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Zoo Tour durch den Stendaler Tiergarten

Wie sieht es hinter den Kulissen des Stendaler Tiergartens aus? In den Winterferien werden Besucher durch sonst verbotene Areale geführt.

Von Mike Kahnert 11.02.2020, 12:00

Stendal l Der Geruch von Stroh und Kamelurin steigt den Gästen beim Betreten des Stalls in die Nase. 15 Besucher, groß und klein, führt Anne-Katrin Schulze am Montag hinter die Kulissen des Tiergartens in Stendal. Der erste Stopp: Kameldame Amoena.

„Das ist ein Areal, wo die Besucher sonst nicht hinkommen“, sagt Schulze noch vor dem Stall. Sie muss wegen der Ausläufer von Orkantief „Sabine“ etwas lauter sprechen. Ein grüner Pullover hilft gegen den Wind.

Kamelhengst Claudius beobachtet die Gruppe vor dem Stall unruhig. Er hat Schaum im Gesicht. Nicht, weil es ihm schlecht geht. Er ist in der Brunftzeit, erklärt Schulze. Für die Fütterung wurde er von Weibchen Amoena getrennt. „Das findet er nicht so toll“, sagt die Tiergartenleiterin. Er will zeigen, dass er der Chef im Stall ist. Während Amoena mit Hilfe von Schulze von den Kindern gefüttert wird, klatscht es deshalb mehrmals im Stall. Claudius holt immer wieder mit seinem Schwanz aus. Der Uringeruch stamme auch von ihm, sagt Schulze. Er muss aber nicht lange auf seine Amoena warten. Die Fütterung ist beendet, es geht zu den Alpakas und Lamas.

Alpakas greifen wie Kamele mit ihren Lippen nach dem Futter. Wer sie füttert, hört jedes Mal ein Schlürfgeräusch, wenn sich ein Tier ein Möhrenstück von der Hand greift. Schulze gibt derweil Entwarnung. Alpakas spucken nur sehr selten auf Menschen. Lamas dafür schon eher, weswegen von den Besuchern nicht gefüttert werden und fünf Meter entfernt nur zugucken dürfen.

Für den zwölfjährigen Benni sind die Alpakas bereits ein großer Höhepunkt. „Ich finde Alpakas cooler als Kamele, weil sie nicht so groß und dafür flauschig sind“, sagt er über seine Lieblingstiere.

Die Tour geht weiter. Zurück durch den Kamelstall. Hengst Claudius schaut noch einmal genau hin, ob auch jeder sein Revier verlässt. Er sorgt sich grundlos, alle gehen weiter zum Affenhaus.

Die Bartaffen, Paviane und Kapuzineräffchen haben Überraschungspäckchen bekommen, erklärt die Tiergartenleiterin den Gästen. Bälle, Nüsse oder löchrige Bretter waren darin. Die Affen sollen für ihr Essen arbeiten, sagt Schulze. Dabei wird für die Tiere auf eine ausgewogene Ernährung geachtet. „Wir kriegen Geld und können in die Kaufhalle. Das können die Tiere nicht“, sagt die Tiergartenleiterin.

Ein Paket wird umgeworfen. Die Paviane streiten. Als Geste der Abneigung wird dem gegenüber der große, rote Hintern vor das Gesicht gehalten. Schulze schmunzelt und beschreibt das ungewöhnliche Gesäß, das wie ein Geschwür aussieht, als „Sitzkissen“.

Zwei Schritte weiter nach rechts und die Gruppe steht vor den Kapuzineräffchen. Das Überraschungspaket ist noch ungeöffnet. Ein Jungtier traut sich heran. Doch der „Chef“, wie Schulze sagt, verjagt es. Er greift sich das Paket, hält es triumphierend über sich. Auf einer Kletterfläche packt er es aus, öffnet Nüsse mit einem kräftigen Schlag auf den Boden und isst sich als erster satt, bevor der Rest heran darf.

„Wer möchte Erdmännchen füttern?“, fragt Schulze in die Gruppe. Ein lautes, geflüstertes „Ja!“ hört sie als Erwiderung von den Kindern. Die sechsjährige Leni steht ganz vorne mit dabei, um die kleinen Säugetiere zu füttern. Sind das etwa ihre Lieblingstiere? „Erdmännchen“, antwortet das Mädchen mit der roten Mütze ganz klar auf diese Frage.

Weiter geht es zu den Füchsen. Diese werden wie viele der anderen Fleischfresser im Tiergarten auch mit männlichen Küken gefüttert. Die kleinen Vögel haben so einen größeren Sinn, statt nach der Geburt im Schredder zu landen, erklärt Schulze auf dem Weg dorthin.

Am Zaun der Füchse sind die Kinder aufgeregt. Wollen die Tiere ermutigen und rufen ihnen zu, dass es Küken gibt. Ein Fuchs traut sich heraus und schnappt sich seine Beute, die von der Tiergartenleiterin hineingeworfen wurde.

Dann eine Überraschung. Im Streichelgehege gibt es Nachwuchs. Drei kleine Lämmer schützen sich vor dem Wind im Ziegenstall. Schulze lässt die Kinder zuerst rein, da 15 Leute nicht gleichzeitig in den Stall passen. Die Mutter wacht über ihren Nachwuchs, während jeder Besucher nach und nach einen Blick auf die Tiere werfen darf.

Der Rest der Tour geht schnell vorbei. Luchse, ein schlafender Schwarzbär und Wildschweine, die durch ihr schlammiges Gehege den Besuchern entgegenstürmen, sobald sie das Futter sehen. Kurz vor Schluss kreuzt ein Graureiher noch den Weg der Gäste. Schulze wirft etwas Futter auf den Boden und der Vogel gleitet quer über den Weg an der Gruppe vorbei, um sich zu stärken. Wenige Minuten später endet die knapp einstündige Tour. Die erste von fünf für Schulze in diesen Winterferien.

Bis Freitag, 14. Februar, findet die Tour hinter den Kulissen des Tiergartens jeden Tag um 14 Uhr statt. Treffpunkt ist am Eingang.