Ausstellung Verrückt nach Kunst

Unter dem Titel „Verrückt nach Kunst“ stellt Raimund Bage aus Seehausen in Magdeburg aus. Der 36-Jährige leidet am Down-Syndrom.

Von Sabrina Trieger 11.07.2016, 01:01

Seehausen/ Magdeburg l „Wir leben in einer Galerie“, erzählt Sylvia Bage aus Seehausen. Und das buchstäblich. Denn ihr Sohn Raimund malt und zeichnet jeden Tag. Seit 2004 gehört er zur Mal-AG des Matthias-Claudius-Hauses in Oschersleben. „Hier war Kunstlehrer Horst Karberg, der den Kreativkurs in der Einrichtung aufgebaut und geleitet hat, jahrelang sein Mentor. Leider ist er im Vorjahr verstorben. Er hat Raimund motiviert und unwahrscheinlich inspiriert. Raimund hat durch ihn seinen eigenen Stil gefunden“, erzählt die 58-Jährige, die bis zur ihrer Pensionierung an der Förderschule (GB) „Miteinander“ in Wefensleben Kunst unterrichtet hat. „Die kreative Ader scheint er also von mir zu haben“, sagt sie und lacht. Denn mittlerweile kaufe sie die Farben bereits kiloweise ein. Das kreative Engagement ihres Sohnes betrachtet sie als eine Form der Persönlichkeitsentwicklung. „Er stellt in seinen Bildern Gefühle und Gedanken dar“, sagt sie.

Rund 100 seiner farbenfrohen Werke präsentiert der 36-jährige Künstler derzeit in der Kunstwerkstatt in Magdeburg (Buckau). Und zwar unter dem Titel „Verrückt nach Kunst“.

Seinen engagierten Eltern Sylvia und Detlef Bage ist es zu verdanken, dass die Werke ausgestellt werden. „Bei einem Besuch der Kunstwerkstatt haben wir den Galeristen Jürgen Hänel kennengelernt. Er hat sich danach Raimunds Bilder angesehen und ihn als Künstler gefördert“, erzählt die Seehäuserin, die sich persönlich mehr Öffentlichkeit als wichtiges Signal für die Achtung und gesellschaftliche Einbeziehung von geistig Behinderten, die sich ausdrücken wollen und können, wünschen würde. Das sieht auch Leilani Heinicke so, die mit der Stadtteilgalerie in der Schönebecker Straße 25 das Vermächtnis ihres 2015 verstorbenen Mannes Jürgen Hänel nun fortführt. „Viele Künstler, die die Ausstellung bereits besucht haben, sind von Raimunds Kunstverständnis begeistert.“

Raimund Bage, der mit dem Down-Syndrom zur Welt kam und in der Tischlerei des Matthias-Claudius-Hauses arbeitet, verwendet für seine Ideen Ölfarben, Pastellkreide oder Gelstifte. Im eigens für ihn daheim hergerichteten Malzimmer sind so schon mehr als 200 Bilder entstanden. „Am liebsten male ich Tiere, wie zum Beispiel Fische, aber auch die Sonne und den Vollmond“, sagt der 36-Jährige mit dem Wunsch seine Kreationen öfter öffentlich ausstellen zu können.