Am Montag Wanzleber Bad wird 90

Dort, wo heute das Spaßbad in Wanzleben steht, kann bereits seit 90 Jahren gebadet werden. Historisches Material belegt das.

Von Constanze Arendt-Nowak 07.05.2016, 01:01

Wanzleben l Einen dicken Ordner hat Bernd Schirrmeister, der während der Badesaison im Spaßbad an der Kasse sitzt, vor sich zu liegen. Die Seiten sind proppevoll mit Informationen rund um eine 90-jährige Geschichte des Wanzleber Schwimmbades. „Daran habe ich aber nicht alleine einen Anteil, sondern ich habe etliches Material auch von Gerd Gerdes († 2014), Walter Götze, Gisela Zaborowski, der Volkssolidarität und den damaligen Stadtwerken unter Leitung von Hans-Walter Franke bekommen“, so Bernd Schirrmeister.

Als er zu blättern anfängt, ist festzustellen, dass die Geschichte des heutigen Wanzleber Spaßbades nicht nur bis ins Jahr 1926 zurückgeht, sondern eigentlich sogar bis ins Jahr 1891. Damals brachte der Bürgerverein Wanzleben erstmals die Errichtung einer Badeanstalt ins Gespräch. Es folgten ein Grundstückserwerb in der Kleinen Gartenstraße im Jahr 1906 sowie die Übergabe der Badeanstalt an die Bevölkerung im Jahr 1908. „Die war nur ein paar Jahre auf“, weiß Walter Götze, der sich seit Jahren mit der Stadtgeschichte Wanzlebens befasst, aus seinen Recherchen.

In der Promenade, nämlich dort, wo sich heute das Spaßbad befindet, begannen dann 1924 die Bauarbeiten für eine neue Badeanstalt. Frühere Zeitungsartikel, unter anderem aus dem „Wanzleber Kreisblatt“ von 1924/25, berichten darüber, dass im Vorfeld der Errichtung ein „Verein zur Erbauung einer Badeanstalt“ gegründet wurde, der nicht nur seine Mitgliedsbeiträge einsetzte, um das Vorhaben umzusetzen, sondern auch die Wanzleber Bürgerschaft zum Spenden aufrief. Kreisbrandmeister Kauschmann aus Genthin habe sich als Wünschelrutengänger betätigt, um unterirdische Wasseradern festzustellen, die für die Speisung eines Schwimmbades ausreichen sollten.

Da anschließende Bohrungen ergaben, dass das vorhandene Wasser nicht ausreicht, sei ein Kesselbrunnen gebaut und mit Rohrleitungen verbunden worden. Die Vorbereitungen waren getroffen, der Bau konnte beginnen. Geplant waren laut des Berichtes im Kreisanzeiger damals, ein 20 x 50 Meter großes Schwimmbassin sowie ein Nichtschwimmerbecken mit der Größe von 20 x 20 Meter. An seiner tiefsten Stelle war das Becken drei Meter tief. Die Böschungen sollten durch Steinpackungen befestigt werden. Mit den ausgehobenen Erdmassen seien das Gelände erhöht und so Zuschauerplätze geschaffen worden, die bei sportlichen Veranstaltungen von Nutzen waren. Wurden damals die Baukosten zunächst auf 25 000 Mark geschätzt, so mussten diese aufgrund von Schwierigkeiten, die während der Bauphase auftraten, erhöht werden. Letztlich lagen die Kosten bei 35 486 Mark.

Die Freude bei den Wanzlebern war groß, als die Badeanstalt dann am 9. Mai 1926 eröffnet wurde. 1500 Gäste wurden bei der Feier mit Wettschwimmen, Schausprüngen und Wasserballspielen gezählt. Das Bad wurde auch anschließend rege angenommen. 1931 wurde berichtet, dass sonnabendnachmittags freibaden möglich war, also es auch von denjenigen genutzt werden konnte, die sich das Schwimmen sonst finanziell nicht leisten konnten. Den jugendpflegetreibenden Vereinen und den Jugendlichen, die im Rahmen des Sportunterrichts Schwimmunterricht erhielten, stand es kostenlos zur Verfügung.

Mit einem Schwimmvergnügen kann an die Geburtsstunde des Freibades vor 90 Jahren heute im Spaßbad allerdings nicht erinnert werden. Noch ist die Badesaison in diesem Jahr nicht gestartet. Nach Informationen aus dem Rathaus soll das Baden in Wanzlebens „Wanne“ ab 1. Juni möglich sein.