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Wohnungsbau „Sonnenblick“-Nachbarn verärgert

Der Rechtsstreit um das Baugebiet „Sonnenblick“ läuft noch. Die Stadt Stendal will ihr Planverfahren abschließen, Anwohner sind verärgert.

Von Regina Urbat 03.09.2020, 07:00

Stendal l Ob die Stadtverwaltung das Gelände für das Baugebiet unter Wert verkauft hat, wird in einem laufenden Zivilprozess zu klären sein. Fakt ist: Der unterlegene Mitbieter Sewe klagt, dass 102 000 Euro für rund 1,4 Hektar Bauland zu wenig sind; für diesen Preis hatte Vorhabensträgerin PUI GbR den Zuschlag bekommen.

Fakt ist auch: die Stadtverwaltung will ihr Planverfahren für das Baugebiet „Sonnenblick“ nach zwei Jahren nun zum Abschluss bringen. Die Auslegung des Bebauungsplanes samt Abwägung aller Einsprüche sind beendet. Die nächsten Schritte stehen zur Entscheidung in der Stadtratssitzung am 28. September an. Ziel ist: Das Bauprojekt für 26 Wohneinheiten unter Federführung der PUI GbR soll Rechtskraft bekommen.

Derweil ist in der Nachbarschaft des „Sonnenblicks“ die Stimmung am Boden. Hauseigentümer in der Thüringer Straße geben sich mit Antworten aus dem Rathaus zu ihren letztendlich abgelehnten Einwänden nicht zu frieden. Gabriala Rauschenbach und Nachbarn halten die Thüringer Straße, eine schmale Sackgasse, als Zufahrt zum Baugebiet aus Verkehrssicherheitsgründen für ungeeignet. In der Einmündung zur Preußenstraße ist sie wegen begrünter Halbinseln nur 2,90 Meter breit. Die sonstigen Breiten betragen 4,25 bis knapp 5 Meter und werden nur erreicht, wenn die befestigten Randstreifen entlang der Grundstücksgrenzen befahren werden. „Ein Begegnungsverkehr ist deshalb unmöglich“, sagt die Rentnerin.

Weiter im Unklaren seien die Anwohner darüber, was ihre Anschlüsse für Gas, Wasser, Strom und Telefon betrifft. „Wir möchten endlich wissen, ob unsere Wasserleitung von 1934 erneuert werden muss und welche Tiefbauarbeiten erforderlich sind. Auch sei ihnen schleierhaft, wie die Aufschüttung aussehen soll, um eine Straße vom etwa vier Meter tiefer gelegenen Bauland hoch zur Thüringer Straße zu bauen.

Im weiteren Gespräch mit der Volksstimme macht das Ehepaar Rauschenbach darauf aufmerksam, dass es ihnen und Nachbarn nicht darum geht, den Bau neuer Häuser zu verhindern, weil sie sich in ihrer idyllischen Ruhe gestört fühlen würden. „Es ist schwer, das den Damen und Herren im Rathaus und Stadtrat begreiflich zu machen“, sagt Gabriela Rauschenbach. Sie und ihre Mitstreiter wollen nicht aufgeben und weiter versuchen, dass die Thüringer Straße nicht für die Erschließung des Baugebietes in Betracht gezogen wird. Es gebe mehrere Alternativen, die der Stadt vorgeschlagen wurden. „Geht nicht, basta, wurde uns mitgeteilt“, hadert die Anwohnerin.

Das „geht nicht“ begründete die Verwaltung mit Eigentumsverhältnissen. Und überhaupt „verfestigt sich“ im Rathaus „der Eindruck, dass Antworten, die dem Willen der Beschwerdeführerin nicht entsprechen, schlichtweg ignoriert werden“, teilt Pressesprecher Armin Fischbach auf Nachfrage mit. Es sei den Anwohnern in „Dutzenden Schreiben“ Auskunft zu ihren Anliegen und Fragen gegeben worden. Das gelte auch von Seiten anderer Behörden.

Im Ergebnis gebe es von allen Seiten, auch rechtlich, keine Bedenken, die Thüringer Straße für eine Erschließung in Betracht zu ziehen. Die sogenannten Mischverkehrsflächen bleiben, ebenso der verkehrsberuhigende Status Spielstraße. Und die Leitungen? Hier verweist die Stadt auf die Ver- und Entsorger. Gegenüber der Volksstimme teilen sie mit: Für konkrete Aussagen sei es zu früh. Es fehlen noch genaue Informationen zu dem geplanten Bauvorhaben, „insbesondere zu den benötigten Anschlusswerten“, so die Stadtwerke Stendal.