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Barrierefreiheit Gefahrenstellen in Sülzetal erkundet

Mit einer Sozialraumbegehung hat Sülzetals Bürgermeister Jörg Methner versucht, Probleme der Barrierefreiheit zu identifizieren.

Von Udo Mechenich 17.05.2018, 23:01

Sülzetal l Herausstehende Stufen an Hauseingängen und hohe Bordsteinkanten, Mülltonnen auf dem Gehweg und uneinsichtige Kreuzungen, unterbrochene Bürgersteige und verblichene Fahrbahnmarkierungen – für Menschen mit Beeinträchtigung sind dies oft nur sehr schwer zu bewältigende Hindernisse.

Um hier einmal das Erleben der Betroffenen zu erfahren, hatte der Bürgermeister der Gemeinde Sülzetal, Jörg Methner (SPD), zusammen mit dem Projekt „Örtliches Teilhabemanagement“ des Landkreises Börde eine Sozialraumbegehung organisiert.

Zusammen mit zwei Mitarbeitern dieses Projekt, der Rollstuhlfahrerin Tanja Pasewald und ihrem Begleiter Marcus Fahrenkampf sowie Gerlinde Boltlink, die sich im Sülzetal für viele Projekte für ältere Menschen engagiert und seinem Büroleiter, Fred Fedder, wollte Methner selbst erfahren, wie es um das barrierefreie Bewegen für beispielsweise Geh- und Sehbehinderte im Sülzetal steht. Methner: „Mein Ziel war es, gute und schlechte Beispiele in privaten, kirchlichen und öffentlichen Bereichen kennenzulernen.“

Die Route startete am Rathaus. Gleich am Eingang vom Rathaus gab es dann auch schon das ertse Aha-Erlebnis. Methner, Fedder und Boltlink setzten Brillen auf, die verschiedene Sichtbehinderungen – grauer und grüner Star, Einschränkung der Sehleistung aufgrund von Diabetes oder einer Netzhaut-Ablösung – simulieren. „Hups, ich komm ja gar nicht vorwärts. Die Treppe schaff ich so auf keinen Fall“, stellte Fedder erschrocken fest, als er die schwarze Brille zur Simulation des grauen Stars aufgesetzt hatte.

„Eine ganz einfache Lösung wäre es, hier schon eine Klingel unten an der Treppe anzubringen, damit beeinträchtigte Menschen schon hier unten Hilfe aus dem Rathaus holen können und nicht erst oben an der Tür dazu die Möglichkeit haben“, schlug Pasewald vor.

Auf dem Fußweg zum Bahnhof gab es dann immer wieder Stellen an denen der Bürgersteig schadhaft war. Diese Stolperstellen ärgerten Boltlink maßlos: „Hier wird immer nur an die Straßen gedacht, an die Reparatur der Fußwege denkt kein Mensch.“

Ganz offensichtlich wurde dieser Mangel am Eingang der Kindertagesstätte „Abenteuerland“. „Hier gibt es ja potenzielle Unfallstellen aufgrund des kaputten Belangs ohne Ende“, stellte Bürgermeister Methner erschrocken fest. Inklusionstechnisch könne das Gebäude wohl nicht mehr saniert werden, erklärte denn auch Fedder. „Die oberen Stockwerke sind nur über eine Treppe zu erreichen. Hier ist wohl ein Ersatzneunbau nötig.“

Im weiteren Verlauf der Begehung folgte dann ein sehr gutes Beispiel der Inklusion. Im Rahmen des Schnittstellenprogramms wurde der Bahnübergang in Osterweddingen modernisiert und ist nun, inklusionstechnisch, einwandfrei. Methner: „Als nächstes folgt der Bahnsteig, der auch über das Schnittstellenprogramm grundhaft erneuert werden soll. Ergänzt wird am Ende alles durch einen zentralen Omnibusbahnhof für das gesamte Sülzetal.“

Nach einer kurzen Busfahrt begrüßte dann der Pfarrer des evangelischen Kirchspiels der Gemeinde Sülzetal, Raimund Müller-Busse, die Gruppe am Pfarrhaus. Hier gelang es, einen behindertengerechten Aufgang an der Rückseite des Hauses zu bauen und im Gebäude selbst wurden auch die Toiletten behindertengerecht gestaltet.

„Das wurde sehr schön umgesetzt“, freute sich Rollstuhlfahrerin Pasewald, als sie auf der Terrasse am Eingang stand, „hier wurden gemeinsam die Herausforderungen angenommen. Toll, dass alle Beteiligten dafür so viel Geld in die Hand genommen haben.“ Auch Methner, Müller-Busse und Boltlink freuten sich über dieses positive Beispiel. Unisono hebten sie hervor, dass die Räume im Pfarrhaus auch von Vereinen genutzt werden könnten. Müller-Busse: „Das Haus dient als Begegnungsstätte, und nicht zuletzt ist hier ja auch die Gemeindebibliothek untergebracht. Unser Pfarrhaus ist ein Beispiel dafür, wie wir dem Prozess der älter werdenden Gesellschaft begegnen können.“

Nach dem Rundgang zeigt sich Gerlinde Boltlink ernüchtert und hoffnungsvoll: „Solch ein Rundgang muss der Anlass für Veränderungen sein. Jetzt gilt es, Einfluss auf die Räte zu nehmen, Maßnahmen zu lokalisieren, einen Zeitrahmen abzustecken und das nötige Geld einzuplanen. Wir müssen aus der Langsamkeit bei der Inklusion herauskommen.“