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Winckelmann Wende-Säule wird zur Schul-Säule

Die Litfaßsäule am Stendaler Winckelmann-Gymnasium soll demnächst umziehen. Die Schule möchte sie selbst nutzen.

Von Nora Knappe 06.12.2017, 00:01

Stendal l Sofern man das für eine Litfaßsäule sagen kann, hat die wohl berühmteste Stendaler Säule ein neues Leben in Aussicht. Der als „Wende-Säule“ bekanntgewordene Rundtrumm zwischen Moltkestraße und Westwall soll erstens einen Hut bekommen, zweitens umziehen und drittens in neue pflegerische Obhut gelangen.

Wie Anke Bollmann, Direktorin des Winckelmann-Gymnasiums, kürzlich im Gespräch mit der Volksstimme erzählte, möchte sich die Schule künftig um die Plakatierung der Säule kümmern: „Wir wollen die Litfaßsäule gern für Präsentationen und Ankündigungen von Schulveranstaltungen nutzen.“ Als Erstes böten sich da Termine rund ums Winckelmann-Jubiläum an – für die gerade laufende Festwoche wird es zwar zu spät sein, aber im nächsten Jahr wird Winckelmanns 250. Todestag gewürdigt. Außerdem plant die Schule die Präsentation der Ergebnisse aus diversen Winckelmann-Projekten dieses Schuljahres.

Dass die Litfaßsäule nach Abstimmung mit der Stadt künftig vom Winckelmann-Gymnasium betreut wird, ist jedenfalls schon gut zu erkennen: Das schnöde Betongrau wurde durch ein auffälliges, matt-dunkles Hellblau ersetzt – die Erkennungsfarbe des Gymnasiums, die auch die Schul­logo-Flagge grundiert.

Ein Termin für die Umsetzung der Säule stehe noch nicht fest, sagt Stadtsprecher Klaus Ortmann, zuvor müsse noch der Untergrund des neuen Standorts geprüft werden. Aber dass sie umziehen wird, das stehe so gut wie fest – nämlich ein paar Meter weiter gen Westwall, wo sich ein von Bänken, Bäumen und Büschen gesäumtes gepflastertes Rondell befindet. „Der Vorschlag kam vom Gymnasium und ist in der Verwaltung auf Zustimmung gestoßen“, so Ortmann.

Für die Säule wäre es dann der dritte Standort. Sie war in der Wendezeit am Bahnhof aufgestellt worden, Mitglieder der Bürgerbewegung dokumentierten darauf die Ereignisse des Herbstes 1989. In den Folgejahren wurde sie weiter von Bürgerrechtlern sowie Friedens- und Umweltaktivisten genutzt. Wegen der Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes musste die Säule 2001 weichen, sollte als Mahnmal gegenüber der früheren Kreisdienststelle des Ministeriums für Staatssicherheit in der Moltkestraße aufgestellt werden. Daraus wurde nur bedingt etwas: Die alte Säule war zu marode, hatte zwei starke Risse. Also wurde sie zertrümmert und durch eine Nachfolgerin ersetzt – an ebender denkwürdigen Stelle, wo sie bis heute steht.

Im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts wurde sie weiterhin von Aktivisten der pazifistischen Gruppe „Energiewende“ regelmäßig mit Texten beklebt, friedenspolitische und ökologische Themen sollten zum Nachdenken anregen. Die Gruppe war schon vor der Wende gegen Krieg, Aufrüstung und Atomkraft eingetreten – mit dem Tod von deren Führungsfigur Erika Drees im Jahr 2009 verblassten dann aber auch diese Aktivitäten.

Die Stadt, der die Säule gehört, werde sich in die künftige Plakatierung nicht einmischen, das obliege dann ganz der Schule, sagt Klaus Ortmann und äußert gleich eine spontane Namensidee: „Damit könnte aus der Wende-Säule vielleicht die Winckelmann-Säule werden.“

Doch bevor sie umgesetzt wird und endlich genutzt werden kann, soll sie noch ein Dach bekommen. Bislang regnet es nicht nur hinein, sondern auch außen an den Wänden entlang, so dass Plakate schnell vom Regen verwaschen werden. „Wann wir das Dach montieren können, ist noch unklar, es ist gerade schwierig, Termine bei Dachdeckern zu bekommen“, sagt Anke Bollmann.