. Abbruch. Kietzmann stemmt sich zwischen Seitenwand und Holzkopf, um diesen wieder in Position zu rücken.

Versuch drei: Alles passt. Langsam fährt der Lkw nach vorne. Köhler steht oben auf dem Kopf. Er korrigiert immer wieder nach rechts und links, indem er gegen die Wand der Ladefläche drückt. Kietzmann hält den Kopf mit einem dritten Kollegen möglichst still. Minuten vergehen, dann schwebt der Holzkopf zirka anderthalb Meter über den Pflastersteinen des Gehweges.

Schnell soll die schwere Fracht auf den Boden platziert werden. Kietzmann möchte das tonnenschwere Teil nicht unnötig lang dem Wind aussetzen. Sein Kollege Köhler steht schließlich auch noch obendrauf. Der Kopf wird gedreht und nur wenige Meter weiter auf den Boden gelegt.

Wie es heute oder den Rest der Woche weitergeht, ist für die Bauarbeiter noch unklar. Der Wind muss abgewartet werden. Alternativ könnte das Bauchteil platziert werden. Alleerdings nur, wenn es von sieben bis acht Männer von unten mit Seilen in Position gehalten wird. „Das müssen die entscheiden“, sagt Direktorin Bruer. „Wenn richtig Wind ist, geht‘s natürlich nicht.“ Bis zur Eröffnung ist ja auch noch Zeit. Die findet erst im kommenden Frühjahr statt.